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Noisey News

Kanye West hat Jimmy Kimmel ein ernüchterndes Interview gegeben

Der Rapper starrte bei einer elementaren Frage zu seinen Pro-Trump-Kommentaren ins Leere und gab zu, dass er beim letzten Album viel geschlafen hat, während sein Team arbeitete.

Alles, was Kanye West macht, hat Folgen und wird immer bis ins kleinste Detail analysiert. Er weiß das genau. Dennoch wirbelt er neben seinen kreativen Ergüssen vor allem mit kontroversen Aussagen Staub auf. Aktuellstes Beispiel: Ein typisch unsinniges und zum Großteil inhaltsloses Interview, das der Rapper vor Kurzem dem Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel gegeben hat.

So seien wir als Gesellschaft laut Kanye West "zu beschützend" geworden: "Wir wollen immer, dass niemand zu Schaden kommt und sich niemand verletzt fühlt", sagte er bei Jimmy Kimmel Live!. "Kannst du dir vorstellen, was los war, als ich mit meinem PR-Manager darüber gesprochen habe, dass ich wieder ins Fernsehen will?" Nach diesem Satz lächelte Kanye und die Zuschauer lachten nervös – denn das letzte Mal, als der Rapper Gast in einer TV-Show war, hat er die Worte "Sklaverei" und "freie Wahl" im gleichen Satz verwendet.

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Als Kimmel die doch recht dumme Frage stellte, ob sich West Sorgen gemacht hat, als Kim Kardashian West allein mit US-Präsident Donald Trump – einem Mann, dem 20 Frauen sexuelle Übergriffe vorwerfen – im Oval Office sprach, folgte eine bizarre Antwort: "Nun, er ist schon ein Player!" Und auch sonst fiel der Rapper während des Interviews oft in bekannte Muster zurück. So rechtfertigte er seine Unterstützung für Trump zum Beispiel damit, dass er sich von der schwarzen Community, von diversen Hollywood-Stars und von seinen Kontakten in der Musikindustrie in eine bestimmte Ecke gedrängt fühlte.

Während des 20-minütigen Interviews hatte es lange den Anschein, als ob Kimmel seinem Gast auf keinen Fall verärgern wollte und ihm deswegen keine wirklich schwierigen Fragen stellte. Vor der ersten Werbepause wollte der Moderator dann aber doch etwas wissen, das Millionen Kanye-West-Fans schon seit Monaten interessieren sollte:

"An den Grenzen [der USA] werden Familien auseinandergerissen – als Folge von dem, was dieser Präsident hier macht. Das dürfen wir meiner Meinung nach nicht vergessen. Man kann von ihm halten, was man will, letztendlich sind es seine Handlungen, die wirklich zählen. Ich meine, du hast damals viel Aufsehen erregt, als du sagtest, dass schwarze Menschen George Bush egal seien. Wieso denkst du, dass sich Donald Trump um schwarze oder um andere Menschen kümmert?"

Daraufhin drehte sich West weg und starrte ins Leere. Nach drei Sekunden Stille ging Kimmel schließlich in die Werbung. Nach der Unterbrechung stellte der Moderator dann nur noch Fragen zu Wests Kindern und ihrem Fashion-Geschmack. Und später erzählte West noch von seinen bevorzugten PornHub-Kategorien. (Die Porno-Streamingplattform spendierte ihm danach übrigens öffentlichkeitswirksam eine lebenslange Mitgliedschaft.)

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Wie in allen aktuellen Kanye-West-Interviews ging es noch kurz in eine etwas düsterere Richtung: Kimmel wollte wissen, ob sich West selbst als Workaholic sieht – immerhin hat der Musiker im Laufe des Sommers sechs Studioalben entweder produziert oder selbst veröffentlicht.

"Nein, ich habe während des Projekts auch viel geschlafen", antwortete Kanye.

"Während die anderen aufgenommen haben?"

"Ja, ich habe ja ein Team um mich. Wir haben zusammengearbeitet."

Nachdem West vor eineinhalb Jahren aus dem Krankenhaus entlassen worden war, kaufte er sich laut eigener Aussage regelmäßig neue Musikalben und sampelte sie wie damals, als er noch ein Kind war. Das Ganze soll für ihn sehr therapeutisch gewesen sein. Als dann die Wyoming-Sessions anstanden, war nicht mehr viel Arbeit zu erledigen: "Bei Yeezy Sound haben wir ein ganzes Team, das bei den Drums, den Lyrics und den Hooks hilft. Ich besprach mit sechs oder sieben Leuten, welche Ideen ich in einem Song verwirklichen will – und dann legte ich mich schlafen", erzählte der Musiker.

Vielleicht hätte sich gar nichts geändert, wenn Kimmel genauer auf diesen mechanischen Prozess des Musikmachens oder die kontroversen Pro-Trump-Kommentare von West eingegangen wäre. Bei Late-Night-Talkshows hat lockeres Geplaudere höchste Priorität und deswegen ist dieses Format sowieso die falsche Plattform für fundamentale Interviews. Dass Kanye West aber überhaupt mit einem Gedanken – in diesem Fall: An Grenzen auseinandergerissene Familien haben nichts mit "Love" zu tun – zu kämpfen hat, ist nicht nur befriedigend anzuschauen, sondern zwingend nötig.

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Ein paar Tage danach erklärte der Rapper via Twitter, dass ihm schlichtweg nicht die Zeit eingeräumt wurde, richtig auf diese Frage zu antworten. Er hätte eben erstmal darüber nachdenken müssen. Eine Antwort gab er bisher trotzdem nicht. Leider sind drei Sekunden Stille wahrscheinlich alles, was wir je als Reaktion bekommen werden.

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