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Die komplette Gaming-Szene streitet, ob diese Arsch-Pose ok ist oder nicht

Nach der Beschwerde eines einzelnen Gamers hat Entwickler Blizzard angekündigt, die Siegerpose von Tracer aus dem Spiel zu entfernen.

Blizzard Entertainment, einer der größten Videospielproduzenten der Welt, arbeitet gerade an seinem neuen Ego-Shooter und Multiplayergame Overwatch. Das Spiel, das sich derzeit noch immer in der geschlossenen Beta-Version befindet, war Mitte Februar nach zwei Monaten Pause mit diversen Neuerungen wie neuen Modi, Karten und auch Charakterposen an die Tester-Community zurückgegeben worden.

Eine dieser Posen, nämlich die Siegerpose von Charakter Tracer, ist jetzt zum Stein des Anstoßes in der gesamten Gaming-Welt geworden. Tracer ist eine zeitreisende Abenteurerin und gehört zur offensiven Klasse in Overwatch, die sehr schwer zu besiegen ist. In ihrer von Blizzard unverfänglich „über die Schulter" betitelten Siegerpose steht sie mit dem Rücken zum Betrachter, so dass durch die extrem eng sitzende Kleidung die Form ihres Allerwertesten mehr als eindeutig zu erkennen ist.

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Ein Gamer namens Fipps erboste sich darüber und verfasste im offiziellen Overwatch-Forum einen ziemlich erregten Post. „Was hat diese Pose auch nur in irgendeiner Weise mit dem Charakter, den ihr für Trace herausbildet, zu tun? Die Pose ist nicht witzig, nicht albern und hat nichts damit zu tun, eine schnelle Elite-Eillerin zu sein. Sie reduziert Tracer zu einem weiteren nichtssagenden weiblichen Sexsymbol."

Fipps spricht damit ein Problem an, mit dem sich auch die Gaming-Community noch immer herumschlägt: Sexismus in Form von übersexualisierten weiblichen Wesen, die in Videospielen überproportional häufig zum passiven Objekt oder gar zum Opfer sexualisierter männlicher Gewalt degradiert werden, ist hier noch immer weit verbreitet.

Fipps bekam dementsprechend für seinen Beitrag mindestens genauso viel Widerrede wie Zuspruch. Interessanterweise stellte er aber nicht unbedingt die Pose per se in Frage, sondern ihre spezielle Verwendung für Tracer. „Das ist hier keine Pose von Widowmaker [eine andere weibliche Heldin aus Overwatch], sie [Tracer] ist kein Charakter, der sich über das Zurschaustellen seiner Sexualität definiert."

Overwatch-Charakter Widowmaker in ähnlicher Pose wie Tracer. Foto: Screenshot YouTube.

Ob Fipps mit diesem Statement nun weibliches Empowerment durch Zurschaustellen der eigenen Sexualität befürwortet, wie es ein weiterer User erkannt zu meinen scheint, lässt er offen, doch die Diskussion ist bereits in vollem Gange.

Während einige noch auf die künstlerische Freiheit von Blizzard bei der Charakterentwicklung hinweisen, erklärt Game Director Jeff Kaplan mit einem überraschenden Statement den Thread für beendet:

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„Wir werden die Pose ersetzen. Wir möchten, dass sich *jeder* in unserer Community stark und heldenhaft fühlt. Das letzte, was wir wollen, ist, dass sich jemand unwohl und nicht geschätzt oder falsch dargestellt fühlt. Entschuldigung, wir werden weiterhin versuchen, es besser zu machen."

Reicht also der Post eines einzigen Nutzers, ein millionenschweres Gaming-Unternehmen in die eigene Spieleentwicklung eingreifen zu lassen? Nun, man darf nicht vergessen, dass sich Overwatch noch immer in der Beta-Version befindet. Diese ist genau dafür gedacht, Feedback von Testspielern zu sammeln und in die finale Version eines Games einfließen zu lassen. Während die Figur Widowmaker als sexualisierte Femme fatale von den Gamern abgesegnet wurde, stieß die möglicherweise nicht zum Gesamtbild ihres Charakters passende Siegerpose von Tracer bei einigen auf Ablehnung.

Und wie Jeff Kaplan kurze Zeit später mit einem weiteren Statement erklärte, sei das Entwicklerteam von Blizzard selbst von Vornherein unsicher gewesen, was die Arsch-Pose für Tracer angeht:

Wir haben tatsächlich eine alternative Pose, die wir tollen finden und die unserer Meinung nach besser zum Charakter von Tracer passt. Wir waren mit der ursprünglichen [Arsch]-Pose nicht wirklich zufrieden, sie stand aus kreativer Sicht immer auf der Kippe. Dass genau diese Pose nun aus der Sicht von Spielern unserer Community als unangemessen betrachtet wurde, hat uns bei dieser Entscheidung beeinflusst."

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Wie man bei Blizzard nun aber das Verhältnis von Tracers Arsch-Pose zu anderen sexualisierten weiblichen Charakteren wie Widowmaker betrachtet, ließ Kaplan unbeantwortet. Stattdessen hofft er auf Verständnis für die umstrittene Entscheidung:

„Wir verstehen, dass nicht jeder mit unserer Entscheidung einverstanden ist, und das ist ok. Genau dafür sind diese öffentlichen Tests da. Wir haben nicht nachgegeben oder sind jemandem entgegengekommen. Es war einfach die richtige Entscheidung aus unserer Perspektive, und wir denken, dass das Game genauso spaßig sein wird, wenn ihr es das nächste Mal spielt."

Tatsächlich scheint Blizzard bei der Finalisierung von Overwatch auf die Entfernung anstößiger Elemente zu achten. Erst Ende letzter Woche hatte man kommentarlos eine Art Masturbationswitz mit Pornoheftchen, der in das Spiel eingebettet war, entfernt.

Während die Allgemeinheit Overwatch frühestens am 24. Mai 2016 spielen kann, kursieren auf Reddit bereits die ersten

Petitionen

, die sich für den Erhalt der Pose stark machen. Der Thread im Overwatch-Forum, den Kaplan nach seinem zweiten Statement wieder geöffnet hatte, ist derweil auf 44 Seiten angewachsen. Tracers Siegerpose dürfte die Gamingwelt also noch eine Weile beschäftigen.