Hat ein NASA-Teleskop wirklich gerade außerirdische Architektur entdeckt?

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Hat ein NASA-Teleskop wirklich gerade außerirdische Architektur entdeckt?

Eine Beobachtung des Kepler-Teleskops elektrisiert die Alien-Fans. Sollten wir etwa unsere extraterrestrischen Mitbewohner endlich gefunden haben?

Kepler 62f, eine möglicherweise bewohnbarer Exoplanet. Bild: Wikipedia , NASA Ames/JPL-Caltech | Public Domain

Die Menschheit ist nahezu besessen von der Suche nach Aliens, und sobald es mal eine Unregelmäßigkeit im Weltraum gibt, klatscht die Erdbevölkerung vor Freude in die Hände: Haben wir unsere extraterrestrischen Nachbarn endlich gefunden?

Nun hat das Kepler-Teleskop ein merkwürdiges Lichtspiel bei einem fernen Stern beobachtet, und manchen Erdbewohnern gehen die gedanklichen Pferde durch. Sind es Space-Hochhäuser? Eine extraterrestrische Zivilisation, die ihre Lichter ein und ausschaltet, Adventskränze anzündet und Feuerwerke in den Himmel schießt? Bisher ist jedenfalls nicht klar, wie die eigenartigen Beobachtungen zu erklären sind—und so wird seit Bekanntwerden der Entdeckung Ende vergangener Woche munter spekuliert.

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Doch, was ist eigentlich passiert? Eine gängige Methode, um nach fernen Planeten zu suchen ist die Beobachtung stellarer Lichtveränderungen. Verschwindet ein Stern und taucht einige Stunden oder Tage später periodisch wieder auf, hat sich in der Regel ein Planet oder ein Raumschiff vor die Lichtquelle geschoben und so die Verdunklung hervorgerufen.

Bei der Entdeckung, die Kepler nun bei dem 1.480 Lichtjahre entfernten Stern namens KIC 8462852 machte, ließ sich jedoch keinerlei Regelmäßigkeit feststellen. Stattdessen wurde der Stern scheinbar nach seinem persönlichen Belieben bis zu 20 Prozent dunkler, was jeglicher bisher bekannter planetarer Verdunklungspraxis widerspricht. „So etwas wie diesen Stern haben wir noch nie gesehen", erzählte Tabitha Boyaijan, Astronomin an der Yale University und Autorin des entsprechenden Papers gegenüber The Atlantic. „Es war sehr seltsam. Erst dachten wir, es läge an falschen Daten oder einem Raumschiff, aber wir haben das alles überprüft."

Eine Erklärung für das Phänomen könnte sein, dass sich dichte Gebilde chaotischer Materie, also quasi Weltraumgeröll, um den Stern formiert hatten. So etwas lässt sich gewöhnlich bei jungen Sternen beobachten. Allerdings ist KIC 8462852 nicht jung, denn dann befände er sich in einer Art Staubwolke, welche zusätzlich noch Infrarotlicht abstrahlte. Aus diesem Kindergartenstadium scheint der Himmelskörper aber schon herausgewachsen zu sein.

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Manche spekulierten dann auch gleich, dass für die Verdunklungen nur außerirdische Gebäude, von Aliens erschaffene Satelliten oder andere extraterrestrische Architektur verantwortlich sein könnten. Jason Wright, ein Astronom der Penn University vermutete sogar, dass die Aliens mit ihren Bauten Energie von dem Stern abziehen wollen.

Neben den steilen Thesen der Alien-Fans könnte es jedoch auch noch andere, nicht minder spektakuläre astronomische Erklärungen für den Stern mit den Lichtschwankungen geben: Als ziemlich wahrscheinlich wird die Möglichkeit angesehen, dass ein riesiger Kometenschwarm durch seinen Orbit schwirrt. Weitere Theorien belaufen sich auf eine kosmische Kollision zwischen einem Planeten und einem Planetesimal (durch solch eine Weltraumkollision könnte auch unser Mond entstanden sein, wie einige Theorien nahelegen) oder dass die Lichtquelle in unregelmäßigen Abständen von den Resten eines Planeten verdeckt wird.

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Die Vermutung, dass das unregelmäßige Flackern durch außerirdische Architekturen hervorgerufen sein könnte, befindet sich im Übrigen ziemlich weit unten auf der wissenschaftlichen Liste der Wahrscheinlichkeiten. „Ich weiß auch nicht genau, wie aus Verfinsterungen in einer Lichtkurve außerirdische Gebäude werden können", amüsiert sich Steve Howell vom Kepler Science Team in einem Interview mit Mashable.

Ärgerlich wäre es natürlich, wenn die Außerirdischen schon ausgestorben wären und die Spacebauten lediglich die letzten Überreste ihrer fernen Zivilisation wären. Wenn dem so wäre, dann hätte zumindest Edward Snowden mit der Lösung des Fermi-Paradoxons kürzlich seine hellseherische Fähigkeit bewiesen.

Die SETI-Forscher haben unterdessen angekündigt, ihre Bemühungen noch zu intensivieren und ein Radioteleskop auf den Planeten auszurichten, um nach weiteren Signalen, auch in akustischer Form, zu suchen. Wir werden in Zukunft also bestimmt noch von KIC 8462852 hören.