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Schock nach Hackerkonferenz: Gefeierter WannaCry-Held vom FBI verhaftet

Die Anschuldigungen gegen Marcus Hutchins alias MalwareTech wiegen schwer – und niemand weiß, wo der Hacker festgehalten wird.
Foto: Lisa Brewster/Flickr

Update vom 14. August 2017:

Auch bei der Anhörung in Wisconsin plädierte Marcus Hutchins auf "nicht schuldig". Bis zur Urteilsverkündung darf Hutchins sich in Los Angeles aufhalten, wird jedoch mit einem GPS-Tracker überwacht. Weitere Informationen findet ihr in der Berichterstattung unserer US-Kollegen.

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Update vom 8. August 2017:
Nach einer Anhörung vor einem Bundesgericht wegen des Verdachts auf die Programmierung und Verbreitung des Banking-Trojaners Kronos wurde Marcus Hutchins bis zu seinem nächsten Gerichtstermin in Wisconsin gegen Vorlage von 30.000 US-Dollar Kaution freigelassen. Er plädierte in einer ersten Anhörung auf "nicht schuldig". Ein Richter stufte ihn allerdings als fluchtgefährdet und als "Gefahr für die Gesellschaft" ein. Gemäß seiner Auflagen muss er seinen Reisepass abgeben und wird unter Hausarrest gestellt. Die wohl härteste seiner Auflagen: er darf das Internet nicht mehr benutzen.

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Vor wenigen Wochen war er noch als Held gefeiert worden, der die Verbreitung der üblen Erpresser-Malware WannaCry eindämmte, nun sitzt Marcus Hutchins hinter Gittern: Das FBI nahm den 23-jährigen Engländer, der als Sicherheitsforscher bei Kryptos Logic arbeitet, Mittwochabend Ortszeit kurz nach dem Besuch der beiden Hacker-Konferenzen Def Con und Black Hat in Las Vegas fest.

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Grund der Festnahme: Hutchins wird vorgeworfen, den Trojaner Kronos entwickelt zu haben. Kronos war zwischen Juli 2014 und Juli 2015 eingesetzt worden, um sensible Nutzerdaten beim Online-Banking abzufangen.

Wie der mittlerweile veröffentlichten Anklageschrift zu entnehmen ist, gibt es auch einen zweiten, namentlich nicht genannten Angeklagten, der Kronos auf Darknet-Marktplätzen wie dem kürzlich zerschlagenen Alphabay verkauft haben soll.

Im Mai hatte WannaCry Krankenhäuser im Vereinigten Königreich, Telekommunikationsunternehmen in Spanien und zahlreiche weitere Ziele in Deutschland, Russland, der Türkei und Vietnam angegriffen und sensible Daten verschlüsselt. Erst nachdem das Opfer eine bestimmte Summe an eine von den Erpressern kontrollierte Bitcoin-Adresse überwies, sollten die Daten wieder freigegeben werden.

Freunde des Hackers Marcus Hutchins, der im Mai öffentlich nur unter dem Pseudonym MalwareTech auftrat, hatten Motherboard über die Festnahme informiert. Der 23-jährige wurde bis gestern Morgen zunächst im Henderson-Untersuchungsgefängnis im US-Bundesstaat Nevada festgehalten und anschließend in eine andere Einrichtung gebracht, wie ein enger Freund von Hutchins Motherboard mitteilte:

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„Ich wollte ihn besuchen, als das Untersuchungsgefängnis öffnete, aber er war bereits verlegt worden. Ich habe mit den US Marshals [der United States Marshals Service ist eine Behörde des Justizministeriums] gesprochen, aber sie erklärten, dass sie keine Akten zu Marcus im System hätten. Wir versuchen seit 18 Stunden, mit Marcus in Kontakt zu treten, aber niemand weiß, wohin er gebracht wurde. Wir machen uns große Sorgen um sein Wohlbefinden."

Ein Sprecher der US Marshals bestätigte die Verhaftung gegenüber Motherboard per Email: „Laut meines Kollegen in Las Vegas hat ihn das FBI verhaftet. Mr. Hutchins befindet sich nicht in Gewahrsam der US Marshals." Eine entsprechende Anfrage von Motherboard US an das FBI blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.


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Auch britische Behörden waren zu diesem Zeitpunkte bereits über die Verhaftung von Hutchins in Kenntnis gesetzt worden: „Wir sind uns der Verhaftung eines Staatsangehörigen des Vereinigten Königreichs bewusst, aber es handelt sich um eine Angelegenheit der US-Behörden", erklärte ein Sprecher der UK National Crime Agency gegenüber Motherboard per Email.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts des Vereinigten Königreichs teilte uns ebenfalls per Email mit: "Wir stehen aufgrund der Verhaftung eines britischen Mannes in Kontakt mit den lokalen Behörden in Las Vegas, und unterstützen seine Familie."