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Patriotismus

Was die Deutschen am meisten nervt an ihrem Land

Es sind nicht nur deutsche Urlauber, die mit Bier in der Hand am Pool rumgrölen. Auf Twitter posten Leute noch viel bessere Gründe, sich über Deutschland aufzuregen.

"Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage 'Was ist deutsch' nie ausstirbt"
– Friedrich Nietzsche

In der Schule fuhren wir einmal für zwei Wochen nach Amerika. In einem Museum lief ein Film über die amerikanische Freiheit, an den Wänden hingen Amerika-Fahnen und das Emblem mit dem Weißkopfseeadler. Im Hintergrund lief pathetische Musik. "Scheiß Patriotismus", flüsterte eine Freundin, ihre Stimme hallte in dem großen Raum leise nach.

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Vermissen wir diese Art von Nationalstolz in Deutschland? Nein, überhaupt nicht. Das belegen auch mehrere Studien. Laut einer YouGov-Umfrage bezeichnen sich fast 70 Prozent der 18- bis 25-Jährigen hierzulande als "eher nicht" bis "gar nicht" patriotisch. Wer jung ist, in der Großstadt lebt und sich in einem Akademiker-Dunstkreis bewegt, gehört laut einer Studie der Identity Foundation besonders oft zu den 13 Prozent "Distanzdeutschen". So bezeichnen sie Menschen, die sich weder wegen der Wirtschaft und deutscher Autos, noch auf der Gefühlsebene oder aus kultureller Verbundenheit als Patrioten verstehen.

Wer Landsleute im Urlaub trifft, stört sich laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid am öftesten am Alkoholpegel und an der "deutschen" Nörgelei. Aber ist das Aufregen über deutsche Klischees nicht auch schon wieder deutsch? Dieser Moment kommt in der Unterhaltung darüber so zuverlässig wie deutsche Stimmen am Nebentisch in einer "abgelegenen, rustikalen" Pizzeria in Italien.


Auch bei VICE: Warum Deutsche in den Krieg gegen den IS ziehen:


Doch es gibt viel mehr zu kritisieren an der Bundesrepublik: Das zeigt der Hashtag #wasmichandeutschlandstoert, der in den letzten Tagen auf Twitter trendete. Wir haben für euch ein Best-of der Deutschlandkritik zusammengestellt.

1. Rassismus

Es gibt keine Sprachregelhüter. Du darfst Scheiße schon sagen, aber dann dürfen andere auch sagen, dass du rassistischen, sexistischen, homophoben oder antisemitischen Müll von dir gibst.

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2. Die Ehe für alle, die es nicht gibt

2017 hat angerufen und will keine Flachwitze über die Rückschrittlichkeit Deutschlands bei diesem Thema hören, sondern dass sich endlich etwas ändert.

3. Ungerechte Gehälter

Der Armutsbericht in diesem Jahr hat wieder gezeigt: Wenn Deutschland so weitermacht, entscheiden alte, reiche Menschen über die Zukunft, während schlecht bezahlte Menschen weiter an Geld und Einfluss verlieren.

4. Unser Verfassungsschutz

Der Verfassungsschutz hat Nazi-Terrorzellen in den letzten Jahren eher begleitet als verhindert. Dieser Artikel des Recherchebüros Correctiv zeigt, wie der Mann, der jetzt den NRW-Landesverfassungsschutz leitet, die Arbeit des NSU-Untersuchungsausschusses behinderte.

5. Das Gras-Verbot

Wir arbeiten dran.

6. Alleinerziehende müssen zu hohe Steuern zahlen

Das Ehegattensplitting ist eine schöne Sache. Bilderbuch-Familien bekommen steuerliche Vorteile. Wäre ja alles schön und gut, wenn es für alleinerziehende Mütter und Väter wenigstens dieselbe Unterstützung gäbe. Für Witwen, Witwer und Geschiedene kostet das Kindergroßziehen aber immer noch: mehr.

7. Liebe AfD, einer nur für euch

Wenn der Ex-Geschichtslehrer Höcke in Dresden Reden schwingt, müssen alle aktiven Geschichtslehrer noch besser werden.

8. Es ist eben vieles Kacke!

Womit wir wieder bei deutschen Urlaubern wären, die sich über alles nur beschweren. Gibt eben auch vieles, über das man sich beim Thema Deutschland aufregen kann! Ist das jetzt typisch deutsch?

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