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Diese mysteriösen Symbole sind in 19 Games aufgetaucht und niemand weiß, warum

Spieler versuchen seit Jahren, diese Nuss zu knacken. Dabei ist gar nicht mal hundertprozentig sicher, dass es eine Nuss gibt – eine Spurensuche.

Screenshot mit freundlicher Genehmigung von

Game Detectives

Alex Bellavia war ein großer Fan des Indie-Games Crypt of the NecroDancer. Wann immer die Entwickler das Spiel updateten, sah er in den Game-Dateien nach, was sie geändert hatten.

Nachdem sie im Mai 2015 ein paar Fehler behoben hatten, stolperte Bellavia über eine seltsame Datei mit dem Namen "eye.jpg".

Bild mit freundlicher Genehmigung von Game Detectives

Das oben gezeigte Symbol war so seltsam, dass Bellavia es auf Reddit postete. "Ich dachte, es muss etwas bedeuten", sagt er mir. Eine der beliebteren Theorien zu dem Symbol konzentrierte sich auf die alternative Hauptfigur aus Crypt of the NecroDancer, Coda. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch niemand das Spiel mit Coda durchgespielt. Nicht viel später öffnete jedoch ein anderer User eye.jpg in einem Hex-Editor (Software, die das mathematische Gerüst einer Datei sichtbar macht). Die Person bemerkte in den Rohdaten von eye.jpg einen Verweis auf ein GIF. Der User kopierte einen kleinen Ausschnitt der Daten und erhielt so ein weiteres Bild—ein Zeichen (siehe unten).

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Bild mit freundlicher Genehmigung von Game Detectives

"Wenn man sich das Bild anschaut, dann sieht es nach einer Art Muster aus, die in einem Kreis eingeschlossen ist", schreibt der Nutzer, der es entdeckt hat. "Ich schätze, ich suche weiter nach Hinweisen." Was damals noch niemand wusste: Crypt of the NecroDancer ist nicht das einzige Spiel, in dem die kryptischen Symbole vorkommen. Tatsächlich hatten bereits Menschen versteckte Symbole in anderen Games entdeckt, doch niemand hatte zu diesem Zeitpunkt die Verbindung zwischen den Spielen hergestellt.

Doch wo es ein Symbol gab, da gab es auch ein Zeichen. Die Symbole waren lediglich der Hinweis darauf, dass die Spieler das Game nach einem Zeichen durchforsten sollten.

Kingdom of Loathing, ein Browser-RPG von 2003, gilt als das erste Spiel, in dem das Symbol vorkam. Es wurde allerdings erst im Oktober 2014 entdeckt. Im Februar 2015 wurde das Puzzle-Game Mini Metro heimlich, still und leise um ein Symbol ergänzt, das erst sichtbar wird, wenn man schnell zwischen dem Hauptmenü und den Schlusscredits hin- und herschaltet. Mehr als anderthalb Jahre lang, bis Anfang 2016, wurden keine weiteren Symbole gefunden—bis Alex Bellavia bei Crypt of the NecroDancer genau hinsah. Dieses letzte Symbol gab den Startschuss für ein Spiel, von dem noch keiner der Beteiligten wusste.

Screenshot mit freundlicher Genehmigung von Game Detectives

Als immer deutlicher wurde, dass ein Meta-Game langsam Form annahm, versammelten sich Fans an Orten wie Game Detectives, einem Subreddit, das berühmt dafür ist, genau solche Rätsel zu knacken. Durch systematisches Experimentieren und Datamining (ein Vorgang, bei dem Spieler den Code des Spiels durchsuchen) haben Hardcore-Tüftler insgesamt 19 Symbole gefunden. Die jüngste Entdeckung stammt aus dem Spiel You Have to Win the Game, einem Retro-Plattformer von 2012. Das Symbol wurde vermutlich zu irgendeinem Zeitpunkt per Patch eingefügt, aber so sicher ist sich da niemand.

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Und so sieht die ganze Sache inzwischen aus:

Bild mit freundlicher Genehmigung von Game Detectives

Jeder bunte Kreis ist ein Zeichen aus einem anderen Spiel. Übereinander gelegt ergeben sie dieses Bild. Es könnte eine Karte sein, oder … irgendetwas anderes.

