Freiheit

Entflohener Häftling stellt sich – weil Teneriffa ihn langweilt

Irgendwann hat man auch alles gesehen. Und dann steigt man in den Flieger zurück und meldet sich bei der nächsten Polizeiinspektion.
Polizei am Strand Teneriffa
Foto: imago | Agencia EFE

Aussteigen. Raus aus dem Alltag. Piña Colada am Playa de las Américas, Wind im Haar, Freiheit im Herzen. Und dann? Liegt am aufgeschütteten Strand keine braungebrannte Chica neben dir, sondern Manni mit Schmerbauch und Moni mit Pilsfahne. Die orangefarbenen Häuser in La Laguna werden langsam pissgelb. Und am Pier stehen schon längst keine Strandbars mehr, sondern Goodbye Deutschland-Teilnehmer, die Teneriffa, deine Trauminsel in ein Bratwurst-Imperium verwandeln wollen. Nicht schön. Du willst nur noch nach Hause. So oder so ähnlich ging es vermutlich einem entflohenen Häftling aus Österreich.

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Am vergangenen Samstagabend gegen 21 Uhr betritt ein älterer Herr die Polizeiinspektion am Bahnhof Salzburg. Das teilt die Landespolizeidirektion der Stadt mit. Der Niederösterreicher hat zwei Reisekoffer dabei. Er sagt den Beamten, dass er ein flüchtiger Häftling sei. Die letzten zehneinhalb Jahre habe er auf Teneriffa verbracht. Und nun habe er das Inselleben satt; er wolle sich stellen. "Teneriffa ist nicht mehr so schön wie früher", soll er gesagt haben.


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Der Mann sei am Flughafen in München gelandet und danach direkt nach Salzburg gefahren. Die Polizisten recherchieren und melden: Der Mann saß tatsächlich vor mehr als zehn Jahren in der Justizanstalt Schwarzau am Steinfeld in Niederösterreich und war aus der Haft geflohen. Im Dezember 2008 sei er ausgebrochen, schreibt die Kronen Zeitung: Als er Freigang hatte, kehrte er einfach nicht wieder in den Knast zurück. Obwohl er nur noch ein halbes Jahr hätte absitzen müssen, so die Krone weiter.

Weswegen der Mann im Gefängnis saß, ist bislang nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft Salzburg war für ein Statement nicht zu erreichen. Laut Salzburger Nachrichten komme eher ein kleineres Delikt in Frage, weil in der Justizanstalt Schwarzau keine Haftstrafen verbüßt werden, die länger als 18 Monate sind.

Laut den Salzburger Nachrichten sei Gefängnisausbruch per se nicht strafbar. Ähnlich wie in Deutschland. Wer ins Gefängnis zurückkehrt, sitze einfach seine restliche Strafe ab. Die Polizei gibt an, den Mann von der Bahnhofspolizei in die Salzburger JVA gebracht zu haben. Ob der Mann seine beiden Koffer mitnehmen konnte und ob er wegen seines Aussteigerschlenkers von mehr als zehn Jahren eine längere Haft absitzen muss, ist bislang unbekannt. Aber vielleicht ist das auch egal: Ausbrechen kann er ja bereits. Und vielleicht sehnt er sich irgendwann nach seinem eigenen Bratwurst-Imperium.

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