FYI.

This story is over 5 years old.

Sex

Die Höhen und Tiefen des jungen Swinger-Daseins

Wir haben uns mit einigen Orgien-Fans Anfang 20 über ihre besten und schlimmsten Sexparty-Erlebnisse unterhalten. Viele Köche verderben eben nicht immer den Brei.

Alle Illustrationen: George Heaven

Sex ist toll. Und Sex wird—zumindest in der Theorie—durch mehrere Sexpartner noch besser. Da ich mich schon länger in der Fetisch-Welt bewege, habe ich auch die Kollision der Tinder-Dating-Apocalypse mit dem 50 Shades of Grey-Effekt mitbekommen. Diese Kollision hat zur Folge, dass bereits jüngere Menschen in Kink- und Swinger-Gruppen unterwegs sind—und nicht mehr nur die klassische Zielgruppe der Leute mittleren Alters. Heutzutage kann sich jeder Interessierte ganz einfach eine Fetisch-Dating-App runterladen und dann als „Dom4You" auftreten, ohne dabei überhaupt den Unterschied zwischen einem Rohrstock und einer Reitgerte zu kennen.

Anzeige

Vor Kurzem hat uns die traurige Geschichte des Mannes, der bei einer Sexparty nicht reingekommen ist, mal wieder daran erinnert, was passiert, wenn sich Neulinge kopfüber in die Szene stürzen, ohne vorher das Kleingedruckte zu lesen. Ernsthaft, Leute! Taucht nicht einfach so auf, ohne diverse Referenzen angeben zu können! So habe ich mich auch dazu entschlossen, mit einigen Swingern Anfang 20 zu reden, um dabei herauszufinden, wie sie in die Materie gerutscht sind, welcher verrückter Abend bisher der beste war und warum das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei" eben nicht immer zutrifft.

„Man ist immer wieder auf der Suche nach dem Rausch des ersten Mals"

VICE: Wie bist du in die Swinger-Szene geraten?
Roisin, 22: Ich hatte schon immer ein gewisses Interesse und wollte das Ganze ausprobieren. Meine letzte Beziehung ging unter anderem auch deswegen in die Brüche, weil ich Lust auf lauter versaute Sachen hatte, mein Freund jedoch nicht. Als wir im Fernsehen dann zufällig eine Dokumentation über Sex-Partys gesehen haben, fragte ich ihn, ob er mich zu so etwas begleiten würde. Er verneinte. Nach unserer Trennung vor zwei Jahren tippte ich bei Google schließlich sofort „London Elite Sex Partys" ein und von da an ging es steil bergauf.

Wie lief dann deine erste Party ab?
Anders als erwartet. Es handelte sich um eine total glamouröse Privatparty, bei der vor allem Gäste Mitte 30 in Anzügen und mit filigranen Masken und so weiter anwesend waren. Ich begleitete einen Mann, den ich vorher im Internet kennengelernt hatte, und schaute anfangs eigentlich nur dabei zu, wie er es mit anderen Leuten trieb. Dann machte ich jedoch selbst mit und es war großartig. Als ich eine andere Frau leckte, drang irgendjemand einfach von hinten in mich ein und ich hatte keine Ahnung, wer das war. Im Grunde hatte man dort viel Freiraum zum Experimentieren und Loslassen.

Anzeige

Gab es auch schon mal nicht so schöne Zwischenfälle?
Manchmal ist es doch ziemlich ungewiss. Die eben beschriebene erste Party war mit Abstand die beste und jetzt bin ich immer wieder auf der Suche nach dem Rausch dieses ersten Mals. Dazu kommen dann noch die Situationen, in denen meine Gegenüber denken, dass sie mich einfach so berühren können. Da muss ich dann standhaft bleiben und Nein sagen. Ich bin eine junge, gut aussehende Frau und stelle deshalb bei solchen Veranstaltungen oft so etwas wie den Hauptgewinn dar. Außerdem werden bei den etwas versauteren Events oft richtig viele Drogen konsumiert. Darauf stehe ich gar nicht.

