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Bundestagswahl 2017

Warum du deinen angekreuzten Wahlzettel nicht auf Instagram posten solltest

Sei schlau. Sei nicht wie Micaela Schäfer.
Screenshot: Instagram

Herzen kannst du auf viele Weisen brechen, das Wahlgeheimnis aber auch – und das sogar mit Herzen. Micaela Schäfer hat vorgemacht, wie es geht. Auf Instagram postete sie: "<3 Ich habe per Briefwahl meine Stimme abgegeben – ich wähle die CDU und damit unsere Bundeskanzlerin. <3 Wen wählt Ihr eigentlich, meine Süßen?" Dem hat sie nicht nur die Hashtags #teammerkel und #wählenistwichtig beigefügt, sondern auch ein Foto aus der Kategorie "Micaela machts (fast) nackt". Dieses Mal: wählen auf der Couch.

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Und weil der Stimmzettel bereits ausgefüllt ist, wissen wir nun, dass das Model nicht nur für die Erststimme bei CDU-Direktkandidat Timur Husein (Wahlkreis Berlin-Friedrichshain – Kreuzberg – Prenzlauer Berg Ost) gekreuzt, sondern auch ihre Zweitstimme der Union geschenkt hat. Wobei verschenkt hier wohl eher das richtige Wort ist, denn Schäfer verstößt mit dem Post allem Anschein nach gegen das Gesetz.


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Der Staat regelt die Briefwahl in Paragraf 66 der Bundeswahlordnung. Darin heißt es: "Der Stimmzettel ist unbeobachtet zu kennzeichnen und in den Stimmzettelumschlag zu legen." Ausnahmen gibt es nur für Menschen mit Behinderungen und deren Hilfspersonal. Dazu zählt Micaela Schäfer nicht. Solange sie also nicht selbst die Kamera mit einem Seil an die Lampe ihres Wohnzimmers gebunden hat, nur um dann den 30-sekündigen Selbstauslöser zu drücken und locker-leger auf die Couch zu fallen, hat sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allein gewählt. Und selbst wenn dem doch so war, hat sie das Foto ja immer noch mit 467.000 Fans auf Facebook und ihren 84.000 Instagram-Abonnenten geteilt.

Ihre Stimme könnte jetzt von den Wahlbehörden für ungültig erklärt werden. Auch eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren ist für Merkel-Fan Schäfer und ihren Begleiter theoretisch möglich. Das kann auch dir passieren, wenn du ein Foto deiner Kreuze veröffentlichst. Dafür müssen es noch nicht mal eine halbe Million Menschen sehen, im Zweifel reicht ein besonders pflichtbewusster Mitbürger im digitalen Bekanntenkreis.

Obacht aber auch am Sonntag in der Wahlkabine: Hier herrscht mittlerweile ein generelles Foto- und Filmverbot, das hat der Bundeswahlleiter im April beschlossen. Auch für Snapchat gibt es keine Ausnahme. Wenn du der ganzen Welt trotzdem zeigen willst, was für ein toller Frühaufsteher du bist, und dann erwischt wirst, kann der Wahlvorstand vor Ort deine Stimme zurückweisen. Sollte es dir allerdings gelingen, deinen korrekt gefalteten Stimmzettel vorher in die Wahlurne zu bugsieren, zählt deine Stimme trotzdem.

Dennoch gilt: Das Stimmzettel-Selfie ist das Dick Pic der Bundestagswahl – niemand will es sehen und im schlimmsten Fall bringt es dich in Schwierigkeiten. Für alle anderen Posts einschließlich derer, in denen du ankündigst, diese oder jene Partei zu wählen, gilt: Vergiss niemals, wirklich niemals die scheiß Herzen!

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