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Studium

Du kannst jetzt mit deiner miesen Uni-Hausarbeit einen Preis gewinnen

"Wir wünschen uns Einsendungen, die wie gute Trashfilme sind: absichtlich scheiße."
Collage bestehend aus: imago | Ulrich Roth; Alex E. Proimus | Wikimedia | CC BY 2.0; Gold-Vektor von Freepik

Es gibt Dinge, die macht man einfach. Nicht aus Spaß oder Prestige, nicht weil sie Geld einbringen, sondern weil man muss: Klobrillen entkeimen zum Beispiel. Kondome benutzen. Oder Hausarbeiten für die Uni schreiben.

Oft bleiben am Ende der sehr langen Semesterferien nur sehr kurze 24 Stunden für 24 Seiten mit verschwurbelten Titeln wie: Quo vadis Rätoromanisch? Eine explorative Arbeit zur sprachlichen Produktion und wechselseitigen Distribution einer Amtssprache. Studieren am Limit. Egal! Hauptsache gerade so bestehen.

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Für genau solche Hausarbeiten hat das Studierendenmagazin ZurQuelle einen Preis ausgerufen: Der 4,0-Award für außerordentliches akademisches Scheitern prämiert die schlechteste Hausarbeit der vergangenen zwei Semester mit 500 Euro. Robert Hofmann, 30, der Herausgeber des Magazins, hat sich für ein Interview am späten Vormittag extra eine Hose angezogen, sagt er am Telefon.

VICE: Wieso wollt ihr miese Hausarbeiten prämieren?
Robert Hofmann: Ich bin selbst Langzeitstudent. Ich habe mich in der Uni-Zeit lieber selbst weitergebildet, als den akademischen Strukturen zu gehorchen. Seminare und vor allem Hausarbeiten standen für mich nie im Vordergrund. Ich denke, es gibt viele Leute, die das so sehen. Menschen wie ich wollen ja irgendwann ihr Studium abschließen. Aber vorher haben wir andere Prioritäten: Selbstverwirklichung, Hedonismus, Suff. Für Menschen, die etwas anderes tun, als ihre Eltern und Dozenten von ihnen erwarten, haben wir diesen Preis erfunden.

Ihr feiert doch nur das Klischee des faulen Studenten …
Das hat überhaupt nichts mit Faulheit zu tun. Der Preis heißt 4,0-Award für außerordentliches akademisches Scheitern. Denn ich glaube, Scheitern ist was Gutes. Zumindest wenn man es als Gegenteil von Erfolg begreift, der nur bedeutet, dass wir uns einem System besonders gut angepasst haben.

Ist der Preis eine Anklage gegen dieses System?
Absolut. Ich bin gegen obrigkeitshöriges Lernen und das ständige Streben nach Selbstoptimierung. Gegen perfekte Hausarbeiten, den perfekten Body und drei Jahre unbezahlte Berufserfahrung in Form von Praktika. Heute heißt Studieren vor allem Leistung und Konkurrenz. Das muss doch auch schöner funktionieren können. Warum soll man sein Studium in drei Jahren absolvieren? Wieso sind da nicht, sagen wir, sechs Jahre vorgesehen? Wenn man Zeit hat, liest man auch mal was abseits der Pflichtlektüre. So kommt man selbstbestimmter und vor allem klüger aus dem Studium.

Was macht aus einer miesen Hausarbeit eine preiswürdig-miese Hausarbeit?
Ich wünsche mir Einsendungen, die sind wie gute Trashfilme: absichtlich scheiße. Es wäre zum Beispiel mega lustig, wenn jemand die Hausarbeit in Comic Sans und Schriftgröße 20 abgibt und mitten rein schreibt: "Lieber Professor, wenn Sie dies lesen, kriegen Sie einen Kasten Bier von mir."

Was war die schlimmste Einsendung, die ihr bisher bekommen hat?
Das ist eine ziemlich traurige Geschichte. Wir haben die Hausarbeit einer Studentin eingeschickt bekommen, die so schlecht war, dass sie danach entschieden hat, ihre Promotion abzubrechen. Für sowas müssten wir eigentlich noch eine Sonderkategorie erfinden: traurigste Lebensgeschichte.

Und wie entscheidet ihr darüber, wer gewinnt?
Wir haben den ersten Preis mit 500 Euro dotiert, da brauchen wir natürlich eine fachkundige Jury. Die besteht zur Zeit aus mir – und ein paar anderen aus der Redaktion. Aber wir möchten gerne noch einen Promi. Jan Böhmermann hat leider schon abgesagt, von Hustensaft Jüngling und Lucy Cat haben wir noch keine Rückmeldung. Bisher! Der Einsendeschluss für den 4,0-Award ist übrigens der 15. Oktober. C.t. versteht sich.

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