Was war dein bisher schönstes Erlebnis in der Swinger-Szene?
Die besten Erfahrungen mache ich normalerweise zusammen mit einigen Pärchen oder Freunden bei irgendjemandem zu Hause. Die Leute, mit denen ich feiere, sind alles Studenten zwischen 20 und 30—also Menschen, mit denen ich auch nicht in einem Swinger-Kontext abhängen wollen würde. Da fällt es mir dann auch leichter, mich zu entspannen.

Warum genau stehst du so aufs Swingen?
Es macht mir einfach viel Spaß. Außerdem nehme ich keine Drogen oder so und mache auch sonst keine allzu verrückten Sachen. Ich glaube, das Swingen ist einfach so etwas wie mein Laster.

Noisey: Welche Musik läuft eigentlich in Swingerclubs?

„Die beste Party war die in einem Privathotel, bei der alle richtig gut aussahen"

VICE: Wie und wann bist du zum Swingen gekommen?
Jay, 24: Ich datete eine ältere Frau, die zwar am Swingen interessiert war, dieses Interesse in ihrer alten Beziehung jedoch nicht ausleben konnte. Sie war bisexuell und wollte deshalb mehr mit anderen Frauen ausprobieren sowie gut bestückte Männer kennenlernen. Für meine erste Swinger-Erfahrung bin ich also zusammen mit ihr in einen entsprechenden Club gegangen.

Was gefällt dir am Swingen?
Die Möglichkeit, sein Verlangen und seine Instinkte auf eine rücksichtsvolle Art und Weise ausleben zu können. Beziehungspartner können dabei offen und ehrlich miteinander umgehen und erkennen, dass man sich auch zu anderen Menschen hingezogen fühlen kann, ohne dabei die Grundlage des Verhältnisses zu zerstören. Dazu wird noch eine tiefgreifende Verbindung geschaffen, wenn man seinem Partner oder seiner Partnerin vertraut, während er oder sie mit anderen Leuten „spielt".

Anzeige

Du hast bestimmt schon richtig gute, aber wohl auch richtig schlimme Sachen erlebt. Erzähl mir davon.
Die beste Party war eine Privatparty, bei der sieben Pärchen sowie einige nach Alter und Aussehen ausgewählte Frauen und Männer anwesend waren. Meiner Meinung ist das fürs Swingen essentiell und für eine solche Party ist es der Schlüssel zum Erfolg, wenn man sich gegenseitig attraktiv findet. Da war die Atmosphäre noch richtig entspannt und das Motto lautete „Alles kann, nichts muss". Natürlich haben dann aber trotzdem fast alle Anwesenden mitgemacht.

Die schlimmste Erfahrung habe ich bei einem Pärchen zu Hause gemacht. Die meisten Gäste kannten sich bereits, aber das passiert häufiger. Man muss ja auch bedenken, wie klein die Swinger-Community eigentlich ist. Einige der Anwesenden waren vorher jedoch in einer dominanten bzw. unterwürfigen Beziehung und genau dieser Umstand sorgte für große Spannungen. Somit war die ganze Veranstaltung total verkrampft und ich bin dann auch relativ früh wieder gegangen.

Inwiefern beeinflusst deine Vorliebe fürs Swingen deine Beziehungen?
So wie ich das sehe, hat jeder verschiedene Vorlieben, und die Menschen, die sich beim Gedanken an Gruppensex nicht wohlfühlen, haben oft ein Eifersuchtsproblem. Diesen Leuten wird es dann auch nie möglich sein, irgendwann doch aufs Swingen oder auf Dreier zu stehen.

„Das Schlimmste? Dieser eine Typ, der mich leckte, ohne vorher zu fragen."

