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Dieser schweigsame YouTuber ist der Bob Ross der Wildnis

Dieser Typ zeigt dir, wie du diesen Sommer statt Sandburgen am Strand eine eigene Hütte im Wald baust.
Der Unbekannte vor dem Grundgerüst für eine seiner Lehmhütten | Bild: YouTube

Kein Wort fällt in dem knapp elf Minuten langen Video. Auch das Setting ist nur mäßig spannend, denn die Kamera verharrt die meiste Zeit in einigen wenigen Einstellungen auf einer kleinen Lichtung in den dichten Wäldern Australiens. Trotzdem hat das bisher erfolgreichste Video des schweigsamen Naturburschen aus Australien bereits fast zwölf Millionen Menschen auf YouTube begeistert. Statt Worten lässt der einsame Protagonist, der seit Monaten mit seinen Clips Millionenaufrufe erzielt, Taten sprechen: Seine Videos sind schnörkellose Anleitungen dazu, wie man sich aus dem Nichts und ohne moderne Technologien zu verwenden einen steinzeitlichen Haushalt bestehend aus Äxten, Tonkrügen, Körben und diversen Waffen selbst herstellt. Die Videos wirken durch den Verzicht von Musik und unnötigem Gequatsche äußerst beruhigend—wer schaut nicht gerne anderen bei anstrengenden Arbeiten zu und lauscht nebenbei den Geräuschen des australischen Busches?

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Die im YouTube-Channel „Primitive Technologies" veröffentlichten Videos beginnen meistens damit, dass sich der Namenlose einfachste Werkzeuge herstellt, um sich anschließend das für seine Projekte benötigte Baumaterial zu beschaffen.

Die Videos, in denen er komplette Hütten baut, sind die mit Abstand am häufigsten angesehenen Tutorials auf dem YouTube-Kanal. Zusammen kommen diese auf fast 30 Millionen Views und dokumentieren, wie der hemdlose Held über Monate hinweg an verschiedenen Stroh- und Lehmhütten baut.

Für den Bau dieser Hütte benutzte er lediglich eine steinerne Handaxt, um Holz zu schlagen, Feuerhölzer zum Feuer machen, einen Stock, um Erde aufzulockern und Tonkrüge, um Wasser zu transportieren—alles aus eigener Herstellung vor Ort natürlich. Effektiv dauerte der Bau der Hütte 30 Tage, das Video begleitet den Bauprozess in mittagspausentauglichen elf Minuten.

Vor der Kamera zeigt er nicht nur, wie man sich diverse Unterkünfte zum Überleben in der Natur zurechtzimmert, sondern auch, wie man sich aus Baumrinde einen Teppich webt, wie man sich Pfeil und Bogen baut, wie man Kohle produziert, diverse Krüge, Körbe und Äxte herstellt, einen Feuerholzschuppen baut, eine Steinschleuder dreht und sich diverse Hilfsmittel herstellt, um Feuer zu machen—und all das nur aus den Materialien, die der Busch bereithält. In seinem jüngsten Video vollzieht er nun einen weiteren Schritt im gesellschaftlichen Wandel vom nomadenhaften Leben zum sesshaften Ackerbauern, und zeigt, wie man sich in der Wildnis ein kleines Süßkartoffel-Feld anlegt.

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Sein zweites Lehmhütten-Video erschien im September 2015 und kommt auf über 10 Millionen Views. Bei diesem Bauwerk gab er sich nicht damit zufrieden, das Dach einfach mit Rinde oder großen Blättern zu decken: er hat dafür Dachziegel gebrannt. Viele Dachziegel. Mitten im Busch—einfach weil er es kann.

Viel ist über den australischen YouTuber nicht bekannt—weder das Alter, noch sein bürgerlicher Name, auch wer als Anmelder hinter seiner Website steckt, ist nicht öffentlich erkennbar. Auch unsere Interview-Anfrage blieb bis heute unbeantwortet. Allerdings beantwortet der Macher hinter Primitive Technologies manchmal seinen Zuschauern in den Blog-Kommentaren einige Fragen. Immer wieder betont er beispielsweise unter den Videos auf seinem Blog, dass das Herstellen all dieser Dinge sein Hobby sei, und dass er nicht in der Wildnis, sondern in einem normalen modernen Haus lebe. Das Wissen für seine Videos eignet sich der anonyme Handwerker durch vorherige Recherche, aber auch viel durch einfaches Ausprobieren an.

Auf die Frage hin, wie es zur Entwicklung dieses Hobbys kam, antwortet der wortkarge Naturbursche: „Ich mache das bereits, seit ich ein Kind war. Ich bin in der Nähe des Busches aufgewachsen. Es war immer schon mein Hobby, Forts zu bauen und Busch-Werkzeuge herzustellen."

Warum er seine Videos nicht kommentiert, begründet er damit, dass er bei „How-To-Videos" selbst immer den Teil überspringe, in dem die Leute ausschweifend erklären, was sie gerade machen. Er beschränke sich daher auf die Beschreibungstexte der Videos oder kurze Textpassagen an den Enden der Videos, um zu erklären, was er tue.

Seine Videos sind so erfolgreich, dass er mittlerweile davon leben kann, wie er zumindest in einem Kommentar andeutet: „Was als Hobby begann, ist nun ein Job". Auf weitere Videos kann man sich also schon mal freuen—wann unser Freund der primitiven Technologien beginnt, Eisenerz zu verhütten und vom Steinzeitalter in die Eisenzeit aufsteigt, bleibt abzuwarten.