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Beziehung

Menschen erzählen, warum sie ihre untreuen Partner nicht verlassen haben

Manchmal ist die Angst vor dem Alleinsein größer als die, weiterhin verletzt zu werden.
Foto: Guian Bolisay | Flickr | CC BY-SA 2.0

Untreue kann ein höchst traumatisches Erlebnis für alle Beteiligten sein. Menschen betrügen ihre Partner aus vielen verschiedenen Gründen und Experten schätzen, dass zwischen 30 bis 80 Prozent der verheirateten Partner schon einmal in irgendeiner Form untreu waren.

Die Reaktion der Betrogenen ist meist vollkommen unvorhersehbar. Die einen entdecken ihre innere Beyoncé, schnappen sich einen Baseballschläger und schlagen die Autofenster ein, andere dagegen streichen den Fremdgeher einfach komplett aus ihrem Leben und lassen das Ganze hinter sich. Jedoch gibt es auch viele Menschen, die nach diesem Erlebnis eine andere, eigentlich nicht minder dramatische Route einschlagen: Sie halten an der Beziehung fest.

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Es gab zwar bereits Studien, die die Überzeugung „einmal untreu, immer untreu" untermauert haben, es wurde jedoch auch festgestellt, dass Paare ihre Beziehung nach einem Seitensprung tatsächlich wiederherstellen können. Wiederum eine andere Studie hat zudem herausgefunden, dass Untreue insbesondere für verheiratete Männer nicht bedeutet, dass sie nicht mehr in ihre Ehefrau verliebt sind.

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Aber warum entschließen sich manche dazu, ihren Partnern noch eine Chance zu geben? Broadly hat Menschen, die betrogen wurden, gefragt, warum sie geblieben sind.

David*

Ich glaube, was irgendwie ausschlaggebend war, war die Tatsache, dass sie mich mit einer Frau betrogen hat. Ich war nicht annähernd eifersüchtig, weil ich Frauen nicht als Konkurrenz sehe. Außerdem war es meine erste Beziehung und ich wusste einfach nicht, was ich tat. Deswegen konnte ich ihr auch nicht übel nehmen, dass sie frustriert war. Tatsächlich wollte ich auch eigentlich mit ihr Schluss machen, als sie mich betrogen hat, aber irgendwie kam es nicht dazu—vielleicht hat sie mich vom Gegenteil überzeugt? Das mag vielleicht komisch klingen, aber in dem Fall, denke ich, war der Seitensprung an sich gar nicht so das Problem. Es war ihre Art, mir zu sagen, dass unsere Beziehung auf dem absteigenden Ast war und deswegen habe ich versucht, sie zu kitten.

Kelly

Wir haben immer gesagt, dass wir polygam seien, aber wir haben darüber nie wirklich ausführlich gesprochen oder irgendwelche Regeln dafür aufgestellt. Auch, weil wir bis vor zwei Jahren niemals wirklich gedacht hätten, dass wir jemanden treffen würden. Wir hatten eine sehr insulare Beziehung—das heißt, wir waren sehr auf uns beide konzentriert und ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass sie irgendwen außer mir in ihrem Leben haben wollen würde. Immerhin war es zehn Jahre lang so.

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Da war ein Typ, den wir gerade erst kennengelernt hatten, und schon bei unserem zweiten Treffen haben sie und er sich sehr voneinander angezogen gefühlt. Das hat mich so schockiert, dass es mich komplett aus der Bahn geworfen hat. Ich hatte Angst und flippte total aus. Sie versprach mir, dass sie ihn nicht attraktiv fand und das war's. Sie hingen danach öfter miteinander rum. Weil sie mir aber niemals einen Grund dazu gegeben hatte zu glauben, dass sie mich in einer so großen Sache anlügen würde, war ich damit einverstanden—auch wenn es Hinweise dafür gab, dass irgendetwas nicht stimmte.

Eines Abend ging sie zu ihm, um mit ihm abzuhängen. Sie wollte um Neun zu Hause sein, verspätete sich jedoch und antwortete stundenlang auf keine meiner Nachrichten. Ich wusste genau, was passiert war: Sie hatte mich angelogen und schlief mit ihm—genau in diesem Augenblick. Sie schlich sich so gegen Mitternacht rein und ich rastete total aus. Ich fragte sie, ob sie mit ihm geschlafen hätte und sie sagte Ja. Ich war verletzt und fühlte mich so betrogen und verängstigt, dass ich fast den Verstand verlor. Statt sich mit ihrer Untreue auseinanderzusetzen, machte sie plötzlich meine Reaktion zum eigentlichen Problem. Die Tatsache, dass ich nicht einverstanden damit war, obwohl wir doch eigentlich immer gesagt hatten, dass wir polygam seien, wurde zum eigentlichen Betrug.

Ich bin geblieben, weil ich dachte, dass es einfacher wäre, als zu lernen, sich neu zu verlieben.

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Mir wurde erst nach eineinhalb Jahren klar, wie sehr sie mich in der Hand hatte und mich mit ihren polygamen Bestimmungen quälte. Sie nutzte die Tatsache, dass ich emotional komplett abhängig von ihr war und unfähig war, sie zu verlassen, aus. Ihr war total egal, wie es mir dabei ging, wenn sie bei ihrem Freund war oder sich mit anderen Männern traf. Andererseits merkte ich dadurch, dass ich gezwungenermaßen mehr Zeit allein und mit anderen Leuten verbrachte, dass es mir ohne sie eigentlich besser ging.

Jake

Ich liebte sie noch immer und sie sagte, sie würde mich auch lieben. Wir waren damals in einer unglaublich anstrengenden Phase unseres Lebens. Es waren nur noch sechs Monate bis zu unserer Hochzeit. Ich wollte nicht alles wegwerfen. Vielleicht war ich aber auch zu stolz oder egoistisch, um der Person, die ich liebte, für den „schlimmsten Fehler ihres Lebens" zu vergeben.

Außerdem war ich naiv und glaubte, dass unsere Beziehung dadurch nur stärker werden würde. Damals dachte ich, dass sie mich dann vermutlich später im Leben nicht betrügen wollen würde … Wir haben vier Monate später Schluss gemacht.

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Sam

Ich wollte sie am Busbahnhof überraschen. Als ich sie die Rolltreppe mit ihrem Ex zusammen runterkommen sah, war ich komplett am Ende .. Vor allem, weil mir klar wurde, dass diese Beziehung vorbei war, wenn sie so unglücklich war. Es schien gemein, ihr zu sagen, dass ich es wusste, aber nach ein paar ernsten Beziehungsgesprächen, erzählte sie mir, dass sie unglücklich war und mich betrügen würde. Nach vier Jahren Beziehung trennten wir uns irgendwann im Guten, aber ich habe trotzdem bis heute das Gefühl, dass es ihr noch immer leid tut.

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Chloe

Ich bin geblieben, weil ich dachte, dass es einfacher wäre, als zu lernen, sich neu zu verlieben. Wir haben uns acht oder neun Monate später getrennt.


*Alle Namen wurden geändert.

Foto: Guian Bolisay | Flickr | CC BY-SA 2.0