VICE: Hey Mädels. Ihr habt erzählt, dass ihr oft zusammen zu Sexpartys geht. Wie habt ihr euch überhaupt kennengelernt?
Jenny, 25: Vor einem Jahr bin ich mit einem flüchtigen Bekannten zu einer „Torture Garden"-Veranstaltung gegangen und dort habe ich dann Fatima entdeckt. Sie sah richtig gut aus und ich meinte zu meiner Begleitung, dass ich nicht in ihrer Liga spielen würde. Deswegen hat er sie dann auch angesprochen.
Fatima, 25: Er winkte mich zu sich rüber und so kam dann ein Dreier zustande. Später haben wir uns dann alle drei noch mal getroffen und wieder Sex gehabt. Danach wurden Jen und ich zusammen mit einer Pizza in ein Taxi gesetzt und dort sind wir dann richtig ins Gespräch gekommen. Das ist auch irgendwie unser Ding, also After-Sex-Pizza.

Wie ist euer derzeitiger Beziehungsstatus?
F: Ich befinde mich in einer offenen Beziehung. Dabei bin ich aktiver in der Fetisch-Szene. Mein Freund war zwar schon mal mit bei Torture Gardens, aber nur als Zuschauer. Diese Beziehungsart ist neu für mich und die ganze Fetisch-Sache ist neu für ihn. Eigentlich hab ich ihn nur aus Spaß bei OkCupid angeschrieben.
J: Ich führe derzeit eine Beziehung, die man wohl als dominant bzw. unterwürfig bezeichnen könnte—also nicht zwangsläufig romantisch. Er ist dabei so etwas wie mein „Herr" und gibt mir quasi vor, wie ich mein Leben zu leben habe.

Erzählt mir von eurer letzten Sexparty.
J: Wir sind letzte Woche nach Berlin geflogen, wo wir zum Swinger-/Fetisch-Abend im Insomnia gegangen sind. Dort ging es allerdings etwas zahmer zu als erwartet.
F: Ich wurde dort auf einer Sexschaukel gefickt. Wir schauten uns im Club um und wollten richtig rangenommen werden, obwohl wir vom vorangegangenen Wochenende noch komplett zerstört waren. Dann wurden wir über ein Bett gebeugt und ein paar Typen versohlten uns mit ihren Gürteln den Hintern. Jen meinte daraufhin, dass ihr langweilig sei. Alle Anwesenden hatten einfach nur stinknormalen Gruppensex. Zwar standen auch Körbe voller Sexspielzeug herum, aber im Grunde waren wir da auf einer Allerwelts-Swingerparty.

Habt ihr bei einer Swingerparty auch schon mal etwas richtig Schlimmes erlebt?
F: Ich glaube, Jens schlimmstes Erlebnis fand an dem Abend statt, an dem wir uns auch kennenlernten.
J: Ja, ich war richtig wütend und verheult, weil mich dieser eine Typ einfach leckte, ohne vorher zu fragen. Abgesehen davon fallen mir jedoch keine schlimmen Erlebnisse ein. Killing Kittens hat mir zum Beispiel richtig gut gefallen.
F: Stimmt! Killing Kittens ist im Grunde eine normale Swingerparty: Viele Pärchen haben Sex mit anderen Pärchen. Ich meine, Orgien sind an sich gar nicht mal so sexy. Im Normalfall treffen sich dabei nur ein paar angetrunkene Leute, die dann miteinander rummachen. Dabei kommt es auch zu Mösenfürzen, Sachen gehen kaputt, Wecker klingeln, man unterhält sich über irgendwelche belanglose Scheiße, während die anderen Anwesenden daneben bumsen, man squirtet und versucht dann, die Sauerei wegzumachen, damit die anderen Gäste nicht in deinem Saft liegen müssen.

Glaubt ihr, dass tatsächlich das Swingen bei jungen Leuten beliebter wird, oder ist man allgemein lockerer und offener als früher?
J: Das Ganze wird bei jungen Menschen definitiv immer beliebter. Dafür ist auch das Internet verantwortlich, denn früher spielte sich alles noch mehr im Untergrund ab. Jetzt hat jeder Zugang zu allem.
F: Ich glaube, dass es inzwischen schon mehr Leute gibt, die einen Dreier hatten, als Leute, die noch keinen Dreier hatten. Mein Mitbewohner geht sexuell gesehen zum Beispiel eigentlich keine Wagnisse ein, aber auch er war schon mal mit einem Mann und einer Frau im Bett und hat da auch nicht zweimal drüber nachgedacht.