Neonazis und Nonnen: Erneute Wiederbetätigung beim Bleiburg-Treffen 2018
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Zu viel gerühmtes Österreich

Neonazis und Nonnen: Erneute Wiederbetätigung beim Bleiburg-Treffen 2018

Wieder einmal haben 10.000 Menschen in Österreich um gestorbene Faschisten getrauert. Der Politik scheint das egal zu sein.

Wieder einmal war es soweit, im pro-europäischen Österreich: Auf einem abgelegenen Feld in Kärnten trafen sich dieses Jahr erneut volkstümelnde Politiker, Neonazis und andere Rechtsrechte gemeinsam mit Priestern und Nonnen, um den Gefallenen der Ustaša-Armee, der SS und der Wehrmacht zu gedenken. Die Ustaša-Armee war Teil des faschistischen kroatischen NDH-Staates, der das einzige Nazi-Vernichtungslager ohne deutsche Beteiligung errichtete.

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Knapp 100 Demonstrierende protestierten in Bleiburg gegen das Event. Die Bezirkshauptmannschaft und das Innenministerium schweigen. Einen Unterschied zu den Vorjahren gibt es aber doch: Dieses Mal wurde neben eindeutigen Symbolen, politischen Reden und Uniformen auch Alkohol verboten.

Am Eingang wurden zwei Personen abgewiesen, die T-Shirts mit der Aufschrift "Za Dom Spremni“ ("Für die Heimat bereit“) trugen – und das, obwohl sie die Shirts laut eigener Auskunft letztes Jahr hier bei der Veranstaltung gekauft hatten. Bei anderen Sprüchen nahm man es weniger genau: Der Aufdruck "ZDS“ – die Kurzform für "Za Dom Spremni" – wurde von uns mehrfach vor Ort gesichtet, oft getragen von Jugendlichen und Kindern. Der Spruch war seit 1930 Wahlspruch und Gruß der faschistischen Ustaša.

Der Mann zeigte den "Hitlergruß" gezählte 13 Mal. Einmal begleitet von einem "Servus" zu einem Polizisten, der nur "Ja, servus" erwiderte und sich wieder seinem Handy zuwandte.

Ebenfalls nicht ganz so genau nahm man es auf dem Feld mit dem Alkoholverbot bei der rechten Gedenkfeier. Bereits zu Beginn waren viele Personen sichtlich stark betrunken.

Dass es sich auch diesmal überraschenderweise wieder nicht um eine unpolitische Gedenkfeier handelte, wurde schnell klar. Einschlägige Symbole, Runen und Fahnen tummelten sich auf dem Feld. Auch "Hitlergrüße" gab es wieder mehrere; einige auch gegenüber Kameras sehr unverhohlen, wie ein Foto in diesem Artikel zeigt. Insgesamt gab es während der Veranstaltung sieben Festnahmen wegen Verstößen gegen das Verbotsgesetz.

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Alleine der Mann, der den "Hitlergruß" direkt in meine Kamera machte, wiederholte die Geste nachher noch öfter – alleine auf dem Rückweg gezählte 13 Mal –, einige Male auch im Beisein der Polizei. Einen Gruß begleitete er mit einem "Servus" in Richtung eines Polizisten, der nur "Ja, servus" erwiderte und sich wieder seinem Handy zuwandte.


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Wie unpolitisch das Event auch von den Veranstaltern geplant war, zeigt ein Programmpunkt recht deutlich: Tomo Bilogrivic von der "Vereinigten kroatischen Rechten" hielt eine Rede gegen den Antifaschismus und forderte die Streichung des Grundsatzes aus der Verfassung.

Trotz all dieser Vorfälle, von denen wir 2018 keinen einzigen wirklich neu oder unerwartet nennen können, wird das Ustaša-Gedenken jedes Jahr wieder von den österreichischen Behörden genehmigt und von der Diözese Gurk akzeptiert. Auch für 2019 weist nach aktuellem Stand nichts auf ein Verbot des größten Neonazi-Treffens in Europa hin.

"Wir wollen unserer gefallenen Helden gedenken", erklärten die beiden auf Englisch.

"Tod dem Faschismus" wurde auf die Fahrbahn gesprayt.

Auch junge Besucherinnen begleiten ihre Eltern mit Fahnen zur Veranstaltung.

Kroatische Flaggen säumen die Absperrungen.

Ein stiller Gebetsmoment.

Ein Besucher zeigt den "Hitlergruß". Der Vorfall wiederholte sich mehrmals, im Beisein mehrerer Polizistinnen und Polizisten.

Nonnen und andere Katholikinnen bei der Andacht.

Ein Besucher bei der Kommunion. Das Treffen wird von der katholischen Kirche Kroatiens getragen. Auch kroatische Politiker nahmen an der Zeremonie teil.

Ein Kranz zum Gedenken des faschistischen Regimes und seiner Gefallenen. Einige Teilnehmer nahmen ihre Kränze selbst mit. Jedoch nicht in Form des kroatischen Wappens, sondern dem der faschistischen Ustaša. Der Unterschied der Wappen ist an der Farbe des ersten Feldes erkennbar.

Mehrere selbstgebastelte Kränze, selber Anlass.

Die Besucherinnen und Besucher auf dem Loibacher Feld. Nach ersten Schätzungen soll es sich um rund 10.000 Menschen gehandelt haben. Erwartet hatte man sich 15.000.

Die katholische Kapelle.

Ein Besucher des Rechtsextremen-Gedenkens mit einer stattlichen Kroatien-Flagge.

Der Herr sieht alles.

Abgang.

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