Harry Potter – erzählt von Leuten, die die Bücher nie gelesen haben
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Harry Potter – erzählt von Leuten, die die Bücher nie gelesen haben

"Während er in Hogwarts zur Schule geht, landet Harry Potter in einer Dreiecksbeziehung mit seinen beiden besten Freunden."

Wie der Großteil der Millenial-Generation bin ich mit den Harry Potter-Büchern aufgewachsen. Absolut nichts anderes habe ich so herbeigesehnt wie dem Erscheinen eines neuen Teils. Trotzdem sollten wir den Leuten, die in diesem Artikel zu Wort kommen, mit Nachsicht begegnen – auch wenn sie unglaublich dumme Dinge sagen.

Auch 20 Jahre, nachdem Harry Potter und der Stein der Weisen von J.K. Rowling erstmals veröffentlicht wurde, begeistert das Franchise noch immer junge und nicht mehr ganz so junge Magie-Begeisterte. Trotzdem gibt es nach wie vor eine seltsame Minderheit, die nie eines der Harry Potter-Bücher gelesen und nicht einmal die Filme gesehen haben. Weil es keinen Grund gibt, stolz auf diese Ignoranz zu sein, haben wir diese unwissenden Muggel dazu gezwungen, uns die komplette Geschichte des Jungen, der überlebte, nachzuerzählen. (Sie hatten wirklich nicht die geringste Ahnung.)

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"Harry Potter wurde mit einem Blitz auf seiner Stirn geboren. Das bedeutet, dass er ein besonderer Zauberer ist", sagt Leila, eine Frau Anfang 20, die die Bücher hätte lesen sollen. Sie und Will, ein Typ Ende 20, glauben beide, dass Harry ein sehr wichtiger Charakter ist. Tatsächlich hält Will Harry "für eine Art Jesus oder so."

Kaitlyn ist fast 30 und steuert ein paar Infos dazu bei, wie Harry aufgewachsen sein könnte. Laut ihr hat Harry ein ziemlich tragisches Leben gehabt, bis er "von einem magischen Zauberer gerettet wurde, über den er später herausfand, dass der eigentlich sein Vater ist." Das mag sich rein emotional zwar richtig anfühlen, ist objektiv gesehen aber falsch.

Leila hat eine andere Theorie dazu, wie Harry seine Einladung für die Hogwarts Schule für Zauberei bekommen hat. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie alle in einen Zoo gegangen sind und dann hat ein Tier angefangen mit ihm zu sprechen, oder? Dann fängt es aus irgendeinem Grund an, Briefumschläge auszuscheiden, Harry Potter nimmt einen und erfährt, dass er an irgendeiner komischen Schule aufgenommen wurde", erklärt sie.


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"Er wird auf diese spezielle Schule geschickt und hängt mit einer Gruppe von Losern ab. Ein Mädchen ist aber auch dabei, mit der er vielleicht mal rummachen kann, wenn er älter ist", behauptet Will und scheint sich dabei sehr sicher zu sein. "Ich weiß, dass [die Bücher der Reihe] zunehmend weniger jugendfrei werden. Aber ich glaube nicht, dass das reicht, um mich wirklich dafür begeistern zu können", ergänzt er und sagt damit ausnahmsweise etwas wahres: Bücher, in denen so gar kein Sex und gar keine Drogen vorkommen, sind meistens ziemlich langweilig. Trotzdem ist sich Leila ziemlich sicher, dass Harry und Hermine zu Beginn ihrer Adoleszenz "ihre Jungfräulichkeit aneinander verlieren."

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Ein Gedanke, der sich anscheinend auch in Kaitlyns Gedächtnis festgesetzt hat: "Während er in Hogwarts zur Schule geht, landet [Harry Potter] in einer Dreiecksbeziehung mit seinen beiden besten Freunden", ist sie überzeugt. Lustigerweise ist sie damit in Greifweite der Wahrheit, bevor sie sich ihr wieder entwindet – wie ein goldener Schnatz, quasi. "Weil der Rothaarige neidisch auf Harrys angeborenes Zaubertalent ist, tut er sich mit Severus Snape zusammen, um Harry zu töten."

Potter-Anhänger wie du und ich verstehen, dass der Patronus einer der kompliziertesten und mächtigsten Zaubersprüche ist, der der magischen Welt bekannt ist. Mithilfe des Zauberspruchs kann ein spirituelles Wesen in Tierform beschworen werden, dass den Zauberer oder die Zauberin vor bösen Mächten schützen kann. Welche Tierform der Zauberspruch annimmt, hängt stark vom Wesen des oder der Beschwörenden ab und kann von einem Hirsch bis zu einer Katze reichen. Für Potter-Ignoranten bedeutet Patronus hingegen … vieles.

