Wie sagt man so schön: Scheiß da nix, dann feit da nix
Das Muster des Sich-nicht-so-viel-Scheißens zieht sich aber noch viel weiter durch Peter Kliens Leben. Auch negative oder einschüchternde Menschen scheinen ihm relativ wurscht zu sein: "Es gibt Menschen, die versuchen größer zu sein, als sie sind, sowohl psychisch als auch körperlich, aber ich lasse mich nicht einschüchtern." Das Rezept in einem Satz also: Größe erkennen, aber eben auch ihren Mangel."Niemand freut sich auf den Tod. Sonst habe ich vor nichts so wirklich Angst. Vielleicht überschätz ich mich auch grad. Ich hab auch vor zu viel Obst Angst, das liegt mir nicht so und das vermeide ich intuitiv."
Es ist nie zu spät
Das Kabarett sei jedenfalls schon immer ein Traum von ihm gewesen. Schon als Kind hatte er Auftritte vor anderen Kindern – als Clown, Zauberer oder Sänger. Seitdem habe er immer wieder überlegt, ein Programm auf die echte Bühne zu bringen, aber die Idee hat sich lange Zeit nicht durchgesetzt. Irgendwann dann aber doch, denn über die Jahre habe sich gezeigt, dass das eine seiner stärksten Kräfte sei:"Bergbauer war ich nur ein Monat lang. Ich bin gern in der Natur und finde das sehr beruhigend. Früher war ich auch körperlich fitter, da ist das gut gegangen. Ich hab ein Semester im Ausland studiert, also in Innsbruck, das war 1992, und da war das irgendwo naheliegend."
Die Frage, ob es nicht irgendwann zu spät sei, hat sich Klien übrigens nie gestellt: "Ich mein, mit 80 wird man sich schwer tun, noch auf den Großglockner zu kommen, also es gibt natürlich körperliche Einschränkungen. Aber man soll sich nie erzählen lassen, dass es zu spät ist." Auch eine Art, sich überbordende Kritik vom Hals zu halten: Einfach nicht so viel drüber nachdenken."So hat es zwar Jahre gedauert, aber es hat einfach Zeit gebraucht, um zu reifen. Ich bin einfach immer meinen Impulsen gefolgt und hab immer das gemacht, was ich gerade für das Wichtigste hielt. So Dinge wie Philosophie oder Altgriechisch hab ich nicht primär deswegen gemacht, weil ich reich werden wollte, sondern weil ich mir dachte, das interessiert mich einfach. Ich finde es gut, wenn man das macht, was einen beschäftigt. Manchmal nimmt man auch Umwege.
Keiner kann dir was
Aber nicht nur mit einzelnen Politikern legt sich Peter Klien immer wieder an, auch dass die ORF-Bosse nicht jeden Gag zum Lachen finden, könnte man sich als Außenstehender vorstellen. In der Hinsicht kann Klien über den ORF aber nur Gutes sagen: Was die gesamte Sendung betrifft, würde dieser dem Team nämlich den Rücken frei halten.Nur aus zweiter oder dritter Hand weiß Klien von versuchter Einflussnahme. Lediglich einmal konnte ein Beitrag nicht in der ursprünglichen Form ausgestrahlt werden: "Der ORF ist natürlich letztverantwortlich für jeden Beitrag und es kann schon sein, dass jemand Bedenken über eine Sequenz äußert und etwas dann nicht auf Sendung geht. Aber das ist genau einmal passiert. Das war im Rahmen der Bundespräsidentschaftswahl, wo die Stimmung einfach aufgeheizt war.""Ich habe nicht das Gefühl, dass mich die eine Partei mehr ablehnt als die andere – in Nuancen vielleicht. Deswegen sorge ich mich eigentlich nicht und ich würde mich auch nicht davon beeinflussen lassen."
Früh übt sich, wer ein Meister werden will
Und wir müssen an dieser Stelle ernsthaft und seriös feststellen, dass Peter Klien der lebende Beweis dafür ist, dass "Übung macht den Meister" wohl hin und wieder mehr als ein Sprichwort vom Dachboden eurer Oma ist."Es ist schon immer wieder Überwindung dabei und es ist nicht so, dass mir das ganz leicht von der Zunge geht, jetzt wirklich harte Sachen zu sagen. Aber grundsätzlich habe ich diesen Kick immer schon gern gehabt, auch als Kind, mal Sachen zu sagen, die die anderen perplex hinterlassen. Meine Mathematiklehrerin, die ich viele Jahre hatte, hat das auch schon als Spiel betrachtet, dass ich ihr freche oder blöde Fragen stelle und ich glaube, das haben wir dann auch beide als Kick empfunden. Da habe ich einfach freche und unpassende Fragen gestellt, aber ganz ernsthaft und seriös vorgetragen."
