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Clans und Salafisten

Hier geht ein Abou Chaker in der radikalen Al-Nur-Moschee beten

Bei der Jagd auf Falschparker vor einer Salafistenmoschee ist Spiegel.TV ein interessanter Fang ins Netz gegangen.
Die Al-Nur-Moschee in Berlin Neukölln und Rommel Abou-Chaker beim Betreten dieser.
Al-Nur-Moschee: imago | Müller-Stauffenberg || Rommel Abou-Chaker: Screenshot Spiegel.TV || Collage: VICE

Spiegel.TV ist ein ewig währender Quell für inspirierenden Investigativjournalismus: Regelmäßig rennen Reporter vorbestraften Neonazis hinterher, konfrontieren zwielichtige Bandenbosse oder provozieren Straftäter vor laufender Kamera. In der neuesten Folge beschloss Reporter Thomas Heise, vor der islamistischen Al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln zu recherchieren. Und hat dabei einen spektakulären Fund gemacht.

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Heise fand sich pünktlich zum Freitagsgebet vor der Moschee ein, um zu beobachten, wer sich in der radikalislamischen Glaubensstätte tummelt. Dabei machte er eine schockierende Beobachtung: Muslime halten sich nicht an unsere Verkehrsregeln. "Rund 30 Autos stehen mittlerweile im absoluten Halteverbot", sagt Heise bedeutungsschwanger, und schiebt hinterher: "Auch die Bushaltestelle ist besetzt." Später konfrontiert Heise machtlose Anwohner, die gegen die Ordnungswidrigkeit nicht vorgehen können, weil im Bürgeramt "Schichtwechsel" ist.

Daraus hat Spiegel.TV einen gut vier Minuten langen Film gemacht, der den Namen "Parken wie es Gott gefällt" trägt. Eigentlich wäre das alles ganz unterhaltsam, passierte da nicht etwas Unerwartetes ab Minute 2:10. Ein silberner Mercedes S-Klasse Coupé fährt vor die Moschee, hält in einer Nebenstraße, heraus steigt Rommel Abou-Chaker, Mitglied der berühmt-berüchtigten Abou-Chaker-Familie. Im Wissen, dass er gefilmt wird, verdeckt sich Abou-Chaker das Gesicht mit seinem T-Shirt und rennt Richtung Moschee.

Zwischen Schahāda und Schutzgeld

Das ist deswegen spektakulär, weil die Abou-Chakers die wahrscheinlich prominenteste kriminelle Großfamilie Deutschlands sind. Im Œu­v­re der Großfamilie stehen Delikte wie Körperverletzung, Zuhälterei, Erpressung, Drogenhandel oder schwerer Raub. Das lässt einen relativ schnell zum Schluss kommen: Die Abou-Chakers passen eigentlich gar nicht in die gottesfürchtige Al-Nur-Moschee; sie sind eher der Inbegriff dessen, was fromme Muslime unter "haram" verstehen.

Der 41-jährige Rommel Abou-Chaker ist dabei einer der fünf Brüder von Arafat Abou-Chaker, der einst Bushido Rücken gab, bis dieser sich mit dem Clanboss verkrachte und zum Remmo-Clan ging. Googelt man Rommel Abou-Chaker, erfährt man, dass er als Mittelfeldspieler für BFC Preußen kickt, gemeinsam mit Polizisten sogar.

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Wie lässt es sich nun aber erklären, dass ein Mitglied des Abou-Chaker-Clans mit Salafisten rumhängt? Einen Erklärungsansatz könnte das Interview liefern, das Bushido und seine Ehefrau Anna-Maria im August dem Stern gaben. Darin sagt Anna-Maria Ferchichi, dass die Abou-Chakers Doppelstandards anlegten: "Die pilgern nach Mekka und gehen in die Moschee, aber gleichzeitig lassen sie Nutten über die Kurfürstenstraße laufen." Während Arafat Abou-Chaker also selbst ein Leben zwischen Schahāda und Schutzgeld führte, prangerte er Anna-Marias Lebensstil immer wieder an. Wenn ihr T-Shirt ein Stück hochrutschte, soll es geheißen haben: "Wie läufst du rum? Du siehst aus wie eine Nutte! Das gehört sich nicht für eine Frau." Wenn sie an einer Zigarette zog, kritisierte er ihr Suchtverhalten. Es sind Vorwürfe, die man von Salafisten kennt, die das Leben im Diesseits als lasterhaft brandmarken.

Laut Anna-Maria sollte außerdem Salafistenprediger Pierre Vogel bei der Beerdigung ihres Stiefvaters sprechen. Der Auftritt von Vogel, der so etwas wie der Posterboys der Salafisten-Szene ist, konnte im letzten Moment abgewendet werden. Vogel predigte in der Vergangenheit auch in der Al-Nur-Moschee.

Dass Rommel Abou-Chaker also freitags in der Al-Nur-Moschee beten geht, ist gar nicht so verwunderlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Wie die Moscheegemeinde das kriminelle Leben der Großfamilie bewertet, wird ein ungeklärtes Geheimnis bleiben. Dank Spiegel.TV wissen wir aber: Dass Rommel Abou-Chaker im Halteverbot parkt, stört die Al-Nur-Moschee offensichtlich nicht.

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