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Wir sind wieder vollzählig: Forscher finden neunten Planeten

Die Astronomen glauben, eindeutige Belege für einen riesigen Planeten gefunden zu haben, der in weiter Ferne um unsere Sonne kreist. Gesichtet haben sie ihn aber noch nicht.
Bild: Caltech/ R. Hurt (IPAC)

Nachdem Pluto, der lange als Nummer neun der Planeten unseres Sonnensystems galt, sein Status aberkannt wurde, sind wir planetar nun endlich wieder vollzählig. Denn, wie es scheint, kreist ein weiterer Planet hinter Neptun um unsere Sonne, welchem vorerst der extrem coole Sci-Fi-Titel „Planet Nine" verliehen wurde.

Planet Nine lebt bisher allerdings, wie so oft in der Astrowissenschaft, lediglich in der Theorie. Das bedeutet, seine Existenz wurde zwar anhand mathematischer Modelle und Computersimulationen errechnet, gesehen hat ihn aber noch keiner. Gestern wurde das Paper zu der Untersuchung in The Astronomical Journal veröffentlicht. Bei dem Autoren handelt es sich übrigens um den Astronomen Mike Brown, der 2005 die Reklassifizierung von Pluto angestoßen hatte und sich seitdem stolz als „Plutokiller" bezeichnet.

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Nun hat Brown in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech) einen neuen Pluto gefunden, der die zehnfache Masse der Erde hat, was ihn sogleich in die Kategorie der sogenannten Super-Erden emporhebt. Bisher gibt es zwar einige dieser Super-Erden—eine Bezeichnung, die sich lediglich nach der Masse eines Planeten richtet und nichts mit seiner Obeflächenbeschaffenheit zu tun hat—jedoch wurde noch kein solcher Planet in unserem eigenen Sonnenystem entdeckt.

„Das scheint ein echter neunter Planet zu sein", sagte Brown. „Seit dem Altertum wurden lediglich zwei echte Planeten entdeckt und das wäre nun der dritte. Das ist ein potentieller Brocken unseres Sonnensystems, der sich da draußen befindet und noch entdeckt werden muss. Das ist extrem spannend." Der noch namenlose Planet ist 20 mal weiter von der Sonne entfernt als Neptun und braucht zwischen 10.000 und 20.000 Jahren, um einmal um die Sonne zu kreisen.

Die sechs am weitesten Entfernten Objekte des Sonnensystems, deren Orbite sich jenseits von Neptun (violett) befinden und die sich alle seltsamerweise in die gleiche Richtung bewegen. Bild: Caltech/ R. Hurt (IPAC)

Ebenso wie Pluto befindet sich Planet Nine im Kuipergürtel und umkreist die Sonne auf einer sehr großen Umlaufbahn. Trotz seiner großen Entfernung vermuten die Planetenforscher, dass sich der Neuling auch mit den auf der Erde stationierten Teleskopen erspähen lässt. Am wahrscheinlichsten wäre eine solche Beobachtung mit Hilfe des auf Hawaii installierten japanischen Subaru Teleskops. Da das Teleskop jedoch nicht zum Caltech gehört, werden die beiden Wissenschaftler die Entdeckung wohl jemand anderem überlassen müssen und lediglich ihre Hilfe beisteuern.

„Ich würde ihn liebend gerne finden", so Brown. „Ich bin aber auch zufrieden, wenn ihn jemand anderes entdeckt. Darum publizieren wir ja das Paper. Wir hoffen, andere dazu zu inspirieren, sich auf die Suche zu begeben."

Doch wie kommen die Astronomen überhaupt auf die Idee, dass sich in dem mit circa 70.000 Himmelsobjekten von mehr als 100 Kilometer Durchmesser bevölkerten Kuipergürtel, der sich weit hinter dem achten Planeten Neptun befindet, ein bisher unentdeckter Planet verbirgt? Die Wissenschaftler hatten einige seltsame Phänomene im Kuipergürtel entdeckt und waren verwundert über die Umlaufbahnen zweier Objekte, welche von Neptun normalerweise gravitationsbedingt abgestoßen werden müssten und erst einige Zeit später wieder zurückkehren sollten. Einer der Himmelskörper mit dem Namen Sedna kommt Neptun jedoch nicht einmal nahe.

Brown hat mit der Entdeckung von Planet Nine vielleicht nun endlich die noch immer empörten Pluto-Fans beschwichtigen können. „Alle, die sich immer noch darüber ärgern, dass Pluto kein Planet mehr ist, können sich nun freuen, dass es einen neuen echten Planeten gibt, der noch gefunden werden muss.", so Brown. „Jetzt können wir rausgehen und ihn finden. Dann hat das Sonnensystem endlich wieder neun Planeten."