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Die Konflikte der Vergangenheit scheinen vergessen, auch wenn Gauland Petry beim Gruppenfoto scheele Blicke zuwirft. Die ungeliebte Kollegin hat in ihrem Wahlkreis schließlich das Direktmandat geholt und die Partei selbst mehr als 35 Prozent – so viel wie nirgendwo sonst. Die rechten Politiker setzen sich, lassen den Blick selbstzufrieden durch den Raum schweifen, und schon dürfen sie der Reihe nach verkünden, was sie zu diesem historischen Erfolg (gab's in der Form seit den 30ern schließlich nicht mehr!) zu sagen haben. Weidel ist stolz und dankt den Wählern, Gauland ist sehr rot im Gesicht und dankt sich erst einmal selbst und gerade will man sich Kaffee holen, denn auch der ist braun, aber nicht ganz so schädlich für Körper und Geist, da ergreift Frauke Petry das Wort.
Der erste Akt: Et tu, Frauke?
"Lassen Sie mich noch ein letztes Wort sagen, weil ich glaube, dass wir an diesem Tag auch offen sein sollten damit, dass es offenen Dissens in der AfD gibt. Wir sollten diesen nicht totschweigen, weil es genau das ist, was wir von der Gesellschaft auch fordern: dass eine offene Kontroverse geführt wird. Die AfD von 2013 hat den klaren Anspruch vertreten – und so war es auch bis 2015 –, am Ende schnell regierungsfähig zu werden. Das ist auch weiterhin mein Anspruch. Eine anarchische Partei, wie es in den vergangenen Wochen das ein oder andere mal zu hören war, die die AfD sei, die kann in der Opposition erfolgreich sein, sie kann dem Wähler aber kein glaubwürdiges Angebot für eine Regierungsübernahme machen.
Und das ist der Grund, meine Damen und Herren – unter anderem mit meinem Anspruch verbunden, dass ich aktiv gestalten möchte und eben Realpolitik im guten Sinne einer konservativen Politik machen werde –, für mich nach langer Überlegung zu entscheiden, dass ich der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag nicht angehören werde. [Totenstille, vereinzeltes Rascheln.] Meine Damen und Herren, ich bitte um Verständnis, dass ich dazu keine weiteren Fragen beantworte. Sie haben sicherlich noch viele Fragen. Ich werde im Foyer auch noch für wenige Nachfragen bereitstehen. Ich möchte mich bei meinen Kollegen bedanken, bei Alice Weidel, bei Alexander Gauland und bei Jörg Meuthen, und werde jetzt diesen Raum verlassen. Dankeschön."