Als Hubschrauber-Fotograf über den Villen der Superreichen
Alle Fotos via Jeff Cully/EEFAS

FYI.

This story is over 5 years old.

Foto

Als Hubschrauber-Fotograf über den Villen der Superreichen

Ein Traumjob für alle, die gern für Geld ihr Leben riskieren.

Jeff Cully sieht, was du vermutlich nie sehen wirst: wie Superreiche leben. Seit fast 30 Jahren hängt er als Luftbild-Fotograf aus Hubschraubern, mittlerweile fotografiert er hauptsächlich die Häuser von Millionären und Stars in den Hamptons. Die Region auf Long Island bei New York City ist berühmt für Domizile der Superlative.

Ein Gespräch über Beinah-Unfälle, penisförmige Pools und den Adrenalinkick beim Hubschrauberflug:

Anzeige

VICE: Wie bist du dazu gekommen, Luftbild-Fotografie in den Hamptons zu machen?
Jeff Cully: Ich wollte schon immer fotografieren und fing schon als Schüler an. In den Sommerferien machte ich Fotografiekurse an der technischen Uni. Nach der Schule war ich eine Zeit lang in Südasien und Nahost. Danach lebte ich in San Francisco, dann in New York und dann zog es mich an den Strand. Früher habe ich die Sommer in den Hamptons verbracht und davon geträumt, selbst mal dort zu wohnen. Ich verdiene auch gut an der Sache, aber vor allem liebe ich die Gegend.

Wer heuert dich an?
Seit ein paar Jahren fliege ich so drei- oder viermal in der Woche, für Immobilienfirmen, Werbeagenturen, Filmproduktionen, Baufirmen, Hausbesitzer und Nachrichtensender. Die Leute lieben Luftaufnahmen. Im Sommer sind die Hamptons da sehr gefragt.

Wie läuft ein typischer Shoot ab?
Du planst deine Route, checkst sie am Vorabend noch mal genau, besprichst sie am Laptop mit dem Piloten. Dann lädst du deine Ausrüstung in den Hubschrauber, montierst die Tür ab, schnallst dich an und hoffst, dass das Wetter gut bleibt.

Die meisten Luftbild-Fotografen kriegen eine Liste mit Locations, die sie abfliegen und fotografieren beziehungsweise abfilmen. Ich mache meine Listen und nehme dann unterwegs alles mit, was ich zusätzlich zu den Locations sehe. Sobald wir in der Luft sind, fotografiere oder filme ich durchgehend. Ich habe 63 Terabyte Material von den Hamptons.

Anzeige

Ist schon mal was Seltsames passiert?
Einmal sahen wir Rauch, also änderten wir die Flugroute und flogen hin. Eine gigantische Villa stand in Flammen. Wir waren vor der Feuerwehr da. Wir kreisten immer weiter und blieben drüber. Dabei sind unglaubliche Aufnahmen davon entstanden, wie dieses relativ neue Monsterhaus niederbrennt.

Außerdem haben wir mal eine Kampagne für superschnelle Rennboote gedreht. Wir filmten ein brandneues Modell auf dem Ozean und flogen nur wenige Meter über dem Boot. Da ging uns die Haupthydraulik kaputt. Hinterher stellten wir fest, dass wir das gesamte 15-Meter-Boot mit Hydraulikflüssigkeit überzogen hatten – und damit auch den Besitzer, seine Frau und seine Freunde. Aber so was passiert nun mal.

Welche Häuser sind dir besonders in Erinnerung?
Der schwerreiche Hedgefonds-Manager David Tepper hat nach dem Kauf seine gesamte Villa abreißen lassen, weil ihm die Aussicht auf den Sonnenaufgang nicht gefiel oder so. Er wollte die Ausrichtung des Hauses um vielleicht eineinhalb Grad ändern. Ich habe Tepper und seine Freundin schon mehrmals auf der oberen Veranda eingefangen. Er hasst mich vermutlich, aber das ist OK. "Yup, ich bin's wieder, ich kreise um acht Uhr früh über deinem Haus und mache Hubschrauberlärm." Von oben sieht sein Pool aus wie ein Penis mit zwei großen Hoden.

David Teppers Villa mit phallischem Pool

Schon mal haarscharf am Tod vorbeigeschrappt?
Ja, das ist ein Berufsrisiko. Wir fliegen enge Kurven, es gibt Abwinde und Querwinde, oder auch mechanische Ausfälle – da hat man öfter mal solche "Oh mein Gott"-Momente. Selbst ich als Fotograf halte Ausschau nach Landeplätzen, falls alles schiefläuft. Autorotation ist eine interessante Erfahrung, die ich niemandem wünsche: Wenn der Antrieb komplett ausfällt, muss der Pilot den Steuerknüppel ganz nach vorn drücken, sodass die Nase des Hubschraubers nach unten zeigt. Man fliegt im Steilflug Richtung Boden, damit der Fahrtwind die Rotoren antreibt. Im letzten Moment zieht der Pilot die Nase wieder hoch und landet hoffentlich weich.

Anzeige

Wie viel kostet ein solcher Flug-Shoot?
Die meisten Fotografen arbeiten lieber aus Starrflügelflugzeugen. Das ist sicherer, aber auch langsamer, und kostet nur ein Viertel von einem Hubschraubereinsatz. Ich finde Flugzeuge aber furchtbar nervig. Alles dauert länger und man hat nur begrenzte Winkel zur Auswahl. Ein Helikopter hat ordentlich Kraft und kostet entsprechend. Ein R66 macht um die 1.200 bis 1.800 Dollar die Stunde. Im Jahr kann man locker 30.000 bis 40.000 Dollar für Hubschraubermiete zahlen.

Inzwischen kommen für Luftaufnahmen immer häufiger Drohnen zum Einsatz. Geht dabei etwas verloren?
Irgendwann wird es vermutlich möglich sein, aus dem Hubschrauber mit einer Handheld-Kamera zu arbeiten, als sei man am Boden. Aber Drohnenaufnahmen erkennt man heute noch fast immer auf den ersten Blick. Was ein guter Pilot und eine Handheld hinbekommen – da kann einfach keine Drohne mithalten.

Welche Eigenschaften braucht ein guter Luftbild-Fotograf?
Ein gutes Auge. Und man muss besser im Multitasking sein, als die meisten Menschen sich überhaupt vorstellen können. Du musst auch deine Ausrüstung perfekt kennen. Und wenn du nicht am Boden schon ein wirklich guter Fotograf bist, kannst du es eigentlich vergessen. Du darfst keine Angst vor Hubschraubern haben. Diese Dinger gleiten nicht durch die Luft – wenn sie absacken, dann wie ein fallender Stein. Ich habe noch nie eine Partnerin auf einen Flug mitgenommen, und das werde ich auch nie. Ich will uns nicht beide gleichzeitig in diese Situation bringen.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.