Wohnungsmarkt

Wegen Mietendeckel: Verband fordert Vermieter auf, die Mieten SOFORT zu erhöhen

Für viele Berliner könnte es plötzlich teurer werden.
Protest gegen die Deutsche Wohnen in Berlin
Wohnproteste in Berlin || Foto: imago | Christian Ditsch

"Erhöhen Sie unbedingt bis zum 17. Juni die Miete!", steht in großen Buchstaben auf der Webseite des Eigentümerverbands "Haus & Grund". Darüber zählt ein riesiger Countdown die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum 18. Juni ab.

Der Grund: An dem Tag will der Berliner Senat den geplanten Mietendeckel beschließen. Der sieht vor, dass die Mieten in rund 1,4 Millionen Berliner Wohnungen fünf Jahre lang eingefroren werden.

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"Die Miete wird 'eingefroren', egal wie hoch oder niedrig sie ist", schreibt der Verband auf seiner Website. "Damit bestraft der Senat vor allem die Vermieter, die in der Vergangenheit nicht alle Möglichkeiten der Mieterhöhung ausgeschöpft haben." Um dem zuvorzukommen, sollten Vermieter jetzt dringend noch die Mieten erhöhen.

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Eine Begründung dafür: Auch wenn die Mieten eingefroren sind, würden die Preise für Handwerker weiter steigen, so dass auch die Kosten für Eigentümer ständig weiterwachsen würden. "Ihre Kosten werden also steigen – nur Ihre Einnahmen nicht", argumentiert der Verband.

Die Politik? Ist stinksauer

Die Berliner Bausenatorin Katrin Lompscher von der Linken findet die Aktion völlig daneben. Das sei ein "verheerendes Signal" der "Immobilienlobby", zitiert sie der rbb. "Wer Mieterhöhungen gezielt einsetzt, um die Politik auf Kosten von Mieterinnen und Mietern unter Druck zu setzen, entlarvt sich selbst."

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hat den konfrontativen Kurs von "Haus & Grund" ebenfalls verurteilt. "So wie die meisten Vermieter verantwortungsbewusst handeln, muss auch der Senat darauf reagieren, dass viele Berliner mit einem normalen Einkommen ihre Miete kaum noch bezahlen können", sagte er der Berliner Zeitung.

Der Verband wiederum wirft der Politik vor, "ganz bewusst nicht zwischen renditeorientierten Wohnungsunternehmen und privaten Kleineigentümern" zu unterscheiden – und dass der Mietendeckel vor allem Letztere treffe. "Ihre Miete", wendet der Verband sich an die Vermieter, "wird schlichtweg überhaupt nicht mehr steigen dürfen."

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Laut dem rbb stimmt das so aber nicht: Aktuell sei gar nicht klar, ob der Mietendeckel wirklich so funktionieren würde.

Die Mieter? Auch stinksauer

Online hat die Initiative jetzt schon viele Leute sehr wütend gemacht. "Der Kampf der Reichen gegen die Berliner*innen ist sowas von real", schreibt ein Nutzer auf Twitter, "Die wollen unbedingt enteignet werden" ein anderer. Wenn man so was mache, meint ein dritter, "dann muss man sich aber nicht wundern, wenn der soziale Frieden gestört wird und noch mehr Leute #GrünRotRot wählen."

Andere sehen die Berliner Regierung und die Maßnahme Mietendeckel kritischer. "Ist ja ganz gut und schön, aber wo sind die Konzepte für den Wohnungsbau (inkl. Infrastruktur: ÖPNV, Schulen, Straßen, Läden etc)?", schreibt ein Kommentator unter einem Tagesspiegel-Artikel zum Thema. "Nannte sich früher mal Stadtentwicklung, aber von einer Entwicklung ist zurzeit keine Spur zu finden."

Enteignung oder Erhöhung, eines ist sicher: Berlin hat ein Wohnungsproblem – und das treibt die Menschen zunehmend zu extremeren Lösungen.

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