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Der Billa Hausverstand ist jetzt weiblich – im Vorstand sitzen 0 Prozent Frauen

"Es könnte sich lohnen, künftig öfter mal auf eine Frau zu hören!", sagte der Billa-Vorstand zur weiblichen Besetzung des Hausverstands. Für den Konzern gilt das offenbar nur bedingt.
Screenshot via YouTube

Den Hausverstand von Billa gibt es nicht mehr; man will nämlich weiblicher werden. Weil "die Hausverstand" aber dann doch nicht richtig klang, hat das Unternehmen kurzerhand "Mein Hausverstand" draus gemacht. Billa-Vorstand Josef Siess erklärte die Abschaffung des männlichen Hausverstands damit, dass der Schwenk zu einer Frau den heutigen Zeitgeist einfach besser treffe.

Immerhin seien zwei Drittel der Billa-Kundschaft Frauen und Frauen würden außerdem eher Attribute wie Nähe, Achtsamkeit, Intuition und Leichtigkeit verkörpern.

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Dass nur ein Drittel der Billa-Kunden Männer sind, liegt aber wohl kaum an der Vermarktungsstrategie der Kette oder den Produkten, die sie verkaufen, sondern vielmehr an der Tatsache, dass Hausarbeit in Österreich noch immer großteils Aufgabe der Frau ist: Rund drei Viertel der Haushaltstätigkeiten werden laut einer Umfrage immer noch von Frauen erledigt. "Es könnte sich lohnen, künftig öfter mal auf eine Frau zu hören!", erklärte der Billa-Vorstand in einer Pressekonferenz.

Im Unternehmen selbst hört man da schon etwas weniger auf Frauen und verzichtet auf ihre vielgelobten Eigenschaften. In der Werbung, die den Wechsel vom männlichen zum weiblichen Hausverstand ankündigt, sagt das neue Testimonial: "Jetzt schauen Sie nicht so überrascht! Ja, ich bin eine Frau—und das spielt in Zeiten wie diesen gar keine so unwichtige Rolle. In Zeiten wie diesen kann es nicht schaden, Dinge öfter mal aus weiblicher Sicht zu sehen."

Das klingt super. Billa scheint damit im Jahr 2016 angekommen zu sein. Allerdings gilt das nur in Bezug auf seine Werbelinie, nicht im Hinblick auf die Unternehmensführung. Der Billa-Vorstand besteht aus zwei Männern und null Frauen. Dasselbe gilt für den Vorstand der Rewe-Gruppe, zu der Billa gehört: Vier Männer, keine einzige Frau.

Klar, so eine Kritik kann schnell auch überkorrekt und undankbar wirken. Aber erstens kann bei einem Frauenanteil von 0 Prozent kaum noch die Rede von einem unabsichtlichen Zufall sein. Und zweitens darf man von einem Unternehmen, das sich in seiner Werbung mit Feminismus brüstet, durchaus erwarten, dass diese Botschaft auch intern angekommen ist. Alles andere ist Heuchelei.

Auf Anfrage bei der Rewe-Gruppe sagt man erst, dass der Vorstand gar nicht nur aus Männern bestehe. Ich solle aber noch eine Mail mit meiner Anfrage schicken. Dieses Statement bekommen wir daraufhin zugeschickt: "Die Handelsbranche ist eine Branche, in der überwiegend Frauen arbeiten. Bei uns übernehmen Frauen viele wichtige und verantwortungsvolle (Führungs-)Positionen." Es sei korrekt, dass bei Billa und der Rewe der Vorstand männlich sei. Allerdings habe man mit Kerstin Neumayer, der Vorstandsvorsitzenden von Merkur, Alexandra Draxler-Zima, der Vorstandsvorsitzenden von Adeg, Brigitte Brunner, Geschäftsführerin von Penny und Martina Hörmer, Geschäftsführerin Ja! Natürlich auch erfolgreiche Top-Managerinnen im Unternehmen.

Hanna auf Twitter: @HHumorlos