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Umfrage

Wir haben Menschen nach DER Geschichte gefragt, die sie immer wieder erzählen

"Am nächsten Morgen konnte ich in der Zeitung nachlesen, welchen Scheiß mein Kumpel auf dem Heimweg gebaut hatte."

Bekloppte, skurrile und bemerkenswerte Geschichten gibt es viele. Aber ein Junge aus den USA hat sich nun wahrscheinlich das Lifetime-Abo für die beste Partygeschichte gesichert: Weil er Cheeseburger wollte, ist ein Achtjähriger aus Columbiana County (Ohio) in der letzten Woche mit Papas Van zu McDonald's gefahren. Seine vierjährige Schwester nahm er auf der Ladefläche mit. Der Junge überquerte souverän mehrere Kreuzungen, hielt das Tempolimit ein und navigierte sich sicher durch den McDrive. Seine tadellosen Fahrfähigkeiten hatte er sich vorher mit Hilfe von YouTube-Tutorials angeeignet. Am Schalter angekommen kramte er, kein Witz, sein Sparschwein hervor, um zu zahlen. Als die alarmierte Polizei eintraf, musste der Junge unter Tränen einsehen, dass sie Aktion im Ganzen betrachtet nicht so astrein war wie sein Fahrstil.

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Wir haben zwei Prognosen zu dieser Geschichte. Erstens: Der Junge wird in acht Jahren keinerlei Probleme bei seiner praktischen Führerscheinprüfung bekommen. Zweitens: Sein Weg zum Godfather der "Was-ich-damals-gemacht-habe-Geschichten" wird mit Cheeseburgern und ungläubigen Blicken gepflastert sein.

Aber Abgefahrenes hat jeder schonmal erlebt. Wir haben Menschen auf der Straße nach ihrer Geschichte gefragt, die sie immer wieder erzählen. Was wir dabei gelernt haben? Goethes Kutsche ist gut alarmgesichert und die Hangover-Filme sind gar nicht so unrealistisch.

Leah, 22: "Plötzlich kamen die Museumswärter angestürmt und der Alarm ging los."

"Es war bestimmt das dritte Mal, dass ich mit meiner Familie im Goethe-Haus in Weimar war. Damals war ich vier oder fünf und langweilte mich total. Ich meine, Museen sind für Kinder sowieso oft langweilig und wenn man dann alles schon kennt, muss man die Dinge halt selbst in die Hand nehmen. Sowas Ähnliches muss ich mir wohl gedacht haben, als mein vierjähriges Ich den Entschluss fasste, mal auf Goethes Kutsche probezusitzen. Die Kordel vor der Kutsche hat mich nicht interessiert, blitzschnell bin ich drunter geschlüpft und auf die Kutsche geklettert. Viel besser, als nur zu gucken. Die Alarmanlage und heranstürmende Museumswärter beendeten schnell mein kurzes Glück. Meinen Eltern war das ein bisschen peinlich, aber Ärger bekam ich nicht. Danach waren wir nie wieder in dem Museum."

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Luca, 22: "Am nächsten Morgen konnte ich in der Zeitung nachlesen, welchen Scheiß mein Kumpel auf dem Heimweg gebaut hatte."

"Ich war mit einem Kumpel in der Stadt unterwegs, wir hatten ordentlich getrunken und wollten irgendwann nach Hause. Weil mein Freund außerhalb Kölns wohnt, fährt er immer erst mit dem Auto zur Bahn. Ich wollte auf keinen Fall, dass er nachher noch ins Auto steigt und wollte ihm den Autoschlüssel wegnehmen. Er meinte aber, dass ihn seine Freundin abholt, was OK für mich war. Was dann passiert ist, konnte ich am nächsten Tag in der Zeitung nachlesen: Mein Kumpel ist in die Bahn und wurde an der Endstation nicht von seiner Freundin abgeholt, sondern hat sich selbst ans Steuer gesetzt. Unterwegs ist ihm irgendwann aufgefallen, dass sein rechter Seitenspiegel fehlt. Weil er nicht wusste, was er machen sollte, hat er erstmal seinen Vater angerufen. Der hat am Telefon nicht gemerkt, dass sein Sohn total betrunken war, und meinte nur, dass er Schaden und Fahrerflucht direkt anzeigen soll. Mein Kumpel ist dann rotzevoll zur nächsten Polizeiwache gefahren, wo die Polizisten natürlich direkt gemerkt haben, dass da was nicht stimmt. Im Streifenwagen sind sie die Strecke dann abgefahren und haben nach ein paar Kilometern eine komplette Autoreihe entdeckt, die auf der linken Seite völlig beschädigt war. Da war klar, wer hier die Fahrerflucht begangen hatte. Der Führerschein von meinem Kumpel war natürlich weg und mehrere Zeitungen haben über den Typen, der besoffen mit seinem Auto zur Wache fährt, berichtet."

