FYI.

This story is over 5 years old.

Analyse

Wir wissen, was die drei in der leuchtenden Kugel gesehen haben

Eine ausführliche Analyse dieses seltsamen Fotos von Trump, dem saudischen König und dem ägyptischen Präsidenten.
Foto: Saudi Embassy USA

Es ist 2017, und die Welt verwirrender als je zuvor. Nachrichten und Schlagzeilen jagen über unsere Smartphone-Displays, ständig bricht irgendwo ein Twitter-Sturm aus, Fake News und Jakob Augstein stiften Verwirrung und Chaos. Wir haben mitbekommen, dass die AfD den Eurovision Song Contest verloren hat – aber was bedeutet diese Nachricht? Was will uns der Weltgeist damit sagen?

Nun, immer mal wieder kommt es vor, dass ein Bild aus dem Strom heraussticht. Ein Bild, das den Blick auf die zugrundeliegenden Mechanismen der Macht freigibt. Ein solches Bild wurde uns am Wochenende geschenkt, als der US-Präsident Donald Trump, der saudische König Salman und der ägyptische Präsident, General al-Sisi, sich versammelten, um eine leuchtende Kugel anzufassen.

Anzeige

Was das Bild darstellen soll

Laut der Beschreibung, die die saudische Botschaft in den USA dem Bild auf Twitter mitgegeben hat, sehen wir hier die Einweihung des "Global Center for Combatting Extremist Ideology" in der saudischen Hauptstadt Riad.

Das Bild entstand während des Besuchs des US-Präsidenten in Saudi-Arabien am Sonntag, bei dem er auch eine vielbeachtete Rede vor den versammelten arabischen Staatschefs hielt. Vielbeachtet, weil Trump es schaffte, über den Islam zu reden, ohne in eine Hasstirade auszubrechen. Und, weil er den dankbaren Autokraten der Region sehr deutlich machte, dass ihm Menschenrechte in ihren Ländern egal sind.

Um dieses Bild wirklich verstehen zu können, müssen wir das Offensichtliche zuerst aus dem Weg räumen: Ja, das Foto sieht genauso aus, wie ein Zehnjähriger sich "abgrundtief böse Männer, die an der Zerstörung der Welt arbeiten" vorstellt.

Was das Bild wirklich zeigt

Alles passt zusammen: Die okkulte Geste, welche die drei ausführen, und die aussieht, als würden sie einen Dämon aus der Alten Zeit beschwören, um den Iran zu fressen. Der Globus, der direkt aus einem James-Bond-Film der Achtziger geklaut scheint – aber gleichzeitig auch an die dunkle Glaskugel aus "Herr der Ringe" erinnert, durch die Saruman mit dem dunklen Herrscher Sauron Kontakt aufnimmt. Die Art, wie die Kugel alle drei Männer von unten anleuchtet, so wie man sich früher im Zeltlager mit der Taschenlampe angeleuchtet hat, um das Böse darzustellen. All das fügt sich zu einem so perfekten Trash-Bild von Comic-Bösewichten zusammen, dass man es als Cartoon wohl als viel zu plump abgelehnt hätte. (Noch skurriler wird es dadurch, dass rechts hinter Melania offensichtlich der untote Gottkönig und Tyrann Xerxes aus "300" der Zeremonie beiwohnt.) Aber es ist ein echtes Foto, das die echte saudische Botschaft geteilt hat.

Auch klar: Der Anlass gibt all diesen grauenhaften Assoziationen völlig recht. Wenn ausgerechnet Trump, Salman und al-Sisi zusammen ein Zeichen gegen "extremistische Ideologien" setzen, dann hat die Realität ein Niveau von Absurdität erreicht, mit dem die Kunst nicht mehr mithalten kann. Denn alle drei haben ihr bisheriges politisches Leben damit verbracht, schamlos alle möglichen Extreme zu fördern und für ihre Zwecke einzusetzen.

Anzeige

Trumps Wahl ist das Ergebnis von Extremisten wie der "Alt Right"-Gruppierung, die den republikanischen Mainstream vergiftet und stückweit übernommen haben. Der saudische König führt ein Regime, das über Mittelsmänner seit Jahrzehnten islamistischen Terror auf der ganzen Welt gefördert und finanziert hat. Und Abd al-Fattah al-Sisi kämpft in Ägypten zwar tatsächlich gegen die extremistischen Muslimbrüder, nutzt diesen Kampf aber gleichzeitig, um jede Art von Rechtsstaatlichkeit in Massakern und Foltergefängnissen zu zerreiben. Zusammen bilden die drei ein Trio Infernale hass- und angstschürender Machtpolitiker, die die Welt von heute zu einem unheimlichen Ort machen.

