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Wettbewerbsverzerrung

Wie der Wuppertaler SV im Niederrheinpokalfinale hintergangen wird

Im Finale muss Fünftligist Wuppertaler SV im Stadion des Viertligisten Rot-Weiss Essen spielen—und erhält nur 4000 Tickets. Die Ausrede des DFB ist widersprüchlich.
Foto: Imago

Ein Finale ist eigentlich ein Fest—also feierten Fans und Spieler des Wuppertaler SV auch den Einzug in das Endspiel des Niederrheinpokals. Im Rahmen des „Finaltags der Amateure" könnte der Fünftligist schließlich mit dem Pokalgewinn auch noch in die erste Runde des DFB-Pokals einziehen. Die gute Laune wich aber schnell genereller Unzufriedenheit: Das Finale findet nicht auf neutralem Boden, sondern im Stadion des höherklassigen Endspielgegners von Rot-Weiss Essen statt.

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Am 28. Mai wird der vom Deutschen Fußball-Bund ins Leben gerufene „Finaltag der Amateure" erstmals ausgetragen. Der DFB und die ARD übertragen an diesem Tag die Endspiele aller bundesweiten Landespokale in einer großen Livekonferenz zwischen 12 und 20 Uhr. Ziel ist es die unterklassigen Vereine stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Das Niederrheinpokalfinale zwischen Rot-Weiss Essen und dem Wuppertaler SV benötigte für diesen feierlichen Rahmen einen passenden Austragungsort: Der Fußballverband Niederrhein und der DFB wählten das modernere Stadion in Essen aus.

Während das DFB-Pokalfinale schon seit Jahren fest in Berlin stattfindet, gibt es für die Finalspiele der Landesverbände keinen fixen Austragungsort. Das Stadion Essen, eine Event-Location, wie es auf der eigenen Homepage beschrieben wird, scheint genau die richtigen Vorraussetzungen zu erfüllen. Damit genießt hier, entgegen den eigentlichen Maßstäben im Pokal, die höherklassige Mannschaft Heimrecht.

Der Fußballverband Niederrhein und der DFB begründen diese Entscheidung durch „verbesserte Sicherheit, sowie Fernsehtauglichkeit". An der reinen Stadionkapazität kann es nicht liegen. Schließlich verfügt das Stadion am Zoo in Wuppertal sogar über 3.000 Plätze mehr als das Essener Stadion. Aber es kommt noch dicker: Von den 20.500 Plätzen in Essen gehen aus Sicherheitsgründen nur 17.000 in den freien Verkauf und davon nur 4.000 nach Wuppertal. Die Fans des WSV sehen darin eine Wettbewerbsverzerrung. „Der gewählte Weg gleicht einer Farce. Ein Fair Play predigender Verband begeht ein grobes und unsportliches Foul", erklärte die WSV Fanseite „Horst-Szymaniak-Tribüne".

Eine faire Verteilung der Karten ist in solchen Partien eigentlich unabdingbar. Auch im DFB-Pokal wird das Heimrecht im Finale gelost. So würde nicht einmal die Hertha beim Pokal-Finale mit Sicherheit in der eigenen Ostkurve stehen. Zudem werden die Karten gleichmäßig unter beiden Finalteilnehmern verteilt. Der WSV erhält jedoch nicht mal 25 Prozent des Kartenkontingents. Nun verkündete der Verein, dass er sich mit Verband und Sicherheitsbehörden über zusätzliche Tickets in Gesprächen befinden würde.

Dennoch: Gerade dem Fußballverband Niederrhein stehen etliche andere Standorte zur Verfügung, die eine Ausrichtung eines Pokalfinales problemlos gewährleisten würden. Duisburg, Mönchengladbach oder Düsseldorf, um nur einige Beispiele zu nennen. Einen neutralen Standort lehnte der DFB allerdings aus Kostengründen ab. Es drängt sich der Eindruck auf, die Entscheidung für Essen erfolgte aus reiner Bequemlichkeit. Schließlich spart man sich so die Organisation des Ticketing. Doch warum organisieren die Verbände einen aufwendigen „Finaltag der Amateure" samt TV-Übertragungen, um dann eine mögliche Wettbewerbsverzerrung aus Kostengründen in Kauf zu nehmen?

Kritisiert werden sollte auch Zeitpunkt der Entscheidung. Hätte man sich bereits vor der Saison für Essen entschieden wären es im Sinne des Fair Play völlig andere Vorraussetzungen. All diese Dinge hat der Fußballverband Niederrhein sträflich missachtet. In Zukunft darf das nicht mehr passieren: Es soll schließlich der Tag der Amateure sein und es geht um nicht weniger als um den Einzug in den lukrativen DFB-Pokal.