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Rechte in Deutschland

Beatrix von Storch wehrt sich gegen vermeintliche Hatespeech von Sookee, beleidigt sie gleichzeitig als "Schranze"

Zur Erinnerung: Die Empörung über Sookee kommt von der Frau, die es OK fand, an Grenzen auf Flüchtlingskinder zu schießen.
imago | Future Image | Lumma Foto

Deutschrap hat einen neuen Bad Boy, beziehungsweise ein neues Bad Girl. Sookee kommt einem meistens nicht als Erste in den Sinn, wenn es um gewaltverherrlichende Texte geht. Eher das Gegenteil. Sookees Texte setzen sich kritisch mit dem Rechtsruck der Gesellschaft auseinander, stellen Klassendenken in Frage und setzen sich für gleiche Rechte für alle Minderheiten ein. Beatrix von Storch hat der Rapperin nun aber genau das vorgeworfen, womit sie meist selbst für Aufsehen sorgt: Aufruf zur Gewalt, Hetze und Hatespeech.

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Auslöser war ein Beitrag des ZDF-Nachrichtenprogramms heute Plus zum Thema "Hass im Internet". In dem Clip tritt Sookee als eine von drei Expertinnen auf, die Tipps dazu geben, wie man als User mit Hass im Internet umgehen soll. Unterlegt ist Sookees Sequenz mit Ausschnitten aus ihrem Song "Q1". In dem rappt sie unter anderem die Zeile, welche bei der AfD-Politikerin für Empörung sorgte: "Eure Tortendiagramme sollten in der Storch ihr Gesicht landen".

Eine harmlose Zeile, weil sich Tortendiagramme natürlich auf Wahlen beziehen. Aber auch doppeldeutig, angesichts des Tortenwurfs auf Storch im Jahr 2016. Die Politikerin sieht darin deshalb in klassischer AfD-Opfer-Mentalität einen Aufruf zur Gewalt. Zur Erinnerung: Das kommt von der Frau, die es OK fand, an Grenzen auf Flüchtlingskinder zu schießen.

Die Empörung kommt überraschend spät, stammt der ZDF-Beitrag doch vom Juli 2017. Das Video zu "Q1" wurde sogar schon im Januar 2017 veröffentlicht. Dass Beatrix jetzt erst auf den Beitrag und somit vermutlich auch auf Sookee allgemein aufmerksam wurde, liegt vermutlich an dem rechten Twitteraccount @DoraGezwitscher. Dieser teilte den ZDF-Clip Anfang März, um gegen Sookee zu pöbeln. Trotz aller "Wir sind keine Rechten, aber"-Beteuerungen, scheint Storch der Inhalt des anonymen Hetz-Accounts zu gefallen.

@DoraGezwitscher, früher unter den Namen @Dorabromberger aktiv und sowohl inhaltlich als auch optisch ähnlich dem Account @DoraZwitschern, fiel in der Vergangenheit mehrfach negativ auf. Immer wieder postet der Account rechte Hetz-Tweets und verbreitet Lügen (wie beispielsweise über die Oktoberfest-Bilanz der Polizei München), um Stimmung gegen Ausländer und Flüchtlinge zu machen. Erst Mitte März rückte der Account wieder ins Licht der Aufmerksamkeit, als Bild-Chef Julian Reichelt einen seiner Tweets teilte. Darin wetterte @DoraGezwitscher gegen den Journalisten Patrick Gensing (Themenschwerpunkt Rechtsextremismus) und die linke Punkband Feine Sahne Fischfilet.

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Entgegen des Vorwurfs, sie sei eine gewaltverherrlichende, Hass predigende "Schranze", reagierte Sookee gelassen und freute sich über die Gratis-Promo für ihren Song.

Zum Schluss möchten wir gerne Beatrix' Fragen beantworten: Ja, das ist Kunst. Und ja, dafür muss sie bezahlen. Aber dafür darf die AfD auch – leider – ihre menschenverachtenden Vorschläge auf den Bühnen der Nachrichten und Magazine der öffentlichen-rechtlichen Sender kundtun.

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