Das alles ist genauso offensichtlich wie furchterregend (allerdings auf diese pervers-unterhaltsame Art, die Trump in die Welt gebracht hat). Aber das Bild enthält noch tiefere Botschaften. Um die zu verstehen, müssen wir es uns noch viel genauer anschauen – und zwar vor allem die Augen der drei Nazgûl. Jeder der Männer trägt einen völlig anderen Gesichtsausdruck, während er die leuchtende Kugel der Macht berührt.

Trump

Am einfachsten zu interpretieren ist natürlich die Miene des US-Präsidenten: Trump denkt wie üblich über fast nichts nach. Er ist wie in jedem Moment seines wachen Lebens nur von der heißen Angst erfüllt, dass irgendwo irgendjemand ihn nicht großartig finden könnte. Trumps Gesicht sagt: "Ja, ich stehe jetzt hier und presse meine Hände gegen diese leuchtende Kugel. Ich habe keine Ahnung, warum ich das tun muss, und ich bin mir auch nicht völlig sicher, wer diese beiden schrumpeligen Männer neben mir sind – aber wehe, es lacht irgendwo einer über mich!" Sein Vorteil: Die dunkle Energie, die da offensichtlich aus der Kugel strömt, kann Trump nichts anhaben, weil Trump einfach keinen Verstand hat, den er verlieren könnte.

Anzeige

Salman

Ganz anders sieht das beim saudischen König aus. Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud hat sein ganzes Leben in dem gnadenlosen Schlangenbecken verbracht, das seine Familie aus dem Mittleren Osten gemacht hat. Aber mittlerweile ist er 81 Jahre alt und hat einen heftigen Schlaganfall hinter sich. Und weil ihn das offensichtlich über seinen baldigen Tod nachdenken lässt, packt ihn beim Blick in die Kugel das nackte Entsetzen.

Wir wissen nicht, was der Dämon in der Kugel ihm gezeigt, oder was Salman in seinem Leben alles getan hat. Aber wenn wir in seine Augen blicken, ist klar: So sieht ein Mann aus, den das nackte Grauen vor dem letzten Gericht ergriffen hat. Wir würden uns nicht wundern, bald davon zu hören, wie König Salman beim Umherirren in seinen Gärten von einem aus dem Nichts aufgetauchten und nach Schwefel stinkenden Riss in der Erde verschluckt würde.

Al-Sisi

Den interessantesten Gesichtsausdruck in dem Bild trägt eindeutig der ägyptische Präsident. Während der König neben ihm den Verstand verliert über das, was die Kugel ihm zeigt, scheint der General eine perverse Freude aus seinem Blick in den Abgrund zu ziehen. Eine Erklärung könnte sein, dass al-Sisi als Nachkomme der alten Ägypter viel eher für den Kontakt mit Dämonen aus der Vorzeit gewappnet ist.

Eine andere Erklärung, die uns hier bei VICE plausibler vorkommt: Die dunkle, unvorstellbar böse Macht, die Salman und al-Sisi gerade ihre Befehle gibt, hat sich für einen Wechsel entschieden. War bisher der König der Saudis ihr ergebenster Diener, der im Gegenzug Wünsche erfüllt bekommt, deren Verkommenheit und Perversion wir uns gar nicht vorstellen können, hat sie ihn gerade in diesem Moment durch al-Sisi ersetzt. Chthulu (oder was auch immer) hat erkannt, dass der Ägypter noch mehr dunkles Potenzial hat als der Saudi, und lässt den alten Götzendiener gnadenlos in den Abgrund fallen (den Abgrund, den wir in den Augen des alten Königs ahnen können), um al-Sisi an dessen Stelle zu seinem ersten Diener der Dunkelheit zu machen. Salmans Seele ist verloren, al-Sisi dagegen wird nun mehr Macht ausüben können als einem Menschen erlaubt sein sollte. Der dunkle Reigen ist vollzogen, das Siegel ist neu geprägt, und unter dem Geheul der zahllosen Horde wurde al-Sisi zum neuen Prinz der Finsternis gekrönt.

tl;dr

König Salman ist verloren, al-Sisi ist der neue Favorit der dunklen Mächte, und Trump weiß nicht genau, ob er heute morgen eine Unterhose angezogen hat.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.