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Daniel, 36: "Als ich aufwachte, war da dieses Riesenloch in der Wand."

"Ich war mit ein paar Freunden unterwegs, wir haben Party gemacht und bei mir vorgetrunken. Am frühen Morgen bin ich dann nach Hause und direkt pennen gegangen. Als ich wieder aufwachte, entdeckte ich ein Riesenloch in der Wand über mir. Es hatte bestimmt einen halben Meter Durchmesser und ging mindestens 15 bis 20 Zentimeter tief in die Wand rein. Das war keine Delle, sondern ein Krater. Das Verrückte: Ich konnte mir überhaupt nicht erklären, wie das Loch in die Wand gekommen ist. Meine Hände habe ich sofort gecheckt, die waren total in Ordnung, und es lagen auch sonst keine Werkzeuge rum oder sowas. Als ich meine Freunde anrufen wollte, um den Abend zu rekonstruieren, habe ich gemerkt, dass mein Handy weg war. Ich weiß bis heute nicht, ob und wie die beiden Sachen zusammenhängen. Auch meine Freunde waren total ratlos, als ich sie später nach dem Loch fragte. Ich habe dann recherchiert, wie ich das Ding wieder schließen kann, und habe es dann zugespachtelt. Jetzt sieht es aus, als wäre nichts passiert. Das Loch ist weg, aber das Rätsel ist geblieben. Sehr seltsam und auch ein bisschen unheimlich, eigentlich könnte Akte X hier mal ermitteln."


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Gülnaz, 21: "Dem Hausmeister habe ich erzählt, die anderen waren das."

"Ein paar Freunde und ich hatten keinen Bock auf Unterricht und wir sind einfach nicht hingegangen, das muss in der zehnten Klasse gewesen sein. Statt abzuhauen oder in den Park zu gehen, sind wir in der Schule geblieben. Irgendwann haben wir uns in eine Ecke gesetzt. Als ich mich anlehnen wollte, habe ich gemerkt, dass hinter mir dieses Feueralarm-Dings ist. Und das habe ich mir dann mal genauer angeguckt. Eigentlich läuft das ja so: Man muss diese kleine Scheibe mit einem Hammer einschlagen und dann den Knopf tief reindrücken – so steht das jedenfalls da. Ich wurde neugierig und habe mich gefragt, wie viel die Scheibe wohl aushält. Vorsichtig habe ich mit einem Finger darauf rumgedrückt. Es passierte: nichts. Dann habe ich den zweiten Finger dazu genommen – und dann ging alles ganz schnell. Die Scheibe brach, der Alarm ging los, Klassentüren flogen auf und der Hausmeister kam angerannt – und zwar direkt. Meine Freunde lachten sich noch kaputt und ich wurde auf frischer Tat erwischt. Das dachte ich jedenfalls. 'Wer war das?', schnauzte mich der Hausmeister an, der direkt gemerkt hatte, dass es ein Fehlalarm war. Und da habe ich einfach eiskalt 'Die da' gesagt und auf eine Gruppe von Schülern gezeigt, die gerade aus einem Klassenzimmer gekommen waren. 'Die sind gerade hier vorbeigerannt.' Der Hausmeister hat das auf seinem Adrenalin-Trip geschluckt und ist direkt hinter denen her. Und ich war fein raus. Zum Glück konnten sich die anderen Schüler auch rausreden und es kam nie raus, dass ich das war."

Edmund, 62: "Auf einmal wusste ich: Das ist sie. Als hätte es mir jemand eingeflüstert."

"Mitte der 70er war ich Kunststudent in Stuttgart. An einem Abend saß ich spät nachts, es war schon nach Mitternacht, in der Straßenbahn, als eine Frau auf mich zukam. Sie sagte mir, dass ihr Freund jetzt Geburtstag habe und bat mich, eine Rose für ihn zu malen. Das habe ich gern gemacht und zeichnete ihr die Blume. Sie bedankte sich und ist wenige Stationen später ausgestiegen. Vor drei oder vier Jahren dann sitze ich hier in Köln in einem Café. Ich trinke was und beobachte Leute, als die Tür aufgeht und eine Familie reinkommt. Als ich die Frau ansah, wusste ich plötzlich: Das ist die Frau, der ich vor über 40 Jahren in der Straßenbahn eine Rose gemalt hatte. Das war ganz eigenartig, fast so, als ob mir das jemand eingeflüstert hätte. Die Familie setzte sich nicht weit von mir hin, und als ich dann die Stimme der Frau hörte, war ich mir absolut sicher. Ich bin zu dem Tisch hin und habe ganz direkt gefragt: 'Kann es sein, dass ich für Sie mal eine Rose gezeichnet habe?' Sie war natürlich total erstaunt, konnte sich aber gut erinnern. Ich setzte mich dazu und wir sprachen bestimmt zwei, drei Stunden. Es stellte sich heraus, dass ihr damaliger Freund nun der Ehemann war, der mir gegenüber saß."

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