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Die Graffitijäger der Bahn werden dich mit Drohnen beobachten

Die Bahn fährt neue Geschütze auf und wird dich bald mit Drohnen dabei beobachten, wie du Züge bemalst. Und wenn du etwas klaust, ist alles schon voll mit Bahn-DNA. Wir haben uns mit einem Sprayer darüber unterhalten, was er von der Sache hält.

Früher musste man sich beim Sprayen auf weitläufigem Bahngelände nicht so viele Sorgen machen, vor allem wenn man nachts unterwegs war. Jetzt arbeitet die Deutsche Bahn jedoch an einer Drohne, mit der die Jagd auf die nachtaktiven Graffiti-Maler bald einfacher werden könnte. Der fliegende Spürhund, eine Art unbemannter Minihelikopter, wird derzeit ausprobiert und könnte nach dem erfolgreichen Bestehen der Testphase in den Dienst gestellt werden.

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Ferngesteuert durch einen DB-Mitarbeiter fliegt das neue Auge der Bahn dann über das DB-Gelände und erfasst mit der eingebauten Infrarotkamera alles, was lebt und sich bewegt. Ein Sprecher der Bahn hat mir in einer E-Mail geschrieben, dass vergangenes Jahr über 14.000 Schmierereien gezählt wurden, weshalb sie jetzt „neue Wege bei der Bekämpfung von Graffitis und Vandalismus“ ausprobieren. Sie wollen jetzt auch  künstliche DNS auf ihr verschiedenes Hab und Gut sprühen, zum Beispiel auf Kupferkabel, die dauernd geklaut werden, und ihre Kameraüberwachung für 40 Millionen Euro ausbauen. Da wirkt die Anschaffung von ein paar Anti-Graffiti-Drohnen für je 60.000 Euro wie eine kleine prophylaktische Maßnahme am Rande. Die neue Drohne wird aus circa 150 Metern Höhe alles geräuschlos beobachten können. Die drahtlos übertragenen Videobilder werden dabei nicht aufgezeichnet, da die DB „das Geschehen live beobachtet“, so ein Bahn-Sprecher.

Die Bahn hat nämlich keine Lust mehr, so viel Geld für die Grafittibeseitigung auszugeben—allein im Jahr 2012 7,6 Millionen Euro. Damit sich die Gäste wohlfühlen: „Denn Fahrgäste fühlen sich in beschmierten Zügen, Wartehallen und in Abteilen mit zerkratzten Scheiben unwohl“, schrieb das Unternehmen in einer Pressemitteilung im März.

Graffiti ist aber auch nicht das größte Übel der Bahn. Mit Kabeldiebstählen haben sie auch zu kämpfen. Deshalb gibt es gegen Kabeldiebe eine andere, hochmoderne, Waffe: künstliche DNS. Das ist wie eine milchige Flüssigkeit, die auf die wertvollen Kabel und andere Kupfer-, Aluminium-, Bronze- und Eisenteile gesprüht wird. Sollte das markierte Kabel geklaut werden und wieder auf dem Rohstoffmarkt auftauchen, können die Ermittler durch das Mikroskop Abertausende Mini-DB-Logos sehen und sie wissen direkt, wem es eigentlich gehört. Selbst bei einem Diebstahlversuch werden Kleidung und Werkzeuge des Täters mit dem DB-Erbgut benetzt, was ihn bei ultraviolettem Licht sofort verraten würde.

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Ich habe mich mit einem Sprayer darüber, wie er die neuen Maßnahmen austricksen will, unterhalten. Natürlich wollte er nicht, dass wir seinen Namen nennen. Sagen wir, er heißt Tim.

VICE: Was also ändert sich für euch eigentlich mit der Beobachtungsdrohne?
Tim: Was sich jetzt konkret durch die Drohne ändern wird, kann ich nicht sagen. Es ist ja so, dass die Drohne am Ende Bilder von maskierten Tätern liefen wird—und die Polizei wird dadurch theoretisch in der Lage sein, die Bereiche, die es zu schützen gilt, live aus der Luft überwachen und somit schneller und gezielter eingreifen, was das Risiko, erwischt zu werden, erhöht. Aber solange die keine Selbstschussanlagen aufstellen, oder sonstiges, wird es immer Möglichkeiten geben zu malen.

Wurdest du schon mal erwischt?
Ja.

Ok. Du machst aber weiter damit, oder?
Ich glaube, ich kann das gar nicht richtig beantworten, aber ich fand es, als ich jung war, immer faszinierend, die krass durchgestylten bunten Namen von Leuten, die man noch nie gesehen hatte, auf Wänden und Zügen zu sehen. Vielleicht ist es die Faszination für die Sache—es ist ja auch immer ein krasses Gefühl, ein gutes Bild gemalt zu haben.

Sind du und deine Freunde nach dem Zwischenfall vorsichtiger geworden?
Sicherlich ist man vorsichtiger geworden, aber man kann immer was übersehen oder Fehler machen, und unerwartete Dinge können auch immer passieren.

Stellt die Bahn euch spezielle Fallen?
Ich weiß nicht, ob die überhaupt Fallen stellen. Man kann sich auch immer viel einreden.

Was für Gefahren gibt es sonst?
Das Übliche: Polizei, Bahner, Putzer, Zäune, Alkohol.

Habt ihr Schiss vor den Drohnen?
Ein Thema ist es schon, allerdings weiß man ja auch nicht, wie das dann in der Realität aussieht und ob das alles so klappen wird, wie die Bahn sich das vorstellt. Außerdem, wenn du einem Raucher sagst, dass er Krebs vom Rauchen bekommen kann, hört er noch lange nicht auf zu rauchen, aber möglicherweise können sich die Drohnen zum Problem entwickeln.

Glaubst du auch, dass Fahrgäste sich in vollbesprühten Waggons nicht wohl fühlen?
Ich kann schon nachvollziehen, dass sich Fahrgäste in einem vollgeschmierten Waggon mit zerkratzten Scheiben und zugetaggten WCs unwohl fühlen könnten, aber wenn wir ehrlich sind, gibt es bei der Bahn viel größere Defizite, die dafür sorgen, dass sich Fahrgäste unwohl fühlen.