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Seismologisches Überwachungssystem gibt Auskunft über Explosionen in Nordkorea

Die akkuratesten unabhängigen Informationen zum möglichen Test einer Wasserstoffbombe liefern die Seismographen der CTBTO.
Bild: imago/ Kyodo News

In Nordkorea gab es um 10:00 Uhr Ortszeit (2:30 Uhr deutscher Zeit in der Nacht zum Mittwoch) eine enorme Erschütterung der Erde, welche höchstwahrscheinlich durch die Zündung einer Wasserstoffbombe ausgelöst wurde. Bereits bei den nordkoreanischen Atomwaffentests 2006, 2009 und 2013 war dasselbe seismologische Überwachungssystem, welches die Beben auch jetzt erkannte die umfassendste unabhängige Quelle gewesen, die Aufschluss über die Vorgänge innerhalb Nordkoreas gab. Damals zeigte sich, dass der Staat Atomwaffentests unternommen hatte, die in ihrer Stärke permanent zugenommen hatten und in der bisher stärksten gemessenen Erschütterung im Jahr 2013 gipfelten.

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„Wir können bisher nur sagen, dass unser System seismische Vorkommnisse in dem gleichen Gebiet und von einer ähnlichen Stärke wie im Februar 2013 festgestellt hat", erklärt Elisabeth Wächter von der Wiener Preparatory Commission for the Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty Organization, (CTBTO), gegenüber Motherboard. Der Staat erklärte mittlerweile zwar, dass diese Vermutung korrekt sei, unabhängige Informationen darüber gibt es jedoch noch nicht.

Die seismologischen Stationen des CTBTO-Netzes im asiatischen Raum. Screenshot: CTBTO

Gebiete von Atomwaffenexplosionen. Screenshot: CTBTO

Die CTBTO überwacht und betreibt ein globales Netzwerk seismologischer Messstationen, um die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrags zu garantieren. Zu dem System gehören 170 Stationen in 76 Ländern sowie ein Netzwerk von 80 radionukliden Überwachungsstationen.

Unentdeckte, heimliche Atomwaffentests sollen so verhindert bzw. umgehend entdeckt werden. Nun erfassten heute Nacht um 2:30 Uhr um die 60 bereits ausgewertete der CTBTO-anhängigen Stationen eine ungewöhnliche, plötzliche Erschütterung von 5,1 auf der Richterskala, deren Ursprungsort quasi identisch mit den vorherigen Explosionen in Nordkorea anzusiedeln ist—ein eindeutiger Hinweis auf einen Test.

Experten bezweifeln, dass es sich bei der Bombe wirklich um eine Wasserstoffbombe handelte

Es wird davon ausgegangen, dass alle Stationen Daten des Bebens aufgezeichnet haben, da sich die seismischen Wellen im Erdinneren in alle Richtungen ausbreiten. Bei dem Erdbeben in Nepal war beispielsweise eine Station in Argentinien diejenige, welche die besten Daten lieferte.

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Die seismische Station PS22 in Matsushiro Japan. Bild: CTBTO | gemeinfrei

Die seismische Station PS13 in Lanzhou, China. Bild: CTBTO | gemeinfrei

Die radionuklide Station RN20 in Peking, China. Bild: CTBTO | gemeinfrei

„Ob das Beben menschlichen oder natürlichen Ursprungs ist, das zeigt die seismische Kurve, ob sich jedoch auch radionuklide Isotope in der Luft messen lassen, das wissen wir erst in ein paar Tagen", so Wächter. Um diese Marker radioaktiver Strahlung erfassen zu können, wird die Luft mit einer Art Staubsauger an den Messstationen eingesogen. Die Ergebnisse liefern dann weitere Rückschlüsse über den Ursprung der Beben. Auch ob es sich bei Nordkoreas neuestem Test wirklich um eine Wasserstoffbombe handelt, könnten Experten erst mit solchen Daten bestätigen.

Die politischen Debatten um den neuesten Streich von Kim Jong-un dürften bis dahin schon auf Hochtouren laufen.