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Österreich hat einen BDSM-Fetisch

Österreich liegt im internationalen Pornhub-Ranking auf Platz 1 bei der Suche nach BDSM. Wir haben im Kaffeesud der Porno-Suchergebnisse gelesen und sagen euch, mit welchen Begriffen wir ein besseres Bild abgeben würden.
Österreich liegt auf Platz 1 der weltweiten BDSM-Suche

​Österreich, wir müssen reden. Ich weiß, du hast es nicht so mit dem gesunden Selbstwertgefühl und kompensierst deine körperliche und geistige Schrumpfung im Lauf des letzten Jahrhunderts gern mit einer bunten Palette an Minderwertigkeitskomplexen und Selbstbestrafungsritualen.

Ich weiß auch, dass es nicht von ungefähr kommt, dass der Begründer des Masochismus, Leopold von Sacher-Masoch, Österreicher war und wir uns in seinem Hauptwerk Venus im Pelz alle irgendwie wiedererkennen (und zwar nicht in der Venus, sondern eher in ihrem Pelz, und zwar nachdem er tagelang vollgeschwitzt wurde und im Schlamm gelegen ist).

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Und ich weiß vor allem, dass die ungünstige Mischung aus rauem Klima und noch rauerem Katholizismus nicht ganz unschuldig daran ist, dass deine Bevölkerung gerne Dinge sagt wie „Na und, wir hatten's früher auch nicht leichter!?" und sich schon als Märtyrer sieht, wenn sie drei Minuten auf die nächste Straßenbahn warten muss.

Aber, liebes Österreich, selbst wenn du dich inzwischen damit abgefunden hast, der Welt ihren Stiefel abzulecken (und das ist immerhin Italien), müssen wir dringend etwas an deinem Porno-Konsum ändern.

Solange du nämlich im weltweiten Vergleich weiterhin das Land bist, in dem am Allerhäufigsten von allen Ländern nach BDSM gesucht wird, wird das auch in Zukunft nichts mit der positiven Außenwahrnehmung.

Nicht, weil Bondage und SM an sich böse wären oder weil ich glauben würde, dass man ist, was man schaut (oder wozu man masturbiert). Immerhin glaube ich auch nicht, dass Call of Duty Soziopathen produziert oder Brot die Ursache für Highschool-Massaker ist, nur weil 100 Prozent aller Amokläufer es irgendwann im Jahr vor ihrer Tat konsumiert haben. Es geht mir hier eher um die Signale, die du, liebes Österreich, international setzt, und um das, was manche Eigen-PR nennen würden.

Seit den beiden Keller-Fällen Fritzl und Kampusch warst du nämlich vor allem ​mit der Hochzeit von Richard Lugner und zuletzt mit der Meldung, ​dass niemand Hitlers Haus haben will, in den internationalen Schlagzeilen. Du siehst wahrscheinlich schon, worauf ich hinaus will. In den weltweiten News bist du immer noch das Land, das man wegen seinen Schrulligkeiten, Nazis und Mozart kennt.

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Die häufigsten Begriffe innerhalb von Österreichs BDSM-Suche sind laut Pornhub übrigens Bondage, Sklaven und Bestrafung, was die Sache jetzt nicht direkt besser macht. Genauso wenig wie der Umstand, dass die selbstbewusstesten Staaten (und vielleicht nicht ganz zufällig auch Weltmächte) USA und China sogar noch unter dem weltweiten Durchschnitt in Sachen BDSM-Fixierung liegen.

Die häufigsten Begriffe innerhalb von Österreichs BDSM-Suche sind laut Pornhub  Bondage, Sklaven und Bestrafung

Ein kleiner Suchmaschinen-investigativer Abstecher zu Google Trends hat mir außerdem verraten, dass vor allem ​Wien, Niederösterreich und Salzburg nach Sklaven(dasein?) dürsten, während ​Wien, Tirol und Niederösterreich gerne ihre Herrin herbei googlen. Was für sich genommen nicht sehr viel mehr sagt, als dass du dir deine Problemzonen Wien und Niederösterreich mal genauer anschauen solltest.

Im Zusammenhang mit dem Rest sagt es aber auch, dass du verdammt noch mal erwachsen werden und endlich damit aufhören solltest, dein katholisches Schuldbedürfnis mit Unterwerfungs-Googlen zu kompensieren.

Wenn ich dir also einen Image-Ratschlag geben darf, Österreich: Such lieber nach lebensbejahenden Porno-Schlagwörtern, die in Zukunft mehr Weltoffenheit und Kommunikativität suggerieren. Hier ein paar Vorschläge:

Orgy: Wer Orgien hat, zeigt damit sein kommunikatives, nonverbales Multitalent sowie seine Empathie-Fähigkeit und kann mit ziemlicher Sicherheit kein Soziopath sein.

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Massage: Okay, hier kommt eine Preisfrage: Wie oft habt ihr schon von Sexualstraftätern gehört, die jungen Frauen nächtens an einsamen Straßenecken auflauern und sie dann fragen „Darf ich dir deine Verspannung wegmassieren?" Masseure sind vielleicht Creeps, aber sie sind niemals gefährlich. Egal, ob du nach Nuru, Orgasmic, Anal oder Gay suchst: Massagen sind das Suchbegriffs-Abzeichen der Sex-Pfadfinder.

Interracial: Natürlich sollten solche Begriffe gar nicht mehr existieren, aber SOLL ist nicht gleich IST und durch Suchbegriff-Verweigerung allein verschwinden leider auch keine Probleme. Solange die Welt also nicht perfekt ist, bleibt einem nur, auch beim Pornoschauen nicht ganz auf die Missstände zu vergessen und mit ein bisschen Suchmaschinen-Aktionismus zu zeigen, dass man für Völkerverständigung und interkulturellen Austausch ist.

Old/Young: Auf den ersten Blick klingen Opas mit Schülerinnen oder Omis mit Junghengsten nicht gerade so, als würden sie im Porno-Spektrum am anderen Ende von BDSM stehen. Aber nichts sagt so schön Generationenverständigung wie ein gutes Varsity Granny Fucks Football Hunk-Video. Immerhin wird unsere Gesellschaft demografisch nicht homogener, die medizinische Versorgung auf Dauer nicht schlechter und die Zahl der Grünwähler-Rebellen unter den Großeltern nicht niedriger.

Outdoor: Wenn man die Nazis und Kerkermeister weglässt und Österreich ohne seine Skandale betrachtet, bleiben hier (​nicht nur, aber auch in Stock-Fotos) vor allem naturburschikose Alpenhirten, Bergsee-Bader und Käsebottich-Umrührer. Kurz: Menschen in freier Natur, die mit wenig Kleidung viel anstrengende und manchmal ziemlich dreckige Arbeit verrichten. Wenn das nicht haarscharf nach der Prämisse für so ziemlich jeden Outdoor-Porno klingt, weiß ich auch nicht. Durch diese Porno-Kategorie lässt sich das positivste Österreich-Klischee der Welt endlich bestätigen.

Also, liebes Österreich: Nutze diese Chance, die wie ein Enzian am Wegesrand unseres Schmuddel-Netzkonsums blüht.

​Markus therapiert Österreich auch auf Twitter: @wurstzombie


Titelfoto: ​davitydave | ​flickr | ​cc by 2.0