So oder so, die Symbole und Zeichen sehen stark nach einem Alternate Reality Game (ARG) aus, in dem Spieler zusammenarbeiten müssen, um ein Rätsel zu lösen, das sich über die digitale und physische Welt erstreckt. Bei einem der bekanntesten ARGs, wie "I Love Bees" aus Halo 2, stellten sich Teilnehmer in Telefonzellen, um dort Geheimnachrichten zu empfangen, die sie der Lösung näherbrachten. In anderen Fällen waren schon Hinweise spektrografisch in Audio-Dateien verborgen.

Nur als Beispiel dafür, wie verschachtelt und irre das alles werden kann: Ein Symbol fanden die Rätselknacker, indem sie die Morsezeichen entschlüsselten, die sich versteckt in einem weiteren Symbol in dem ansonsten unschuldigen Handyspiel Slide the Shakes befanden. Der Morsecode verwies auf Koordinaten in Los Angeles, an denen jemand einen versteckten USB-Stick fand. Auf dem Stick war—natürlich—ein weiteres Symbol.

Foto via Reddit

Ich habe einige der Entwickler angeschrieben, in deren Spielen Symbole gefunden wurden. Die meisten haben nicht geantwortet, doch ein Entwickler schrieb mir, er habe sein "Ehrenwort gegeben, nichts zu verraten". (Der englische Wortlaut war: "I gave my word to keep a lid on it." Es ist nicht auszuschließen, dass sich darin ebenfalls eine Art Hinweis verbirgt.)

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Doch einige wenige Entwickler waren gewillt, mit mir zu reden. Ein bisschen, zumindest.

Ryan Clark, Designer bei Crypt of the NecroDancer, fragte mich, ob ich versuche, ihn in eine brenzlige Lage zu bringen, doch seine Wortwahl wirkte ebenfalls ein bisschen, als würde er mir damit zwischen den Zeilen einen Hinweis geben. "Patrick, you're not trying to put me in a JAM or a PICKLE, are you? She'd pulverize me!" (Nachdem ein Entwickler bereits das Wort "lid", also "Deckel", verwendet hat, kommt mir Ryan jetzt noch mit Konfitüre und Essiggurken, die bekanntlich in Gläsern mit Deckeln aufbewahrt werden! Zufall?)

Tanya Short, Designerin bei Moon Hunters teilte mir Folgendes mit: "Wie du dir denken kannst, habe ich nicht viel zu diesem Thema zu sagen. Aber ich bin froh, dass Moon Hunters die Spieler noch jahrelang unterhalten kann."

Jahrelang?

"Es führt definitiv wohin. Aber ich kann wirklich nichts darüber preisgeben, wohin. Ich weiß, das ist sicher frustrierend." – Zack Johnson

Duskers-Designer Tim Keenan behauptete, nicht zu wissen, was vor sich geht. Als ihn jemand fragte, ob er bei dem Spiel mitmachen wolle, suchte er sich bei anderen Entwicklern Bestätigung, dass er es nicht eines Tages bereuen würde. "Ehrlich gesagt ist es mir ein bisschen peinlich, aber ich weiß nicht genau, worum es überhaupt geht", sagt Keenan, der bereits Kotaku gegenüber eine ähnliche Aussage gemacht hat. "Für mich ist das irgendwie eine Art ARG-im-ARG, denn die Art, wie Duskers mit ins Spiel kam, ist auch schon ein wenig rätselhaft. Was auch immer da los ist, es ist auf alle Fälle seltsam!"

Wir wissen also, dass wir kaum etwas wissen. Im Gespräch mit einigen Rätselknackern höre ich mehrmals die Sorge, dass die ganze Sache ins Leere laufen könnte. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Zack Johnson, einer der Designer von Kingdom of Loathing, war gewillt, mir ein bisschen was zum Kopfzerbrechen zu geben: "Es führt definitiv wohin", sagt Johnson. "Aber ich kann wirklich nichts darüber preisgeben, wohin. Ich weiß, das ist sicher frustrierend."

Doch eine solche Aussage reicht Leuten wie Alex Bellavia vielleicht, der mit seiner Entdeckung in Crypt of the NecroDancer dieses Jahr alles so richtig losgetreten hat. "Du hast einfach durchgehend das Gefühl: 'Hey, das hier ist echt'", sagt er. "Das hier ist ein großes Rätsel. Es ist wie in den ganzen Büchern, die du früher gelesen hast, nur bist du diesmal Teil davon—wenn auch nur ein kleiner."