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Menschen

Was österreichische Vornamen über Generationen aussagen

Warum heißen eure Eltern Erwin und Silvia? Wie wird es eigentlich, wenn Vivien-Angel-Céline selbst Oma ist? Und werden Patze und Steffi ihre Erstgeborenen „Trimon-17" oder „Chromo-XYZ" nennen?
Alte österreichische Vornamen

Vornamen sind eine Modeerscheinung. Sie kommen, sie gehen und manchmal kommen sie auch wieder zurück. Wenn du beispielsweise Anfang der 90er in Österreich zur Welt gekommen bist, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass du Lukas oder Julia heißt. Heute würden deine Eltern dich wohl Tobias oder Anna taufen. Oder eher Tobias Luca Kilian—Kinder brauchen ja heutzutage einen ganzen Haufen Namen, mindestens drei.

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Besonders kreative Mütter und Väter vererben ihre eigenen Vornamen auch einfach immer wieder weiter und so kann es schon mal vorkommen, dass man bereits der fünfte Heinz in der Familie ist. Trends in Sachen Namensvergabe können aber auch viel über Generationen, ihre Fortschritte und ihren Hang zur Wiederholung aussagen. Am besten erkennt man das aber anhand einer chronologischen Auflistung.

Wir haben uns durch unseren Bekanntenkreis und verstaubte Internet-Archive der Statistik Austria gewühlt, um herauszufinden, wie sich Vornamen hierzulande über vier Generationen hinweg entwickelt haben, wie deine Eltern heißen und welche Namen sich aktuell vorübergehender Popularität erfreuen. (Spoiler: Kevin ist nicht mehr dabei.)

Phonetisch gleichlautende Namen wurden zusammengefasst, Doppelnamen nicht berücksichtigt.

Deine Großeltern

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Foto: Marjon Kruik | Flickr | CC by 2.0

Mädchen: Brunhilde, Gertrud, Elisabeth, Hildegard, Irmgard, Elfriede, Bertha, Erna, Lieselotte, Ilse, Gerda, Herta, Ursula, Helga, Margarete, Martha, Hermine, Rosa, Johanna

Buben: Wilhelm, Karl, Franz, Otto, Friedrich, Josef, Herbert, Heinrich, Kurt, Johann, Alois, Willibald, Heinz, Rudolf, Walter, Leopold, Robert, Ferdinand, Gustav, Hugo, Albert, Walter, Norbert

Analyse: Deine Großeltern sind in der Regel in den 20ern, 30ern oder 40ern zur Welt gekommen und hatten nicht immer Glück bei der Namensgebung durch ihre Vorfahren. Als letzten Abschiedsgruß an eine begrabene Monarchie wurden Oma und Opa gerne mal mit kaiserlichen Namen wie Karl, Elisabeth, oder Franz gebrandmarkt. Noch schlimmer erwischt hat es jede Brunhilde—ihr Name klingt heute zwar nach alter Dame, sie war aber schließlich auch mal ein kleines Mädchen. An alle Alberts und Willibalds da draußen: Ihr seid die Kevins eurer Generation. Wir salutieren.

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Deine Eltern

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Foto: Todd Ehlers | Flickr | CC by 2.0

Mädchen: Sabine, Monika, Gerlinde, Barbara, Brigitte, Susanne, Renate, Claudia, Christine, Edith, Gabriele, Andrea, Silvia, Regina, Petra, Karin, Doris

Buben: Jürgen, Wolfgang, Günter, Klaus, Manfred, Hans, Erwin, Peter, Fritz, Ludwig, Christian, Ingo, Hermann, Werner, Harald, Gerhard, Hubert, Horst, Hugo, Dieter

Analyse: Du kennst die Gittis, Monis und Gabis dieser Welt, denn sie sind deine Mutter. Sie haben sich einst einen Wolfi, Günter oder Klausi geangelt und leben jetzt den Traum einer österreichischen Patchwork-Familie. Gabi hat sich nämlich mittlerweile von Jürgen getrennt und lebt jetzt mit Horsti in einer glücklichen Beziehung. Viele Namen aus der Babyboomer-Generation konnten sich bis heute durchschwindeln—Andrea und Peter sind beispielsweise nicht gerade selten—, die meisten klingen aber sehr nach Mittvierziger und ja, irgendwie auch nach Schlager.

