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Das Monument Valley der Killerspiele

Keine M.C. Escher-Architektur, dafür durchdesignte Zukunftsstädte, bewaffnete Nudisten, Katanas und Schwebeautos: Tokyo 42 ist ein würdiger Nachfolger für eins der erfolgreichsten Mobile-Games aller Zeiten.
Bild: Mode 7 Games

Als Frank Underwood spielt Kevin Spacey in House of Cards Monument Valley auf dem Smartphone – wenn es einen Moment gab, der die Bedeutung des kleinen Puzzlespiels mit der unmöglichen Geometrie zementiert hat, und noch mal gezeigt hat wie schön, kreativ und interessant Spiele auf dem Telefon sein können – das war er. Und dann…kam erstmal nichts. Auf die häufige Frage, was man denn jetzt spielen könnte, nachdem man auch das letzte Labyrinth durchwandert hat, gab es keine so richtig befriedigende Antwort. Kein Spiel, das so viel mit Perspektive spielt, keins, das mit einem ähnlich geschulten Blick für ansprechende Architektur gemacht wurde. Bis jetzt. Tokyo 42 (PC, Xbox One) schafft es, eine ähnlich feine Design-Ästhetik zu liefern. Nur Rätsel gibt es keine. Dafür: Katana-schwingende Nudisten im futuristischen Tokyo.

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Die Story ist wundervoller Cyberpunk-Trash: Der Spieler wird mit einem Auftragskiller verwechselt, flieht vor der Polizei und muss jetzt… als Auftragskiller arbeiten, um die Hintermänner zu fassen. Der Twist: Eigentlich ist Killer sein nicht schlimm, denn seit es Klonpillen gibt, stirbt eh kaum noch jemand. Wenn wir also Minigolfer und Nudisten per Scharfschützengewehr, Granate und Katana ausschalten, dann läuft das eher unter Prank als Mord.

Spielerisch reisen die Entwickler Mode 7 mit Tokyo 42 in das Vereinigte Königreich der 90er Jahre. Sie referenzieren sowohl die chaotischen Schießereien des allerersten GTA, als auch die taktischen Gefechte in den vollen Einkaufspassagen des zynischen Agenten-Shooters Syndicate. Tokyo 42 ist dabei aber bunter, unschuldiger und spielt viel mehr mit der isometrischen Spielansicht. Per Tastendruck drehen wir die Welt um sich selbst. Das ist zunächst sehr simpel, aber nur so wird wirklich die Geometrie der großen, offenen Level klar. Wenn wir dann die neonfarbenen Zukunftsstädte drehen und wenden, um zu verstehen, woher die Granaten fliegen, wohin die schwertschwingenden Nackten laufen und wo wir uns vor den Blasterschüssen verstecken können, dann wirkt Tokyo 42 wie ein sehr eigenes Puppenhaus.

Und damit gibt es auch endlich eine gute Antwort auf die Frage, was denn nach Monument Valley kommt: Tokyo 42 – solange man kein Problem damit hat, ein geklonter Auftragskiller im Kampf gegen Minigolfer, Nudisten und Mega-Konzern-Shoguns zu sein.