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Popkultur

Von Che bis Beyoncé: Die Geschichte des Baretts

Das Barett ist wieder in Mode. Wir haben uns angesehen, wie es im Laufe der Zeit seinen Kultstatus erlangt hat.
Fotos via Getty Images

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Im März 2013 trug Jack Nicholson in Paris ein marineblaues Barett mit dem Logo der New York Yankees. Im offiziellen Fanshop des Baseball-Verbands MLB findet man keine Yankees-Barette, also hat Nicholson das Stück wohl eigens anfertigen lassen. Doch die Frankreich-Reise war vielleicht gar nicht der Anstoß dafür, denn er scheint die Kopfbedeckung schon länger zu mögen: Zur Oscar-Verleihung 1975, bei der er für seine Rolle in Chinatown als Bester Schauspieler nominiert war, trug er ein schwarzes Barett. Die Veranstaltung fand 22 Tage vor demEnde des Vietnamkriegs statt, im Zuge dessen das Barett auf den Köpfen amerikanischer Spezialeinheiten, der Green Berets, ins öffentliche Augenmerk gerückt war.

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Ohne Krempe und traditionell aus handgefilzter Wolle hergestellt ist das Barett eine der einfachste Kopfbedeckung überhaupt. Dennoch weckt es erstaunlich unterschiedliche Assoziationen: Es steht gleichzeitig für französische Schlichtheit und künstlerische Komplexität, für militärische Autorität und revolutionäre Ideologie. Und seit Kurzem ist es auch wieder überall zu sehen. Als Katy Perry auf dem Women's March on Washington die Feministin Gloria Steinem umarmte, trug sie ein flauschiges gelbes Moschino-Barett mit einem Smiley. Zwei Tage später zeigte sich die koreanische Rap-Sensation G-Dragon bei einer Chanel-Show in einer paillettenbesetzten Ausführung von Karl Lagerfeld, die stark an das unvergessliche rote Pailletten-Barett von Bianca Jagger zu Studio-54-Zeiten erinnerte.


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Ein kurzer Blick in die Geschichte: Erste Spuren des Baretts finden sich um 1500 v. u. Z. bei den alten Griechen auf Kreta. Seither ist die Mütze fester Bestandteil der europäischen Garderobe, und zwar vor allem in den Pyrenäen, wo Schäfer die Baskenmütze seit Jahrhunderten tragen. Ihr militärischer Touch geht auf die Chasseurs Alpins, die französischen Gebirgsjäger, zurück: Sie machten das Barett 1889 zum Teil ihrer Uniform. Diesem Beispiel folgten Militäreinheiten in aller Welt, meist mit genauen Farbvorschriften. Weil es keine Krempe hat und somit das Blickfeld seines Trägers nicht einschränkt, ist das Barett inzwischen der Standard in Sachen soldatischer Kopfbedeckung.

Ironischerweise waren die berühmtesten Barett-Träger fast allesamt Revolutionäre. Im Jahr 1960 schuf der Fotograf Alberto Korda mit Guerrillero Heroico das berühmteste Porträt von Che Guevara: Er verewigte ihn mit einem schwarzen Barett, auf dem ein Generalsstern prangt. Diese Aufnahme, die heute zahllose T-Shirts ziert, machte das Barett endgültig zum Symbol des Widerstands. In den 60ern nutzte auch die Black Panther Party die Macht der Baskenmütze und machte sie zum Teil ihrer "Uniform": schwarzes Barett, schwarze Hose, schwarze Lederjacke. Die puerto-ricanische Young Lords Party in New York trug violette Barette, und die Brown Berets der radikalen Chicano-Bewegung benannten sich sogar nach ihrem Erkennungszeichen.

Als Beyoncé 2016 in der Superbowl-Halbzeit-Show auftrat, trugen ihre Tänzerinnen schwarze Barette als Hommage an die Panthers - und erhoben ihre Fäuste zum Black-Power-Gruß. Daraufhin bezeichnete der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani den Auftritt auf FOX News als "Angriff" auf die Polizei. Polizisten im ganzen Land protestierten, andere Zuschauer lobten hingegen die solidarische Geste der Pop-Ikone mit der "Black Lives Matter"-Bewegung.

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund ist es verständlich, dass das Barett wieder in Mode ist. Konfrontiert mit der andauernden Polizeigewalt in den USA und dem Aufstieg der neuen Rechten schaffen wir eine neue Ästhetik für eine neue Revolution.

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