Im Wallis verkleiden sich Menschen als Hexen, um betrunken Skirennen zu fahren

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Im Wallis verkleiden sich Menschen als Hexen, um betrunken Skirennen zu fahren

Eine der seltsamsten Arten, einem Toten zu gedenken.

Alle Fotos von David Zehnder Einer alten Walliser Sage nach war vor langer Zeit einmal eine Hexe, die unterhalb der Belalp wohnte und eine Liebesaffäre mit einem jungen Mann pflegte. Um sich unbemerkt zu treffen, verwandelten sich die beiden Verliebten in schwarze Raben und flogen so gemeinsam durch die Lüfte. Die Hexe hatte jedoch ein Problem: ihr frommer Ehemann. Sie sah keine andere Lösung, als ihn aus dem Weg zu räumen. Also liess sie in Gestalt des Raben eine faule Kirsche in sein Auge fallen, als dieser gerade im Geäst eines Kirschbaums schwarze Kirschen pflückte. Der arme Tropf erblindete und stürzte tödlich vom Baum. Die Hexe wurde zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt, nachdem sie die Tat unter Folter der Gerichtsbarkeit gestanden hatte.

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Vor 35 Jahren stellten sich Hoteliers und Skilehrer auf der Belalp die Frage, wie dem Januarloch erfolgreich entgegenzuwirken sei. "Jemand kam auf die glorreiche Idee, zu Ehren des frommen Ehemannes ein Hexenrennen zu organisieren", erinnert sich Beatrice Page von Belalp Tourismus. Verkleidete Skifahrer unter Alkoholeinfluss eine Skirennpiste runterzuschicken, hat sich schnell als effektive Methode bewährt, um das Januarloch zu stopfen. Dieses Wochenende nahmen trotz schlechten Wetters über 1.300 Leute an der Hexenabfahrt teil.

Der Fotograf David Zehnder hat für uns dieses feuchtfröhliche Skirennen—bei dem es gar nicht um Zeit, sondern um Style geht—mit aussagekräftigen Bildern festgehalten. "Die meisten Hexen sind gar nicht im Ziel angekommen, sondern irgendwo auf der Strecke (hängen) geblieben", erklärt David. Er kam nicht darum herum, seine Trinkfestigkeit selber unter Beweis zu stellen: "Nach jedem zweiten Foto, das ich knipste, wurde ich von den Leuten auf einen Schnaps, oder einen Becher Wein eingeladen. Nach einer Stunde war ich selber auch betrunken." Der Rausch hielt ihn allerdings nicht davon ab, diese für sich selbst sprechenden Fotos mitzubringen.