Ich habe Backrezepte aus dem Fernsehen nachgemacht – und mit Gras versetzt

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Ich habe Backrezepte aus dem Fernsehen nachgemacht – und mit Gras versetzt

„Ich war so stolz auf mich. Und high.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Dänisch bei MUNCHIES DA.

Die dänische Version von Das große Backen ist eine der gutbürgerlichsten und unverfänglichsten Fernsehshows. Es werden unglaublich viele Gefühle gezeigt (wegen der Kuchen), die Moderaten versuchen immer alle zu umarmen (wie man das im Fernsehen so macht) und die Jurymitglieder sind unglaublich strikt. Die Teilnehmer fangen ernsthaft an zu weinen, weil ihre Mousse nicht festgeworden ist. Und ich liebe es.

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Im Backzelt ist alles voll mit Sahne und zuckersüßem Fondant, während die Butter zum Klang der Titelmusik dahinschmelzt. Doch irgendwie hatte ich immer das Gefühl, das Ganze wäre wesentlich unterhaltsamer, wenn die Teilnehmer und die Jury breit wären. Stellt euch mal vor, was für eine Kuchen-Orgie das wäre.

Leider wurde ich bei der dänischen Show nicht angenommen, also machte ich kurzerhand meine eigene Version. Im Fernsehen sieht es gar nicht so schwer aus, ein paar Profiteroles, kleine Windbeutel, zu machen, also wollte ich eine größere Herausforderung: Ich wollte vier der geheimen technischen Prüfungen der aktuellen Staffel nachkochen und dabei jeweils eine Zutat hinzufügen: Cannabis.

Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Kristian Nielsen

Die neue Zutat. Foto von Kristian Nielsen

Obwohl viele Länder und auch US-Bundesstaaten—und die meisten Menschen mit einem Funken Intelligenz—schon lange erkannt haben, dass ein Cannabis-Verbot anachronistisch ist— genauso wie fossile Brennstoffe und die Monarchie—, musste ich durch die Gesetzeslage in Dänemark woanders backen. Also bin ich nach Amsterdam geflogen, um meine Backträume voll auszuleben.

Am Stadtrand hatte ich mir ein Zimmer gemietet. Die Küche sah in Ordnung aus, auch wenn sie nicht so gut ausgestattet war wie das Backzelt im Fernsehen: Das einzige Messer war ein Jagdmesser. Aber ich wollte vier kulinarische Meisterwerke vollenden, also musste ich loslegen.

Tag 1: Brotsticks und Passionstürme

Zuerst musste ich Cannabisbutter machen, die brauchte ich für zwei der Rezepte. Cannabisbutter ist die wahrscheinlich einfachste Methode, wenn man Essen machen will, das einen high macht. Man schmilzt die Butter, gibt das Gras hinzu und lässt es bei kleiner Flamme simmern, am besten für ein paar Stunden. Wenn man ein Mulltuch zur Hand hat, lässt man das Gras am besten in großen Stücken und gießt die Mischung danach einfach ab, sobald das THC extrahiert ist und in der Butter „schwimmt".Ich konnte kein Mulltuch finden, also habe ich mein Gras mit einer Kaffemühle zu einem feinen Pulver gemahlen.

Ich habe ein Gramm Maui Skunk und ein bisschen Cheese Promo genommen. Das war nicht genug, um sich total abzuschießen, weil man nämlich die Butter in so großen Portionen verteilen musste, dass man schon lächerlich viel Kuchen hätte essen müssen, um wirklich was zu spüren. Und niemand schafft einen ganzen Croquembouche.

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Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Kristian Nielsen

Foto von Kristian Nielsen

Den Rest des Cheese Promo habe ich auch noch gemahlen. Der Verkäufer im Coffeeshop meinte zu mir, dass diese Sorte besonders gut für herzhafte Gerichte sein würde. Also schob ich es eine Runde in den Ofen, um es zu decarboxylieren. Gerade auch wenn man Gerichte macht, die nur wenig erwärmt werden, ist das eine gute Idee. Ohne Decarboxylierung bekommt man nicht das volle THC-Potenzial zu spüren. Das ist natürlich nicht gefährlich, aber eine ziemliche Verschwendung, wenn man erwartet, voll breit zu sein, aber nur ein bisschen was spürt.

