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Diese Zahlen zeigen, was die letzten Jahre im Hambacher Forst abging

Und der Kampf ist immer noch nicht vorbei.
Hambacher Forst Polizei Innenministerium Bericht
Foto: Foto2Press | Imago

Vermummte Aktivisten, brennende Barrikaden, Polizisten, die mit Fäkalien beworfen werden oder die Demonstranten über den Boden schleifen – seit 2015 ist viel passiert auf rund 200 Hektar Forst zwischen Aachen und Köln. Der Energiekonzern RWE kämpft gegen die Massen aus Umweltaktivistinnen, um etwa die Hälfte des Hambacher Forsts zu roden und seinen Tagebau zu erweitern. Doch die Protestierenden bauen Baumhäuser, organisieren Demos und wollen den "Hambi" nicht freigeben.

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Für die einen ist der Hambacher Forst der "Chico" der Umweltschützer, sinnlos und nur symbolisch. Für die anderen ist der Kampf unverzichtbar, um bedrohte Tierarten und ihren Lebensraum zu schützen. Für die Polizei ist es wohl seit Jahren ein Kräftemessen mit großem Ausmaß.

Politik beklagt "menschenverachtendes Verhalten" gegenüber der Polizei

1.674 Vorfälle wurden laut WDR wegen politisch motivierter Straftaten von Anfang 2015 bis Ende 2018 erfasst. Das soll ein Bericht des NRW-Innenministeriums an den Innenausschuss über die Kriminalitätsentwicklung im Forst zeigen, der am 14. Februar veröffentlicht wurde. 19 Verurteilungen soll es in diesem Zeitraum gegeben haben. Und obwohl die Staatsanwaltschaft Köln und Aachen laut WDR betonen, dass es sich bei den gelisteten Verurteilungen nicht um eine "lückenlose amtliche Statistik" handele, bekommt man einmal mehr einen Eindruck, wie sehr in diesem Forst gekämpft wurde.


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Genau das beklagt auch der Bericht. "Der massive Bewurf von Polizisten mit Fäkalien stellte zudem eine neue und bisher nicht gekannte Form des menschenverachtenden und herabwürdigenden Vorgehens gegen Polizeikräfte dar", zitiert WELT das Innenministerium. Im Bericht steht auch, die Besetzerszene habe sich geändert. Es seien nicht nur Umweltschützer, sondern auch Autonome und Demonstranten aus dem europäischen Ausland dabei, die stärker konfrontieren und militanter vorgehen. RWE-Mitarbeiter wurden mit Steinschleudern beschossen und diesen Februar mit Feuerwerkskörpern angegriffen, wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet.

Der Kampf ist noch nicht vorbei

Vor 2020 soll durch den Rodungsstop kein Baum fallen. Aber für Hambi-Schützer geht es trotzdem weiter. Allein in den letzten vier Monaten sollen weitere 1.500 Polizeieinsätze stattgefunden haben. In den Baumhäusern im Hambacher Forst wohnen weiter Aktivistinnen und Aktivisten. Herbert Reul, NRW-Innenminister, rief erst Anfang Februar dazu auf, die Baumhäuser zu verlassen, und will nicht ausschließen, dass es mal wieder zu einer Räumung kommt.

Aber auch darüber hinaus soll es nicht stiller werden um den Hambi und seine eisernen Aktivisten. Im Internet kursiert laut Westdeutscher Zeitung ein Aufruf, dass der Rosenmontagsumzug in Köln mit einer Sitzblockade gestört werden soll. Innenmister Reul wird dort nämlich in einem maßgeschneiderten Anzug auf einem Wagen mitfahren. Reul ist zur Reizfigur der Hambi-Retter geworden. Aktuell werde aber noch geprüft, ob das "Fake-News" seien, sagt ein Sprecher der Polizei gegenüber der WZ. Wie lange dieses Kräftemessen trotz Rodungsstop weitergeht und wann den Protestierenden oder der Politik die Luft ausgeht, ist also weiter unklar.

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