Nur weniger als ein Prozent aller Rumänen werden nach dem Tod verbrannt. Einäscherungen sind in dem südosteuropäischen Land so selten, dass es in der Hauptstadt Bukarest trotz mehr als 2 Millionen Einwohnern nur ein einziges Krematorium gibt. Zum Vergleich: In London leben 8,7 Millionen Menschen und dort lassen sich mehr als 20 Krematorien finden.Religion spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Mehr als 80 Prozent der Rumänen sind christlich-orthodox und Einäscherungen werden bei diesem Glauben nicht praktiziert. Nein, die Leiche soll stattdessen konserviert werden, damit sie am Tag des Jüngsten Gerichts wieder auferstehen kann. Manche Mitglieder der christlich-orthodoxen Kirche bezeichnen die Einäscherung sogar als heidnisches Ritual.
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Der rumänische Fotograf Mihai Petre wuchs in einer Gegend von Bukarest auf, in der sich früher ein weiteres Krematorium befand. Das 1928 erbaute "Cenusa" war eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in den Balkan-Staaten. 2002 wurde sie jedoch geschlossen. Zusammen mit Petre habe ich das verlassene Gebäude erkundet.
"Damals legte sich der Rauch aus diesem Gebäude über die ganze Gegend. Deswegen hat mich das Krematorium schon immer fasziniert", erklärt Petre. Die Kinder, die um Cenusa herum aufwuchsen, erzählten sich Gruselgeschichten über geheime Tunnel und die angeblichen Geschehnisse in der Einrichtung. "Als wir uns hier jedoch ab und an umsahen, fanden wir nur Spinnen und Staub."Seit der Schließung hat sich in Cenusa nichts mehr getan. Eine Schande, wie Petre findet. "Jede Dekoration hier hat eine Bedeutung. Vieles davon sollte die Trauernden nicht beruhigen, sondern die Trauer sogar noch weiter intensivieren." Der Fotograf hofft, dass die Kommunalverwaltung einen Weg findet, das Krematorium zu erhalten – zum Beispiel durch eine Renovierung und eine Umwandlung in ein Museum.