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Politik

Eine sehr genaue Betrachtung des JVP-Bügeleisen-Fotos

Ihr denkt, das stromlose Bügeleisen war schon alles? Dieser Albtraum eines Fotos hat noch so viel mehr wunderbare Dinge zu bieten.
Foto via Facebook

Wenn es eine Gruppe an Menschen gibt, die garantiert nicht für ihre flippigen, völlig crazy und vor allem innovativen Ideen bekannt ist, dann ist das wohl die Junge ÖVP. Genau diese jungen Revoluzzer der Alpenrepublik wollen Gleichgesinnten nun aber wider besseren Wissens helfen, mit alten Lebensmodellen zu brechen und haben aus diesem Grund "Flexi-Wohnen" "erfunden".

Wir schreiben "erfunden" deswegen in Anführungszeichen, weil "Flexi-Wohnen" nichts anderes bedeutet als in einer Wohngemeinschaft zu wohnen. Allein die Vorstellung, dass sich Menschen an einen Tisch gesetzt und dieses "Konzept" "erarbeitet" haben, dass jemand diese Idee präsentiert und jemand anderes "Damit gehen wir viral, Gerald!" gerufen hat, raubt uns den letzten Funken Hoffnung in die Menschheit. Fast könnte man sagen, wir fühlen uns angesichts dieser neuen Wohnform antriebslos, traurig und verdrossen. Ja, das ist es: Wir fühlen uns dank der JVP Niederösterreich schon zu Jahresbeginn wie ein Bügeleisen ohne Strom.

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Dieses Bügeleisen ohne Strom ist es auch, was der JVP Niederösterreich in den letzten Tagen Artikel wie "JVP wird im Netz zur Lachnummer" bescherte. Denn eines der Fotos zur "Flexi-Wohnen"-Kampagne, das auf Facebook gepostet wurde, hat das geschafft, was zuvor nur Meisterwerken wie dem Musikvideo zu "Sweat (A La La Long)" von Inner Circle vorbehalten war, in dem ein Mann inbrünstig auf einem Keyboard spielt, das nicht angeschlossen ist.

Das stromlose Bügeleisen ist aber noch längst nicht alles, was uns an diesem Foto der JVP Niederösterreich beunruhigen sollte. Nehmt euch gemeinsam mit uns ein paar Minuten Zeit, um jeden noch so unwichtig erscheinenden Teil dieses Albtraumes eines Foto-Arrangements zu betrachten und einzuatmen wie Bügeleisendampf mit Aprilfrische-Duft.

Die Erdnüsse

Jeder Mensch, der schon einmal soziale Interaktion nach dem Lehrbuch erzeugen wollte, hat in seinem Leben genau diese Hofer-Erdnuss-Dose für eine WG-Party gekauft. Jeder von uns weiß, dass zu einer echten Party Erdnüsse gehören. Erdnüsse, deren Salz man anschließend an der eigenen Hose abwischt. Erdnüsse, die einem den Rest des Abends zwischen den Zähnen stecken. Erdnüsse, die in Wahrheit niemand will, aber jeder isst. Ebenso wie auch die Politik der ÖVP eigentlich niemand wollen würde, wüssten sie, was sie bedeutet.

Das Weinglas

Wem gehört dieses einsame und sehr volle Weinglas? Der furchterregend glücklichen jungen Frau mit dem Controller oder der Kissen-Kuschlerin mit dem Laptop? Welche von ihnen muss sich hier das "Flexi-Wohnen" schön saufen? Warum trinkt sie alleine? Hat der Bügelnde vielleicht auch schon getrunken und bügelt seither verzweifelt eine Ku-Klux-Klan-Kutte, weil er zu dicht ist, um zu merken, dass das Bügeleisen nicht heiß wird? Wie zerknittern Ku-Klux-Klan-Kutten eigentlich? Wenn man sie ganz hinten im Schrank versteckt, weil die Mama zu Besuch kommt, um die Wohnung zu putzen?

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Das Wasserglas

Zuerst dachten wir, das Wasserglas sei von einem dieser Revoluzzer gekonnt neben einem roten Untersetzer platziert worden. Dann haben wir bemerkt, dass der rote Untersetzer wahrscheinlich der Deckel dieser unheiligen Erdnuss-Dose ist. Das Wasserglas sieht jedenfalls so aus, als würde es schon länger hier stehen, als hätte es jemand sehr schnell ausgetrunken und anschließend hingestellt, ohne auf den verrutschten Tischläufer zu achten. Gehört es vielleicht dem bügelnden Gender-Bender, der keine Sekunde vergeuden und seiner ehrenhaften Aufgabe als Hausmann nachkommen wollte?

Das Schild

Diese jungen, törichten NachwuchspolitikerInnen haben ihren großen Vorbildern in den letzten Jahren wohl nicht sehr aufmerksam zugesehen. Denn jedes JVPler-Kind sollte wissen: Das Internet liebt Taferl. Aber nicht nur das Taferl selbst, sondern auch der Mann, der es hält, hat unsere Aufmerksamkeit verdient.

