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Wissenschaft bestätigt: Pheromone als Sexuallockstoff sind Bullshit

Nein, ihr werdet nicht automatisch unwiderstehlich, wenn ihr euch mit Pheromon-Parfum einsprüht.

Der Werbetext des Pheromon-Parfums Alfa Donna verspricht in schwülstigen Worten nicht weniger, als die Trägerin zur unwiderstehlichen Femme Fatale zu machen:  „Alfa Donna bereichert Ihre natürliche Pheromonsignatur mit starken synthetischen Pheromonen. Die Formel verleiht Ihnen eine intensive magnetische Aura. Männer geraten in Ihrer Nähe in Trance." Einmal auftragen und schon zwanzig Männer am Hals? Alles Quatsch, sagt die Wissenschaft. Eine gestern veröffentlichte Studie der University of Western Australia hat anhand zweier, häufig in Parfums verwendeter Pheromone getestet, ob diese wirklich die Wahrnehmung von Attraktivität verändern.

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Pheromone sind Botenstoffe, die bei Individuen einer Art eine unbewusste, aber immer gleiche Reaktion auslösen. Im Tierreich ist die Wirkung von Sexualpheromonen gut erforscht. Erdwürmer, Schmetterlinge und Fruchtfliegen finden ihre Sexualpartner tatsächlich auch über abgesonderte Botenstoffe. Der Verdacht liegt da nahe, dass auch Menschen auf subtile Duftmoleküle anspringen. Allerdings haben Pheromone nichts mit dem individuellen Körpergeruch zu tun, der zum Teil genetisch bedingt ist und bestimmt, ob wir jemanden buchstäblich „riechen können". Außerdem spielen bei uns noch viel mehr Faktoren eine Rolle bei der Partnersuche, wie optische Reize, Humor, Auftreten, und, und, und.

Es ist sogar umstritten, ob es überhaupt menschliche Sexuallockstoffe gibt. Einen entsprechenden Rezeptor hat die Wissenschaft bisher noch nicht zweifelsfrei nachweisen können. Außerdem stammt das Patent auf die beiden untersuchten Pheromone von der US-Firma Erox, die ein Geschäft mit den Duftwässerchen macht. 1991 finanzierte das Unternehmen eine Studie mit den angeblichen Sexualhormonen Androstadienone und Estratetramol, die die Wirksamkeit – oh Wunder – belegte.

Seitdem werden die Stoffe immer wieder in Parfums verwendet, die eine Steigerung der sexuellen Anziehungskraft versprechen. In der neuen Studie untersuchten Leigh Simmons und sein Team von der University of Western Australia diese beiden Pheromone an 94 heterosexuellen Frauen und Männern. In einem ersten Versuch sollten die Probanden von einem Computer erzeugte geschlechtsneutrale Gesichter einem bestimmten Geschlecht zuweisen. Im zweiten Test mussten sie diese Gesichter nach Attraktivität ordnen und einschätzen, ob sie ihnen einen Seitensprung zutrauen würden. Das ganze Spiel wurde einmal mit und einmal ohne Androstadienone und Estratetramol durchgeführt. Am Ende stand das Ergebnis: Die Botenstoffe hatten keinen messbaren Einfluss auf die Wahrnehmung von Geschlechtern, Attraktivität und Untreue. Die Forscher um Simmons schlussfolgerten daraus, dass die Botenstoffe entgegen der Behauptung älterer Studien keine Sexualpheromone sind.

Die Hersteller von Pheromonspays und -parfums werden sich von den Ergebnissen sicherlich nicht beeindrucken lassen. Zauberwässerchen für alle möglichen Leiden sind Esoterik-Verkaufsschlager. Was dann wirkt, ist höchstens der Placebo-Effekt, wenn Menschen eine bestimmte Wirkung erwarten und sich daher mit einer offeneren und selbstbewussten Körpersprache bewegen.