Am MIT kann man die mathematisch besten Poker-Strategien studieren

Poker hat es nicht nur ins Abendprogramm des deutschen Privatfernsehens geschafft, sondern ist nun auch eine wissenschaftliche Disziplin geworden. Am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston wird nun ab diesem Sommer in dem öffentlichen Kurs „Poker Theory and Analytics" die Mathematik des Glücksspiels gelehrt.

Der Sommerkurs gehört zur OpenCoursWare-Initiative des MIT und kann von jedem Interessenten statt—wie normalerweise—ausschließlich von Studenten des MIT besucht werden. Wer eine Poker-Stunde verpasst oder nicht verstanden hat, kann sich die Inhalte noch einmal in einem Video der Vorlesung zu Gemüte führen, den Lehrplan im Internet verfolgen oder das geballte Wissen als PDF herunterladen. Auch wer nicht an der amerikanischen Ostküste zu Hause ist, kann ohne Probleme mitlernen—und anschließend mit mathematischer Unterstützung seinen Freunden das Geld aus der Tasche ziehen.

Die Vorlesungen werden von Kevin Desmond von der Sloan School of Management des Instituts abgehalten. Passend zu seinem ökonomischen Background legt er in seinen Ausführungen besonderen Wert auf vorsichtige Strategien und Datenanalysen, um zum gegebenen Zeitpunkt die besten Rückläufe des eigenen Investments zu erhalten.

Desmond rät seinen wenig erfahrenen Studenten, „präzise und aggressiv" zu spielen. Bedeutet: Sie sollen oft setzen und erhöhen, jedoch selten mit einem Einsatz auf gleicher Höhe bei anderen Mitspielern mitziehen (Call). Der Unterricht konzentriert sich dabei auf zwei Faktoren: Es sollen die Grundlagen erlernt und gleichzeitig Chancen erkannt werden, die andere Mitspieler nicht sehen.

Mit Hilfe von Pokerprogrammen erfahren die Studenten alles über die Position des optimalen Sitzplatzes wie auch die Kunst, gegnerische Strategien von Setzen und Erhöhen zu entlarven und zukünftige Schritte auf Grund der gespielten Hände voraussagen zu können.

Desmond hatte den Kurs bereits im Winter angeboten und setzte sich auf Grund des Erfolges dafür ein, ihn im Sommer wieder aufnehmen zu dürfen. Gerade im Bereich der Risikoanalyse ist Poker ein perfektes Studienobjekt und das MIT will nun vermehrt darauf setzen, Mathekonzepte mit Hilfe von Kartenspielen zu vermitteln.

Bereits in den 1990ern war das MIT Blackjack Team dafür berüchtigt, durch das Zählen von Karten in großen Casinos abzuräumen—Kevin Spacey produzierte sogar einen Film über die wissenschaftlichen Glücksspieler. Vielleicht entspringen dem neuen Kurs ja auch ein paar unerkannte Poker-Genies, die demnächst von Ryan Gosling und Jennifer Lawrence in einem Hollywood-Blockbuster dargestellt werden.

Hier findet ihr eine Übersicht aller Poker-Tutorials der Sloan School of Management am MIT.