A Day To Remember klingen endlich wieder fett und trotzdem wird gemeckert

A Day To Remember sind eine dieser seltenen Bands, auf die sich irgendwie alle einigen können, die „Irgendwas mit -core am Ende“ mögen. Kein Wunder, haben sie uns doch bereits 2007 mit ihrem For Those Who Have Heart die bis dato einzigartige Mischung aus Pop-Punk und Metalcore in die Knochen gejagt. Und sie wussten, wir würden es lieben. Alleine, wie der erste Track „Fast Forward To 2012“ anfängt: straight gespielter Punk—New Found Glory in melancholisch. Dann nach nicht einmal 30 Sekunden kompletter Umbruch: aggressive Crew-Vocals rollen den Teppich für fiese Growls aus, die Riffs werden brachialer und entladen sich schließlich in einem finsteren Breakdown. Musikalischer Mindfuck in gerade mal 01:33 Minuten. Und wir alle waren verliebt darin, gefickt worden zu sein.

ADTR wussten um ihre Stärke, zwei scheinbar so unvereinbare Extreme meisterhaft miteinander zu einem Genre zu verschmelzen und wollten dementsprechend auf ihren nächsten Alben mehr. Es sollte noch klebrig-poppiger und gleichzeitig noch brutal-metaliger werden. Das klappte auf dem Nachfolger-Album Homesick auch noch hervorragend, wurde aber spätestens mit dem folgenden What Seperates Me From You schwierig. Wenn du Zuckerguss auf ein blutiges Steak klatscht, schmeckt es eben trotzdem noch zu süß, um wirklich zu überzeugen.

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Nach dem erfolgreichen Streit mit unserem aller Lieblingslabel Victory Records zeigten sie dann 2013 mit Common Courtesy, wieder erfrischend viel Härte. Trotzdem wollte das Album irgendwie nicht gefallen. Man war dem ewigen Wechselspiel inzwischen ein bisschen überdrüssig geworden. Zumal sich in all den Jahren genügend andere Bands damit ausprobierten, Pop-Punk sowieso erfolgreich hundertfach sein Revival gefeiert hatte und die großen Gefühle für A Day To Remember irgendwie erloschen waren.

Schnellvorlauf zu 2016: Es ist der 11. März und es gibt mit „Paranoia“ plötzlich ein neues Video der Jungs aus Florida. Und ganz ehrlich: Es ist unmöglich, nicht spätestens bei dem mitreißendem Chorus lächelnd mit dem Kopf zu nicken. Außer, das Snapback ist so eng eingestellt, dass die Blutzufuhr abgeschnürt wird und man miesepetrig meckert. Darüber, dass das Intro-Riff doch total von Stick To Your Guns „What Choice Did You Give Us“ geklaut wäre. Und tatsächlich, gewisse Ähnlichkeiten sind nicht abzustreiten. Aber wie STYG bereits auf Twitter schon richtig bemerken: So gesehen klaut doch fast jede Band, die mit dicken Hardcore-Riffs um sich wirft, bei Hatebreed.

Und Hatebreed? Die haben ihrerseits auch gerne Slayer, Napalm Death und Cro-Mags gehört. Und sicher finden sich auch hier Riffs, die es so doch schon mal ganz ähnlich gab. Das liegt aber in der Natur des Riffings: Du kannst Powerchords natürlich beliebig variieren, aber ganz sicher wird es da draußen schon eine andere Band geben, die genau die gleiche Reihenfolge bereits durchexerziert hat. Wenn überhaupt, können sich in diesem Fall eher System Of A Down beschweren, die das „Paranoia“-Intro vom Aufbau her schon fast genauso bei „B.Y.O.B.“ vorgemacht haben.

Konzentrieren wir uns doch lieber auf das Wesentliche. Es gibt einen neuen Song von A Day To Remember und er ist verdammt fett.

Julius ist auch bei Twitter: @BackToSchoolius

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