"Ein Patronus ist ein Zauberstab, der für besonders schwierige Zaubersprüche verwendet wird, wie zum Beispiel, als Harry einen Fluch über Snape ausgesprochen hat, nachdem er herausgefunden hat, dass er seine Eltern getötet hat", sagt Leila. "Ich glaube, es könnte aber auch ein Zauberer-Vater sein?" Auch Kaitlyn glaubt, dass ein Patronus "so eine Art Zauberpate" ist und kein wundervoller, magischer Ausdruck von Liebe, der unzähligen Menschen vor den Fängen der schwarzen Magie bewahrt hat. David war hingegen überzeugt, dass ein Patronus Blitze schießen könne und hat mich sogar gefragt, ob Snape ein Patronus sei. "Harry Potter und er sind die einzigen Charaktere, die ich kenne", schob er mitleiderregend nach.

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Collage: Diana Tourjee

Neben allgemeiner Unwissenheit hatten die meisten Personen, mit denen ich gesprochen habe, aber noch eine Sache gemeinsam: Sie dachten, dass Severus Snape und Voldemort dieselbe Person seien. "Im letzten Film hat [Harry Potter] herausgefunden, dass Snape seine Eltern umgebracht hat, aber weil er ein Zauberer ist, erweckt er sie mit Magie wieder zum Leben und spricht einen Fluch über Snape aus", ist Leila überzeugt.

"Ich glaube, Voldemort ist ein schlecht gelaunter Zauberer mittleren Alters, der ziemlich viel Schwarz trägt, einen snobistischen Akzent hat und sich generell nur bei Kerzenlicht oder bei Gewitter zeigt", sagt James. Darüber hinaus ist er davon überzeugt, dass Voldemort sehr wahrscheinlich Tiere quält – auch wenn er keine konkreten Hinweise darauf hat.

"Es gibt einen empfindungsfähigen Hut, der immer dann aushilft, wenn es ziemlich finster für Harry aussieht", sagt Danny, ein bärtiger Gentleman in seinen Dreißigern, der glaubt, dass Lord Voldemort Harrys Bruder ist. Wie traurig.

Normale Menschen, die Harry Potter gelesen haben, wissen auch, dass Lord Voldemort versucht hat, unsterblich zu werden, indem er Teile seiner Seele in Objekte gebannt hat, die sich Horcruxe nennen. Diese entstehen durch Magie, wenn Menschen umgebracht werden. Meine traurigen Versuchspersonen haben da allerdings ganz andere Theorien.

Kaytlin glaubt beispielsweise, dass ein Hocrux ein Zauberstab ist, den man bekommt, wenn man seinen Abschluss in Hogwarts macht. David geht dagegen davon aus, dass ein Hocrux "irgendein magisches Tier" sei, das "ein bisschen so aussieht wie ein Pferd". Joy war sich hingegen sicher, dass "ein Hocrux eine Art Dreiecksbeziehung" wäre.

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Über das Ende der Saga hatte jeder eine ähnliche Theorie: ein Endkampf zwischen Potter und seinem Feind Snape/Voldemort. Nur Will glaubt, dass "Harry am Schluss ein Mädchen abschleppt und der krasseste Zauberer der Welt wird" – was nicht unwahr ist.

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Schlussendlich wussten die unwissenden Muggel doch mehr über Harry Potter, als ich erwartet hätte. Das beweist wieder einmal, dass die kulturelle Bedeutung der Reihe zumindest so groß ist, dass jeder schon mal den Namen Voldemort gehört hat – selbst dann, wenn man weder die Filme noch die Bücher kennt und auch nicht genau weiß, wer damit gemeint sein soll.

Ob du die Namen nun ohne jeden Zusammenhang aufgeschnappt hast oder einfach blind davon ausgegangen bist, dass Harry Potter und Hermine Granger romantische Gefühle füreinander hegen – eine Sache kennen doch alle aus der "Harry Potter"-Saga: "Alles, was ich weiß, ist, dass sie so ein komisches Spiel mit Besen spielen", sagt Beverly. "Über Twilight weiß ich allerdings auch nicht viel mehr, als dass Vampir-Baseball tatsächlich ein Ding ist."

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