Popkultur

Darum wird Halloween ab Mitte 20 richtig beschissen

Aufwändige Kostüme und Arbeit am nächsten Tag sind nur der Anfang.
Daisy Jones
London, GB
Eine junge Frau feiert in einem Engelskostüm Halloween
Symbolfoto: Chelsea White 

Es ist wieder soweit: Halloween steht vor der Tür – das heidnische Ritual aus alten Zeiten, das keltische Fest zum Sommerende, der Vorabend zu Allerheiligen und zufällig auch der Start der dreitägigen Día-de-los-Muertos-Feierlichkeiten in Mexiko. Ganz egal, an was du glaubst: Der 31. Oktober ist ein Tag, den wir seit Jahrhunderten den Toten widmen.

Die Realität sieht allerdings etwas anders aus: Inzwischen ist Halloween zu einem Tag verkommen, an dem sich Kinder als Monster verkleiden und dann an den Haustüren fremder Leute um Süßigkeiten bitten (etwas, das ihnen ihre Eltern an den restlichen 364 Tagen des Jahres garantiert nicht erlauben). Im Teenager- und Studentenalter wirft man sich an Halloween dann in ein sexy Kostüm von Amazon, lässt sich mit irgendwelchen giftgrünen Billigwodka-Mischen volllaufen und kotzt anschließend in den Vorgarten. Vielleicht gibt es in ein paar Hundert Jahren neue Halloween-Traditionen, aber derzeit ist das der Stand der Dinge.

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Wenn du schließlich irgendwann langsam an der 30 kratzt, wird der Sinn von Halloween immer undurchsichtiger. Wenn du in diesem Alter eine Michael-Myers-Maske überziehst und deine Nachbarn belästigst, rufen die direkt die Polizei. Und Billigwodka bereitet dir jetzt ein sehr flaues Gefühl im Magen. Gleichzeitig fühlst du dich noch nicht zu alt für die ganzen Halloween-Partys. Und du hast sehr wahrscheinlich noch keine eigenen Kinder, um die du dich kümmern musst. Also klammerst du dich weiter an dieses bizarre Mischmasch aus dem, was Halloween eigentlich darstellt, und dem, was Halloween geworden ist.

Eigentlich will ich dir deine Begeisterung gar nicht vermiesen, aber die Wahrheit lässt sich nicht vermeiden: Ab Mitte 20 wird Halloween richtig beschissen. Und zwar aus folgenden Gründen.

Jeder will das beste und aufwändigste Kostüm haben

Vor ein paar Jahren war es noch voll OK, an Halloween einfach ein paar Katzenohren aufzusetzen, eine Netzstrumpfhose anzuziehen und den ganzen Abend zu miauen – fertig war das Katzenkostüm. Mit Ende 20 geht das nicht mehr. Jetzt erwartet man von dir, dass du dich richtig anstrengst. Akzeptable Verkleidungen sind nun zum Beispiel die Brexit-Verhandlungen, dieses "Frau schreit Katze an"-Meme oder das letzte Tinder-Match, das dich geghostet hat. Je älter du wirst, desto ausgefallener und aufwändiger muss dein Kostüm sein. Und der einzige Lohn dafür sind die Likes auf Instagram.

Das Leben macht einem jetzt wirklich Angst

"Haha", sagst du zu deinen Mitbewohnern, "ratet mal, was ich bin!" Du trägst ganz viele geknüllte Papierkugeln, die du zusammengeklebt hast, damit sie wie ein großes Blatt Papier aussehen. "Eine unbezahlte Rechnung!", rufst du und niemand lacht. Ironischerweise gibt es nur einen Grund, warum du dir dieses Jahr kein richtiges Kostüm leisten kannst: Du hast tatsächlich noch fünf unbezahlte Rechnungen in deinem Zimmer liegen. Vielleicht kannst du nächstes Jahr ja als der Schimmel im Badezimmer oder als deine nächtlichen Angstzustände gehen.

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Du musst dir irgendwelche langweiligen Horrorfilme geben

Eigentlich klingt ein Horrorfilmabend bei einem Kumpel gar nicht schlecht. Aber dann sitzt du um zwei Uhr nachts mit ausgetrockneten Augen und fettigen Chips-Fingern vorm Fernseher – umgeben von deinen bereits eingeschlafenen Freunden – und musst dir nach den ersten drei Teilen von Chucky – Die Mörderpuppe jetzt auch noch Chucky und seine Braut geben. Warum hast du das Ganze noch mal für eine gute Idee gehalten?

Die Arbeit am nächsten Tag killt die Stimmung

Hach, die guten alten Zeiten, als du an Halloween noch die ganze Nacht mit Grusel-Wodka-Jelly und MDMA aus einer kleinen Hexenschatulle durchfeiern konntest, ohne die Vorlesung am nächsten Tag sausen lassen zu müssen. Jetzt, mit Ende 20, ist alles anders: Wenn du mit tellergroßen Pupillen und einer am Kopf festgeklebten Plastikaxt im Morgenmeeting erscheinst, wartet am Nachmittag mit großer Wahrscheinlichkeit eine Abmahnung auf dich.

Irgendein unangebrachtes Kostüm gibt es immer

Ich weiß immer noch nicht, warum manchen Leuten normale Halloween-Kostüme – etwa Zombies oder Hexen – nicht mehr reichen und sie sich stattdessen in ein rassistisches Outfit werfen oder sich als Kim Jong-un verkleiden.

Halloween könnte theoretisch verdammt cool sein

Ich will Halloween überhaupt nicht schlecht reden. Von all den jährlichen Feierlichkeiten ist Halloween mit Abstand die Nummer eins – dank der Goth-Ästhetik und der vielfältigen religiösen Grundlagen. Das Problem ist bloß: Halloween klingt auf dem Papier viel besser, als es dann im echten Leben ist. Cool wäre, wenn wir uns in tatsächlich gruselige Kostüme werfen, den darauffolgenden Tag frei bekommen und die seltsamen Rituale aus alten Tagen zelebrieren würden. Stattdessen müssen wir uns Michael Jacksons "Thriller" auf Dauerschleife geben, teure Stranger Things-Pärchenoutfits kaufen und 25 Euro Eintritt zahlen, nur um im Club aus Bechern trinken zu dürfen, die mit Spinnennetzen bedruckt sind. Happy Halloween!

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