Der nicht mehr ganz so junge Schild-Mann sitzt so unbeteiligt in der Szenerie, dass wir davon ausgehen müssen, dass die anderen ihn nicht sehen können. Dieser junge, schnittige Typ, der sein blau-blaues Outfit gekonnt an die Schriftfarbe des Schildes angepasst hat: Ist er die JVP-Version von Hausgeist Mia? Schleicht er sich in Wohngemeinschaften ein und posiert unbemerkt in Wohnzimmern von fremden Menschen? Wir wissen nur eines, junger blauer Styler: Du bist (fast noch) jung, mutig, stark.

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Die E-Reader

Irgendjemand hat hier zwei E-Reader geschenkt bekommen, war aber leider zu beschäftigt, um sie auszupacken und auch tatsächlich zu verwenden. Kein Wunder, bei all dem guten Lesestoff, der in diesem Wohnzimmer sonst noch so herumliegt:

Die Kronen Zeitung

Die Krone-Ausgabe auf dem Couchtisch stammt vom 13. Dezember, die Schlagzeile auf der Titelseite bejubelt die türkis-blaue Regierung. Sieht man sich die abgegriffenen und leicht aus der Form gebrachten Seiten an, wird schnell klar, womit wir es hier zu tun haben: Hier lebt die Boulevard-Jugend – oder zumindest jemand, der gerne Horoskope und Fernsehprogramm liest.

Der Weidwerk-Folder

Neben den E-Readern und einem Haufen nicht identifizierbarer Prospekte oder Zeitschriften liegt ein Folder mit der Aufschrift "Weidwerk". Weidwerk ist laut Selbstbeschreibung ein "Magazin für Jagd, Fischerei, Natur- und Umweltschutz", das seine Leser mit Wildrezepten, Jagdmessern und Berichten zur Anatomie des Hundes versorgt.

Spätestens jetzt sind wir uns sicher: Nichts, also rein gar nichts, deutet darauf hin, dass in diesem Zimmer tatsächlich flexi gewohnt wird. Das ist ein Wohnzimmer, wie es nur Menschen gestalten, die bereits mehrere Kinder aufgezogen haben.

Update: Wie uns eine aufmerksame Leserin mitteilt, handelt es sich bei einer der anderen Zeitschriften um Bezirksbauernkammer aktuell. Danke an dieser Stelle!

Die Kunstwerke

An der Wand hinter dem Bügeleisenschwinger erkennt man die eindeutige Handschrift stolzer Eltern. Denn was auf den ersten Blick aussieht wie Tanja "Pop Art" Playners neueste Schöpfungen, stellt sich nach genauerer Betrachtung als ein bunter Händeabdruck und zumindest ein Schmetterling mit Bratwurst-ähnlichem Körper heraus. Und solche Dinge hängt man nur in sein Wohnzimmer, wenn die eigenen Sprösslinge sie gemacht haben.

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Das gebügelte Objekt

Wir haben keine Ahnung, was der junge Baumwollfaserglättungsvirtuose hier so fröhlich ohne Strom bügelt. Ist es ein extrem weites Leinenhemd, das er vor dem Bügeln nochmal willkürlich gefaltet hat? Ist es eine Ministrantenkutte, wie eine aufmerksame Twitter-Userin vermutet? Ist es ein Leintuch, das der junge Mann auf einer von seinen AG-Bros organisierten Toga-Party tragen will? Was zur Hölle ist dieses weiße, wallende Gewand und warum bügelst du es an einem kalten Dezemberabend und ohne Strom, konzentrierter Bügeljunge?

Die Fliegenfallen

Ihr habt sie wahrscheinlich übersehen, die süßen Fliegenfallen-Aufkleber auf dem linken Fenster. Dieser Marienkäfer, den ihr aus der Küche eurer Mama kennt, und der in vielen österreichischen Haushalten als niedliches Fliegenmassengrab herhalten muss, ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass dieses Zimmer einer Mama gehört.

Der ausgebeulte Vorhang

Der Vorhang hinter der fröhlichen Gamerin ist seltsam zur Seite gebogen und ausgebeult. Haben ihn diese wilden WG-Tweens einfach nur nicht fachgerecht zur Seite gezogen? Oder versteckt sich jemand dahinter? Stehen die Eltern, die in Wahrheit hier leben, eingepfercht hinter dem Vorhang und warten darauf, ihr Leben nach diesem Fotoshooting weiterführen zu dürfen?

Die Gamerin

Die PlayStation spielende junge Frau ist offensichtlich entweder sehr glücklich oder sehr traurig (Wein als Hilfeschrei, ihr erinnert euch). Wir können uns da zumindest einen Grund vorstellen, warum sie unglücklich ist: Laut einem Facebook-User funktioniert dieser Controller nämlich nicht ohne Kabel. Eigentlich glauben wir Menschen aus dem Internet ja nicht einfach so. Aufgrund des stromlosen Bügeleisens müssen wir leider sagen: Im Zweifel gegen die Angeklagten.

Verena auf Twitter: @verenabgnr

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