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Strache will die Krampus-Traditionen ernsthaft ausgerechnet „für die Kinder“ bewahren

Der FPÖ-Obmann hat wieder mal etwas auf Facebook gepostet, das genauso gut von Blutgruppe HC Negativ, den Gebrüdern Moped oder der Tagespresse stammen könnte.

Es kommt ja öfter mal vor, dass wir Pressemitteilungen, Plakate oder Postings der FPÖ zweimal anschauen und dreimal auf ihre Echtheit überprüfen müssen, bevor wir es selbst wirklich glauben können. Und obwohl sich diese Vorsicht im letzten Jahr immer öfter als überflüssig erwiesen hat, waren wir auch diesmal skeptisch, als die ersten Screenshots von Straches Perchten-Posting in unsere Newsfeeds gespült wurden.

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Auf dem rechtefreien Wikimedia-Foto, das die „HC Strache"-Seite vergangene Sonntagnacht um 01:31 Uhr veröffentlicht hat, sieht man eine Krampus-Figur, die sich ziemlich gut als Bösewicht inThe Purge 3 eignen würde—darüber steht im bekannten freiheitlichen Font: „Unsere Tradition. Unsere Zukunft."

Im Begleittext macht Heinz-Christian Strache sicherheitshalber auch den Kontext klar: „Wir sind es unseren Kindern schuldig, das Kulturgut unserer Heimat zu schützen und für die Zukunft zu bewahren."

Das ist, um es freundlich auszudrücken, irritierend. Nichts gegen gruselige Figuren und rituellen Horror—ich persönlich liebe Slasher-Filme und lass mich gern schocken. Aber vielleicht sollte sich die FPÖ die Mühe machen und einfach mal die Kinder direkt fragen, denen wir laut Heinz-Christian Strache den Erhalt der Tradition „schuldig" sind.

Übrigens gehören Krampus und Perchten—genau wie der Weihnachtsbaum, wenn wir schon dabei sind—zu den heidnischen Traditionen aus vorchristlichen Zeiten. Wie gut sich das mit dem Hochhalten christlicher Werte verträgt, sei dahingestellt. Aber vermutlich sollte man sich über Stringenz in der FPÖ nicht mehr Gedanken machen, als die Partei selbst es tut.

Was solche Postings aber wieder einmal zeigen, ist, wie anfangs schon erwähnt, dass die FPÖ nicht substanziell anders auftritt als die Satire-Seiten, die sich über sie lustig machen. Das Krampus-Posting hätte ohne irgendeine Änderung genauso von der Blutgruppe HC Negativ, den Gebrüdern Moped oder der Tagespresse stammen können.

Davon, dass die FPÖ offenbar kein Problem damit hat, wie der leibhaftige Beelzebub aufzutreten, rede ich erst gar nicht. Alles, was man dazu sagen könnte, hat sowieso Bertolt Brecht in seinem Gedicht „Die Masken des Bösen" schon viel besser gesagt:

An meiner Wand hängt ein japanisches Holzwerk
Maske eines bösen Dämons, bemalt mit Goldlack.
Mitfühlend sehe ich
Die geschwollenen Stirnadern, andeutend
Wie anstrengend es ist, böse zu sein.

Markus auf Twitter: @wurstzombie