Das decarboxylierte Gras habe ich mit ein bisschen Basilikum und Oregano vermischt. Mit dieser grünen Deifaltigkeit habe ich die Tomatensauce für mein erstes Gericht gewürzt: Brotsticks mit Bacon und Chilis. Alle Gerichte hatten eines gemeinsam: Ich habe keines von ihnen vorher gemacht. Brotsticks müssten eigentlich so einfach sein, dass sie mich nicht überfordern sollten. Aber die „Passionstürme"—aus Passionsfruchtmousse und Marzipan—werden es mit Sicherheit.

Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Munchies Holland

Brotsticks mit Bacon. Foto von Kas Van Vliet

Eine gute Mousse zu machen, die von alleine steht, ist schon eine Sache für sich, doch es wird noch kniffeliger, wenn man Gras dazugibt. Ich habe das Gras anderthalb Stunden in einem Topf mit Sahne ziehen lassen, in der Hoffnung, dass das reichen würde, um das THC zu aktivieren.

Genauso wie bei der Cannabisbutter ist es auch bei der Sahne wichtig, dass man immer mal wieder umrührt, damit die kleinen Grasstücke nicht anbrennen. Wenn du wirklich alles entfernen willst, kannst du das Ganze auch durch ein Mulltuch geben, aber die kleinen Grasstückchen geben der Sahne auch eine nette Textur und sie enthalten viel Ballaststoffe. Also habe ich sie drin gelassen. Richtige Nerds sehen das vielleicht anders.

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Während die Sahne vor sich hin köchelte, habe ich die Brotsticks aus dem Ofen genommen. Einen habe ich noch glühend heiß gegessen, ich musste mich erst mal hinsetzen. Schmeckte großartig.

Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Munchies Holland

Foto von Kas Van Vliet

Weil ich die Sahne erhitzt hatte und die kleinen Grasstückchen da drin waren, konnte ich sie nicht so steif schlagen wie sonst, aber Gelatine sollte reichen, damit sie schön fest wird. Um die Mousse noch luftiger zu machen, habe ich noch mal 100 ml Sahne untergehoben, aber ansonsten habe ich mich an das Rezept der Jury gehalten. Ich traute mich nicht, irgendetwas anders zu machen.

Als ich die Creme in die Form goss, war sie schön hellgrün mit dunkelgrünen Punkten. Sie roch nach Passionsfrucht und hatte leichten Hauch von Gras, aber irgendwie sah das Ganze zu flüssig aus. Ob die Türme einfach in sich zusammenfallen würden, sobald ich die Dessertring abnehme? Würde auch ich wie die Teilnehmer anfangen zu heulen?

Zum Glück sahen die Küchlein wirklich wie Türme aus, als ich sie aus dem Kühlschrank holte—die sahen richtig scharf aus. Genauso wie die Tuiles, mit denen ich die Türme dekoriert habe. Den Teller habe ich noch mit holländischen Erdbeeren und gehackten Pistazien garniert und mir dann einen Löffel geschnappt und das ganze Arrangement zerstört. Die Mousse war leicht und fluffig, der starke Geschmack der Passionsfrucht passte perfekt zu dem irgendwie schweren Grasgeschmack.

Der Zuckerschock und das Gras haben mich so ausgeknockt, dass ich nur noch eine Teig machte und ihn im Kühlschrank gehen ließ. Brot am nächsten Morgen würde mir gut tun.

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Tag 2: Schokoküsse und Croquembouche

Als ich aufwachte, hatte ich einen Ohrwurm: „Because You Love Me" von Celine Dion. Dieses ganze Gras war definitiv nicht gut für mich. Ich machte mir einen heißen Kaffee und warf einen Blick in den Kühlschrank: Wie es der Cannabisbutter wohl geht? Sie war etwas krümelig und roch leicht nach Käse, vielleicht wegen des Cheese Promo. Ich bestrich eine warme Scheibe Brot damit und machte mir dazu noch gebratene Pilze und Speck.

Die erste Herausforderung des Tages: Schokoküsse—oder wie sie in Dänemark heißen flødeboller. Als Basis nimmt man eigentlich eine einfache Waffel, doch wir waren hier schließlich beim großen Backen, also wird es nicht einfach sein: Ich machte einen Keks mit Schokostückchen und Cannabisbutter. Weil es zu wenig Küchengeräte gab, musste ich eine leere Bierflasche als Teigroller und ein Weinglas als Ausstechform nehmen.

Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Kristian Nielsen

Teigroller-Ersatz. Foto von Kristian Nielsen

Als Füllung sah das Rezept so komische Dinge wie gefriergetrocknete Himbeeren und Johannisbeerpulver vor, also musste ich improvisieren. Ich entschied mich für pürierte Heidelbeeren, doch durch die Flüssigkeit in den Beeren hat die Füllung etwas an Textur verloren. Das Eiweiß habe ich so hart geschlagen, dass die Füllung am Ende steif wie der Schwanz eines Seemanns war, aber sie wurde etwas schlaffer, nachdem ich die Beeren hinzugegeben hatte. Das Abspritzen der Füllung auf die Kekse war noch mal komplizierter, weil ich die Keksbasis nicht richtig hatte auskühlen lassen, aber die meisten der kleinen Sahneküsse standen aufrecht. Dann überzog ich sie mit laufwarmer weißer Schokolade und streute noch ein paar Pistazien darüber.

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Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Munchies Holland

Schokoküsse mit weißer Schokolade, „flødeboller". Foto von Kas Van Vliet

Während die Schokoküsse fest wurden, fing ich mit den Vorbereitungen für die größte Herausforderung an: Croquembouche. Die Vorstellung, dass ich mich gleich an einen Klassiker der französischen Küche wagen würde, erfüllte mich mit tiefer Angst: ein ganzer Turm aus mit Creme gefüllten kleinen Windbeuteln.

Der Brandteig für die Profiteroles war ziemlich einfach, aber ich musste 200 davon machen, also hatte ich irgendwann einen Krampf in meinem rechten Arm, weil ich so viele kleine Küchlein aus der Spritztüte gedrückt habe. Für dieses Rezept habe ich den Rest der Cannabisbutter aufgebraucht und immer wenn ich ein Blech aus dem Ofen geholt habe, war die ganze Küche mit diesem himmlischen Geruch erfüllt.

Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Munchies Holland

Foto von Kas Van Vliet

Sobald der niederländische Fotograf, der heute vorbeigekommen war, die Kreationen vom Vortag fotografiert hatte, aß er sie einfach auf. Während ich die Zitronencreme für die Profiteroles machte, chillte er auf dem Sofa. Irgendwann räusperte er sich.

„Kristian, ich glaube, ich merke was", meinte er grinsend. Ich dachte, das war bestimmt nur der Placebo-Effekt, weil ich gar nicht so viel Gras reingemacht hatte und er nur vier Brotsticks und einen der Passionstürme gegessen hatte. Den Rest hatte ich verschlungen.

Doch eine Stunde später, er stand gerade auf, um mich dabei zu fotografieren, wie ich 200 Profiteroles füllte, konnte ich in seinen Augen sehen, dass er ziemlich high war. Wir hatten eine Menge Spaß.

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Ich lief in der Küche herum und bewegte sinnlos irgendwelche Dinge hin und her. Ich prokrastinierte, denn ich fürchtete mich vor dem nächsten Schritt: Ich musste Karamell machen und den Croquembouche zusammensetzen.

Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Munchies Holland

Der Moment der Wahrheit: Croquembouche. Foto von Kas Van Vliet

Es hat ewig gedauert, bis das Karamell endlich genau 152 Grad warm war. Den Turm habe ich um einen Kegel herum gebaut, den ich aus einem passend geformten Türstopper und etwas Backpapier konstruiert hatte. Ich arbeitete schnell und es war einfacher, als ich befürchtet hatte. Das Karamell musste ich mehrmals wieder erhitzen, beim zweiten Mal ging das Thermometer wegen der Hitze kaputt.

Danach musste ich raten, ob das Karamell die richtige Temperatur hatte. Doch ich habe es geschafft: Der Turm stand. Ich hatte einen Croquembouche avec beuh gebaut.

Ich war so stolz auf mich und so high.

Nachdem ich ein paar Stunden lang Futurama geschaut hatte und beschämend viele Profiteroles gegessen hatte, ging ich zurück in die Küche. Plötzlich wurde mir klar, dass ich gar kein Teilnehmer bei Das große Backen war. In der ganzen Küche stand dreckiges Geschirr. Ich seufzte. Ich war einfach zu fertig, um noch irgendetwas sauber zu machen.

Getting baked on Danish bake-off recipes. Foto: Munchies Holland

Das Ergebnis! Foto von Kas Van Vliet

Auf dem Esstisch standen mein Windbeutel-Turm und die Schokoküsse. Wenn doch nur die Jury das sehen könnte und mich für meine Kreationen loben würde.

Ich war jedenfalls sehr zufrieden mit meinem Werk.