Du

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Foto: Eva Zar via VICE Media

Mädchen: Julia, Lisa, Stefanie, Sandra, Katharina, Sabrina, Verena, Christina, Melanie, Daniela, Nicole, Katrin, Carina, Tanja, Bianca, Andrea, Theresa, Jennifer, Sarah, Jacqueline

Buben: Lukas, Michael, Patrick, Stefan, Daniel, Thomas, Christoph, Dominik, Philipp, Florian, Manuel, Andreas, Martin, David, Kevin, Alexander, Matthias, Kevin

Analyse: Jeder, wirklich jeder von euch, kennt mindestens eine Julia und einen Lukas. Letzterer war geschlagene 17 Jahre lang unangefochten an der Spitze der beliebtesten Vornamen Österreichs und konnte erst 2013 von Tobias abgelöst werden—die Lukas-Dichte ist hierzulande dementsprechend hoch. Außerdem sind doch alle von uns mit einem Patze, einer Jacqui, einer Nici und einem Kevin aufgewachsen. Wir verweisen an dieser Stelle auf den bezeichnenden Titel, den wir mit „Generation Y" verliehen bekommen haben, und geben die Frage zurück: Warum?

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Deine Kinder

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Foto: Iqbal Osman | Flickr | CC by 2.0

Mädchen: Leonie, Anna, Emilia, Lea, Hannah, Sophie, Emma, Lena, Laura, Valentina, Elena, Emely, Pia, Selina, Lilly, Maja, Linda, Rosa, Lina, Mia

Buben: Tobias, Luca, Emil, Leon, Noah, Felix, Luis, Jakob, Paul, Jonas, Vincent, Finn, Elias, Simon, Raphael, Kilian, Jan, Ben, Matteo, Niklas, Carl, Konrad

Analyse: Kevinismus ist real und die Botschaft scheint mittlerweile auch bei kinderkriegenden Österreichern angekommen zu sein. Nachdem eine Studie 2009 ergab, dass Lehrer Vorurteile gegenüber Kindern mit bestimmten Vornamen haben, fiel Kevin dauerhaft aus der Namen-Rangliste. Der aktuelle Trend ist der folgende: Je weniger Silben, desto besser. Dafür finden anscheinend viele hippe Eltern Gefallen daran, ihren Vintage-Babys urgroßelterliche Namen von vor 100 Jahren zu geben. Somit wird eine Generation voller Pauls, Emils, und Noahs herangezüchtet—inzwischen ist Emilismus längst zum legitimen Nachfolger von Kevinismus geworden.

Ich will jedenfalls gar nicht an die Zukunft denken. Eltern wollen ja immer so originell sein—sie werden sicherlich auch weiterhin versuchen, möglichst individuelle und exotische Namen zu finden. Manche taufen ihre Lendenfrüchte sogar skrupellos Brittany-Ocean oder Jerôme-Dean-Henessy. Wenn ihr mich fragt, sind das keine Namen, das sind Probleme.

Wann erleben frühere Assi-Namen ihr Revival? Wie komisch wird es eigentlich, wenn die ganzen Vivien-Angel-Célines irgendwann Omas sind? Werden womöglich gänzlich neue Namen erfunden und Patze und Steffi nennen ihren Erstgeborenen „Trimon-17" oder „Chromo-XYZ"? Im besten Fall geht's einfach wieder von vorne los und wir sind eines Tages Großeltern vom kleinen Albert. Oder Heinz-Günter. Oder einfach Gert.

Franz heißt in Wahrheit Franz-Josef und twittert hier: @FranzLicht


Titelbild: Collage von VICE Media, Foto von Anonym | Wikimedia | cc by 1.0