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Politik

Was will uns die "neue Volkspartei" mit ihrer Tür ins Nichts sagen?

Auf dem Parteitag der ÖVP wurden unschuldige Menschen von Peter L. Eppinger durch einen freistehenden Türrahmen gelotst. Das, liebe Freunde, ist Bewegung!

Am Samstag wurde Sebastian Kurz auf einem Sonderparteitag in Linz offiziell zum neuen ÖVP-Chef gewählt (falls das überhaupt noch der Name der Kurz-Partei ist). Im Vorfeld wurde angekündigt, der Tag sei ein "entscheidender Tag für die Volkspartei" (warum?) – es sei der offizielle Startschuss für die "Bewegung" (welche?) und damit auch die "Öffnung der Partei nach außen" (wohin?). Und wir alle kennen die Bemühungen der ÖVP, wenn es darum geht, Dinge nach außen zu öffnen.

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Symbolisch für diese "Bewegung" – und ihre "Öffnung" – wurde am Parteitag inmitten von Bierbänken und Spätzle-Standln eine rätselhafte Tür mit der Aufschrift "Offen. Für dich." errichtet. Und diese Pforte konnte anschließend als Selfie-Möglichkeit und politisches Stargate genutzt werden. Ein Facebook Live-Video, das mittlerweile gelöscht wurde, zeigt, wie Ex-Ö3-Moderator und Summersplash-Ikone Peter L. Eppinger aufgeregte Parteitag-Besucher durch eine türkise Tür schleust, als wären sie Teilnehmer der Mini Playback Show – nichtsahnend, was sie auf der anderen Seite erwarten würde: Nämlich nichts.

Eppinger ist in vollem Maturareise-Modus und zeigt sich enthusiastisch, wenn auch etwas unpräzise: "Die neue Bewegung findet hier statt, in der Bewegung der Türe." – Was? Wo? Hier? In der Bewegung der Türe? Dort findet die neue Volkspartei statt? Ist diese "Bewegung", von der andauernd die Rede ist, in Wahrheit eine sich schließende Türe? Führen die "neuen Wege", die man ja angeblich gehen möchte, durch genau diese Tür? Um die man als vernunftbegabter Mensch auch einfach außen herum gehen könnte? Führen sie ins sprichwörtliche Nichts?

Was Peter L. Eppinger als nächstes sagt, klingt fast wie eine Drohung: "Und das machen wir jetzt bis 20 Uhr!", freut sich das Bewegungs-Testimonial, bevor er auch schon die nächste Menschenherde gekonnt durch die Pforte manövriert. Haben sie den Übergang erst mal geschafft, werden sie mit nahezu religiöser Begeisterung gefeiert, als wären sie gerade getauft worden. Ein religiöser Initiationsritus würde zumindest die Sinnlosigkeit des Ganzen erklären: "Wir sind offen für dich, wenn du nur bereit bist zu glauben" und so weiter. Selfie und Bier gibt's als Belohnung. "Hashtag ich bin dabei!", wie Eppinger am Ende des Teasers sagt.

Wie um sich selbst der Wahrhaftigkeit dieser seltsamen Situation zu versichern, wiederholt Eppinger: "Ich bin hier bis 20 Uhr … vermutlich?" und wirkt, wie alle Anwesenden, ein bisschen verloren, während er ein paar Hände schüttelt, ein paar Selfies macht und ein paar mehr Leute dazu auffordert, die neue ÖVP-Türschwelle zu überschreiten. Als Zuseher wird man das Gefühl nicht los, er würde die ganze Aktion vielleicht selbst nicht so ganz durchschauen. Am Ende bleibt eine Tür ins Nichts, eine gute Portion Ratlosigkeit – und die Gewissheit, dass Offenheit an dieser Stelle wahrscheinlich kein Wert ist, mit dem man sich brüsten sollte. Und zwar nicht nur, aber auch, weil dieselbe Partei sich gleichzeitig für die komplette Schließung der Mittelmeerroute und gegen die Ehe für Alle stark macht.

Franz auf Twitter: @FranzLicht

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