Schöne Lippen, großes Unbehagen: Marius Sperlichs Fotos sind surreale Makeovers
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Marius Sperlich

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Schöne Lippen, großes Unbehagen: Marius Sperlichs Fotos sind surreale Makeovers

Bis zu sechs Stunden braucht der Fotograf für das perfekte Bild. Dafür lässt es dich dann auch nicht mehr los.

Marius Sperlichs Fotos machen dir zu schaffen. Und sie sehen großartig aus. Der Berliner Fotograf fokussiert sich in seinen Bilder immer wieder auf Großaufnahmen einzelner Körperteile, um sie wahlweise in saftige Burger, ein Spaßbad oder eine Glitterexplosion zu verwandeln. Bis zu sechs Stunden kann es dauern, bis das eine perfekte Foto entstanden ist. Mit ihm zu arbeiten sei deshalb mitunter auch beschwerlich, sagt Sperlich zu VICE, "man muss ein bisschen verrückt sein, um bei so etwas mitzumachen".

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Die satten Farben, der Hochglanz-Look – man sieht es Sperlichs Fotos an, dass er aus der Werbung kommt. Irgendwann hat er allerdings seinen Job bei einer Agentur gekündigt, um sich vollends dem Fotografieren zu widmen. "Werbung ist Verarsche", sagt er. "Es ist, als würde man Menschen sagen, was sie eigentlich tun wollen." Ihn habe dieser Aspekt abgestoßen.

Heute gehört Marius Sperlich zu jenen wenigen jungen Künstlern, die sowohl in der Online- als auch der Offline-Welt geschätzt werden. Befeuert wurde seine Karriere von Promifans wie Madonna, die 2017 ein Sperlich-Foto auf Instagram teilte: Auf dem springt ein haargenau gezeichnetes Nike-Logo aus einer rasierten nackten Scham hervor.

Fast zeitgleich zu dem Madonna-Fame sammelte Sperlich durch eine Kollaboration mit der Make-up-Künstlerin Joanna Bacas weitere Herzen und Magazinerwähnungen. Die beiden hatten winzige Figuren zu dramatischen Szenen mitten auf den glänzenden Zungen und Lippen ihrer Models aufgebaut. Als er Bacas kennenlernte, "wurde ein Traum wahr", sagt Sperlich. Seitdem ist die Deutsch-Griechin an fast jedem seiner Bilder beteiligt, was die Followerzahlen der Instagram-Accounts der beiden merklich in die Höhe getrieben hat: Sperlich folgten dort 10.000 Nutzer, bevor die Zusammenarbeit begann. Jetzt sind es bald 200.000. Preiser, die Firma, die Miniaturfiguren herstellt, schickt den beiden mittlerweile jede Figur, die sie sich wünschen.

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Mit seinen Fotos will Sperlich besonders nah an die Betrachter herankommen. Inspiriert von den Filmen des Regisseurs Gaspar Noé, sagt er: "Ich will etwas machen, dass die Leute sich unwohl fühlen lässt." Einerseits sollen sie sich zu etwas in dem Bild hingezogen zu fühlen, andererseits sollen sie sich denken: "Oh mein Gott, muss das sein?"

Seitdem Sperlich seinen alten Job gekündigt hat und der Kunst nachgeht, hat er seine Bilder bereits in großen Gruppenschauen gezeigt und sein Geld mit Aufträgen von Modefirmen wie Dior verdient. Er hofft, dass er eines Tages in eine Galerie kommt und dort seine Arbeiten neben denen von Andy Warhol hängt. "Das mag vielleicht ein blödes Beispiel sein, aber der Wert, nach dem ich strebe, heißt Anerkennung", sagt Sperlich.

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