Überwinde dich
"Für mich kam es als Kind nicht in Frage, vom 10-Meter-Brett zu springen. Ich habe auch länger überlegt, ob ich einen Fallschirmsprung machen soll, aber da ist es auch nie dazu gekommen.
Bleib standhaft, auch wenn es unangenehm wird
"Da ist einfach eine massive negative Energie rübergekommen, da war sehr viel Ärger greifbar. Da habe ich ihn gefragt, was ihm wichtiger sei, die Bürger- oder Bürgerinnennähe, und ob es ihn nicht einmal in die richtige Politik zieht. Das war schon von vornherein eine komische Situation: Da wurde die Mikl-Leitner als neue Obfrau der ÖVP Niederösterreich angelobt und da war so eine komische, kalte Atmosphäre. Da war so ein Klan an Arschkriechern, die sich halt in seinem Dunstkreis bewegt haben. Und da durchzubrechen – durch diesen Ring der Kälte –, war schon einmal eigenartig. Und dann mit seiner Reaktion, die eine Mischung aus Verwirrung und Entsetzen und zugleich auch Zorn war, umzugehen, war schwierig. Man merkt einfach, dass das ein Machtpolitiker ist, wenn man neben ihm steht. Ich glaube auch, dass er die Frage mit der Bürgerinnennähe wirklich nicht verstanden hat und nicht wusste, was ich jetzt eigentlich von ihm will. Und bei der zweiten Frage, wo er schon gemerkt hatte, wie ich drauf bin, war er sehr verärgert, dass ich so tu, als wär das keine Politik, was er jetzt 30 oder 40 Jahre lang gemacht hat. Was natürlich von mir kalkuliert war, weil ich ihn bei seinem Stolz packen wollte und das ist mir offensichtlich auch gelungen."
Steh zu dem, was du tust
Wir sagen: Eine Einstellung, von der sich auch Robert Lugar noch ein bisschen was abschauen könnte."Ich würde ihn sicher nicht ansprechen, was soll ich sagen? 'Tut mir leid, dass ich das gemacht hab'? Das stimmt ja nicht. 'Ich hoffe, Sie haben's lustig gefunden' werde ich auch nicht als erstes zu ihm sagen. Wenn sich ein Gespräch ergäbe, würde ich es nicht vermeiden, aber ich würde es auch nicht suchen."
Scheiß auf die Hater
"Unter den Beiträgen kommt es schon ab und zu vor, dass jemand 'Arschlochreporter' schreibt, letztens hat wer geschrieben 'Dir soll mal jemand in die Fresse hauen'. Die Lawine des Zuspruchs, die über meine Videos drüber geht, ist natürlich ein Traum und hält viele Hater auch ab, glaube ich. Wenn sich ab und zu einer verirrt und ablästert, stürzen sich fünf mit Liebe über ihn und versorgen ihn ärztlich, so hab ich es schon öfter gesehen."
Profi und Schisser müssen sich also nicht unbedingt ausschließen – allerdings hilft es bestimmt, einen so gigantischen Apparat wie die ÖVP als Pufferzone zwischen sich und potenziellen Fragestellern zu haben. Wenn man doch nur ein Mensch wie du oder wir oder Peter Klien ist (der theoretisch den ORF hinter sich hat, aber: come on), ist es hingegen ratsamer, nicht Schisser, sondern Nixscheißer zu sein."Im Grunde weiß ich, warum Kurz immer flüchtet. Weil er sich nicht der Gefahr aussetzen möchte, dass er sich blamiert. Und er glaubt halt stark daran, dass die Gefahr hoch ist. Also er fürchtet sich einfach extrem. Die einen sagen, er ist ein Feigling, die anderen sagen, er ist ein Medienprofi. Da soll sich jeder aussuchen, wie er es sieht."
Verlass dich auch manchmal einfach aufs Glück
Verena auf Twitter: [@verenabgnr]()Folge VICE auf [Facebook](), [Instagram]() und [Twitter]()."Der Erfolg ist absolut nicht planbar. Das ist ja das, was einen Hype, um in eurer Sprache zu bleiben, auszeichnet. Kommt übrigens vom altgriechischen hyper. Das bedeutet 'über'. Hyper Hyper auf Englisch. Der Hype passiert einfach, das kannst du nicht planen und das wird dir jeder erzählen, dem das passiert ist. Ich habe in meinem Leben ja auch vieles gemacht, aber es ist nichts auch nur annähernd so aufgegangen wie das. Das ist auch so schnell gegangen, da hat gleich das erste Video eingeschlagen. Frag mich nicht. Es war vielleicht der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Irgendsowas."