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Terrorismus

Alles, was wir über den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg wissen

Der Täter hätte kurz vor dem Anschlag verhaftet werden sollen. Zur Zeit ist er immer noch auf der Flucht.
Bewaffnete Soldaten patrouillieren kurz nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt.​
Foto: imago | Xinhua

Seit Dienstagabend ist Frankreich im Alarmzustand: Nachdem ein Mann in der Straßburger Altstadt das Feuer eröffnete und nach aktuellem Kenntnisstand zwei Menschen getötet hat, befindet sich der Täter zur Zeit noch auf der Flucht. Die Identität des Mannes ist bereits bekannt: Es ist der 29 Jahre alte gebürtige Straßburger Chérif C., der eigentlich am Dienstagmorgen hätte verhaftet werden sollen – aber offenbar nicht zu Hause war, als die Polizei kam. So berichtet es der französische Innenminister Christophe Castaner.

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C. tauchte stattdessen gegen 20 Uhr in der Straßburger Altstadt nicht weit vom zentralen Weihnachtsmarkt auf und eröffnete das Feuer. Neben den zwei Getöteten wurden dabei 14 Menschen verletzt, davon acht schwer. Zwischenzeitlich hatten lokale Behörden auch von drei Toten berichtet. In der Stunde nach seinem tödlichen Angriff lieferte C. sich zweimal Schusswechsel mit Sicherheitskräften. Dabei soll er von einem Soldaten verletzt worden sein, bevor er in einem gestohlenen Taxi fliehen konnte.

Polizisten kontrollieren den Grenzübergang zwischen Frankreich und Deutschland

Deutsche Polizisten am Grenzübergang | Foto: imago | 7aktuell

Noch in der Nacht wurden weite Teile der Innenstadt zeitweise abgeriegelt und erst am Mittwoch wieder geöffnet. Auch das Europaparlament wurde abgeriegelt, mehrere Abgeordnete verbrachten die Nacht im Gebäude, durften mittlerweile aber gehen. Dafür wird an der Grenze zu Deutschland bei Kehl aktuell jedes Auto kontrolliert. Zur Zeit fahnden Hunderte Einsatzkräfte und mehrere Hubschrauber nach dem Flüchtigen.

Wie verschiedene Medien berichten, saß der Täter Cherif C. bis letztes Jahr in Deutschland in Haft. Das Amtsgericht Singen hatte ihn wegen schweren Diebstahls verurteilt. Insgesamt, berichtet die französische Zeitung Le Figaro, sei C. bereits 20 Mal vorbestraft worden, jedes Mal wegen Einbrüchen. Nachdem er die Strafe in Deutschland abgesessen hatte, schob man ihn nach Frankreich ab. Falls es sich bei C. um einen EU-Bürger handelt, würde die Abschiebung bedeuten, dass die deutschen Behörden damals davon ausgingen, dass eine "tatsächliche und hinreichend schwere Gefährdung" vorlag.

In jedem Fall wurde C.s Akte nach seiner Ankunft in Frankreich mit einer sogenannten "Fiche S" versehen. Die Behörden sahen ihn damit als Risiko für die nationale Sicherheit an – und sie stuften ihn als islamistischen Gefährder ein. "Während seiner Zeit im Gefängnis wurde eine Radikalisierung in seiner religiösen Praxis festgestellt", erklärte der Staatssekretär im Innenministerium Laurent Nunez. "Deshalb wurde er überwacht." Auf einen islamistischen Hintergrund für die Tat will sich die französische Regierung allerdings noch nicht endgültig festlegen.

Um 11 Uhr wurde am Mittwoch in mehreren Regierungsgebäuden eine Schweigeminute eingelegt. Die Straßburger Universität bleibt geöffnet, genauso wie die Schulen. Allerdings könnten Eltern, die sich Sorgen machen, ihre Kinder zu Hause lassen, sagte Innenminister Christophe Castaner. Die Weihnachtsmärkte bleiben jedoch geschlossen.

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