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Heute in Deutschland

Eine alte Dame hat ihre Arztpraxis vom SEK stürmen lassen

Der Grund: ein "Missverständnis" beim Telefonat mit der Arzthilfe.
Schwer gepanzerte SEK-Beamte verlassen ein Wohnhaus.
SEK-Beamte verlassen ein Wohnhaus | Symbolfoto: imago | Olaf Wagner

Dass wir in nervösen Zeiten leben, wissen wir spätestens, seit der Münchner Flughafen fünf Stunden lang gesperrt wurde, weil eine Frau nicht die richtige Plastiktüte für ihre Zahnpasta dabei hatte. In Berlin hat sich das am Mittwochabend noch einmal bestätigt: Dort gab es einen Großeinsatz inklusive Spezialeinheiten, weil eine ältere Dame sich am Telefon verhört hat.

Was genau passiert ist, ist immer noch nicht abschließend geklärt, aber sicher ist: Irgendwann am Mittwochabend telefonierte eine ältere Patientin mit der Arzthelferin ihrer Arztpraxis auf der Clayallee im Berliner Stadtteil Zehlendorf. Aus irgendeinem Grund gelangte die Dame nach dem Telefonat zu der Überzeugung, sie habe das Wort "Anschlag" gehört.

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"Irgendwie muss in diesem Telefonat dieses Wort gefallen sein", erklärt eine Sprecherin der Berliner Polizei gegenüber VICE. "Die ältere Patientin will dann verstanden haben, dass dort gerade eine Straftat passiert."


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Pflichtbewusst rief die Dame beim Notruf an und erklärte, in der Praxis finde gerade ein Anschlag statt. "Und deshalb wurde dann der Einsatz ausgelöst."

Der Einsatz, das bedeutet: Gegen 21 Uhr blockieren Dutzende Polizeiautos die Clayallee, Blaulicht flackert durch die Straße, Männer in Sturmmasken und mit schwerer Ausrüstung springen aus schwarzen Kombis. Während Beamte mit Maschinenpistolen den Gehweg sichern, stürmt eine Einheit des Spezialeinsatzkommandos (SEK) die Arztpraxis und findet – nichts. Insgesamt sind rund hundert Beamte im Einsatz, um festzustellen, dass die alte Dame sich am Telefon verhört hat.

Die Sprecherin der Polizei besteht aber darauf, dass der Einsatz nicht einfach automatisch ausgelöst wurde, weil eine alte Frau angerufen und von einem Anschlag erzählt hat.

Man habe durchaus zuerst in der Praxis angerufen, um da nachzufragen. Blöd nur, dass zu dem Zeitpunkt (wohl gegen 20 Uhr) bereits alle nach Hause gegangen waren – und deshalb keiner ranging. "Wenn vermutet wird, dass da keiner mehr rangehen kann, weil da was Schreckliches passiert ist, dann wird sowas den Einsatz nicht unbedingt beenden", erklärt die Sprecherin.

Während das SEK also durch die leeren Räume der Praxis stürmt, gelingt es der Polizei schließlich doch noch, die Ärztin zu erreichen, die das Missverständnis schließlich aufklären kann. "Man sucht natürlich nach dem mildesten Mittel", erklärt die Sprecherin der Polizei. "Aber in dem Fall ist man auf Nummer sicher gegangen."

Eines kann man der Berliner Polizei also nicht vorwerfen: Faulheit im Angesicht des Feindes.

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