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Hättet ihr diese Fake-Fotos erkannt?

Eine neue Studie legt nah, dass unsere Wahrnehmung für das Zeitalter von Fake-News nicht besonders gut gewappnet ist.
And you think you're having a bad day at work? Screenshot: wfeiden| flickr | Lizenz: CC BY-SA 2.0

Nach dem G20-Gipfel in Hamburg machte neben unzähligen Aufnahmen von gewalttätigen Ausschreitungen auch ein politisches Foto die Runde: Es zeigt Russlands Präsidenten Wladimir Putin im Mittelpunkt einer angeregten Diskussion zwischen einigen der mächtigsten Männer dieser Welt:

Putin-Unterstützer fanden an dem Bild natürlich großen Gefallen, schließlich zeigt es ihren Anführer vermeintlich im Zentrum der Aufmerksamkeit. Schade nur für die Kreml-Fans, dass das Bild eine Fälschung ist – das zeigten Journalisten schon kurz nach der Veröffentlichung des Fotos auf. Die aufmerksamen Reporter hatten das vermeintliche Putin-Bild mit anderen Aufnahmen aus dem Saal verglichen, und den Fake schnell enttarnt. Hat man diesen direkten Vergleich nicht, wirkt das Bild jedoch ziemlich überzeugend.

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Glaubt man einer neuen Studie, die am Montag veröffentlicht wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass viele Menschen auf das gefakte Bild hereingefallen wären. Denn die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Mensch erschreckend schlecht darin ist, manipulierte Bilder zu erkennen – keine besonders beruhigende Nachricht angesichts der aktuellen Debatte über die Verbreitung von Falschmeldungen.

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"Unsere Fähigkeit, manipulierte Bilder zu erkennen, ist eigentlich nicht viel besser, als wenn wir einfach blind raten würden", erklärt mir Sophie Nightingale. Sie ist Doktorandin an der University of Warwick und Hauptautorin der Studie.

Um herauszufinden, wie gut Menschen gefälschte Bilder erkennen können, führten Nightingale und ihre Kollegen ein Experiment durch. Versuchspersonen sahen sich verschiedene Fotos an, von denen einige manipuliert worden waren. Beispielsweise wurden Falten retuschiert, Baumwipfel verwischt oder ein Schatten so verschoben, dass er nicht mehr zu den Lichtverhältnissen im Foto passte. Hier könnt ihr eure Adleraugen selbst mit einer aktualisierten Version des Tests auf die Probe stellen.

Die Forscher führten zwei Versuchsläufe mit insgesamt 1.300 Teilnehmern durch. Jeder Teilnehmer schaute sich zehn Fotos an, die aus einer zufälligen Auswahl von veränderten und unveränderten Bildern bestanden. Anschließend sollte man dann beurteilen, ob an den Aufnahmen Änderungen vorgenommen wurden. Das erschreckende Ergebnis: Im Durchschnitt erkannten die Teilnehmer nur etwa 66 Prozent der Fälschungen – damit war das Ergebnis nur wenig höher als die 50-prozentige Trefferquote, die man auch durch bloßes Raten erzielt hätte. "Daher stufen wir diese Fähigkeit als nicht besonders gut ein", drückt Nightingale es diplomatisch aus.

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Als Teil der Aufgabe sollten die Studienteilnehmer auch den Bereich des Bildes kennzeichnen, der ihrer Meinung nach bearbeitet worden war. Doch selbst wenn die Teilnehmer erkannt hatten, dass mit einem Bild etwas nicht stimmte, fiel es ihnen schwer, die genaue Ursache zu benennen – die Trefferquote hierfür lag bei gerade mal 45 Prozent.

Ich selbst habe im Online-Test 80 Prozent erzielt. Meiner Meinung nach sind einige der dort versteckten Manipulationen leicht zu erkennen, während andere Aufgaben wesentlich schwerer zu lösen sind. Spoiler Alert: Wenn ihr den Test selbst machen wollt, macht das lieber gleich und lest erst danach diesen Text weiter.

Bild: Nightingale et al/Cognitive Research

Bild: Nightingale et al/Cognitive Research

Im ersten Bild, das ich im Test beurteilen sollte, waren es Baumwipfel, die manipuliert wurden. Nightingale erklärte mir, dass es sich dabei um einen häufigen Fehler handelt, der Bilderfälschern in der Eile unterläuft. In der zweiten Aufnahme waren die Gesichtszüge des Fotomodells leicht retuschiert worden – eine Art der Bildmanipulation, die wir heute schon fast als normal akzeptieren.

Nightingale hat auch bereits ein paar Theorien, warum wir bei dem Bilder-Test nicht gut abschneiden. Sie meint, dass wir im Alltag von Bildern überflutet werden, so dass wir uns normalerweise nicht viel Zeit nehmen, ein Foto zu betrachten. Außerdem sei es früher sehr schwer gewesen, Fotos zu manipulieren. Somit habe es sich kulturell verankert, dass Fotos die Wirklichkeit abbilden, so Nightingale. Scheinbar fällt es uns schwer, dieses Vertrauen in Bilder abzulegen, obwohl wir wissen, dass man Fotos heutzutage relativ leicht manipulieren kann.

Dank neuer digitaler Tools ist es kinderleicht, unheimlich realistische Bilder und Videos zu erstellen und sogar Leuten willkürlich die Worte im Mund zu verdrehen. Wenn wir also nicht einmal in der Lage sind, verhältnismäßig offensichtliche Photoshop-Manipulationen zu erkennen, stehen uns in der "Fake News"-Ära noch harte Zeiten bevor.

Achso, das Foto mit dem niedlichen Hai oben ist natürlich auch ein Fake.