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Fleisch

Antibiotika im Fleisch werden nicht weniger werden

Ja, deine pflichtbewusste Entscheidung, Premiumfleisch zu kaufen, hat leider nichts daran geändert, dass Nutztieren in vielen Teilen der Welt weiterhin Medikamente verfüttert werden. In der Zukunft sogar mehr denn je.

Während in Europa bereits vor einigen Jahren Maßnahmen gegen die Verwendung von Antibiotika bei Tieren, die für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind, ergriffen wurden, hat das im Hinblick auf die immer größere globale Nachfrage nach Fleisch genau gar nichts bewirkt. Und mehr Fleisch bedeutet mehr Medikamente.

Ja, deine pflichtbewusste Entscheidung, Premiumfleisch zu kaufen, hat leider nichts daran geändert, dass Nutztieren in vielen Teilen der Welt weiterhin Medikamente verfüttert werden. Laut einer neuen Studie der Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) verwendeten Tierproduzenten weltweit im Jahr 2010 63.151 Tonnen Antibiotika. Und es soll noch schlimmer werden: Die Studie rechnet hoch, dass der antimikrobielle Konsum bis 2030 um 67 Prozent steigen wird.

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Außerdem sollen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika alle ihren Antibiotikaeinsatz verdoppeln, was bis zu dem Siebenfachen des vorhergesagten Bevölkerungwachstums dieser Länder entspricht, so die Studie.

Daran ist nichts anderes schuld, als unser unaufhaltsames Verlangen nach Fleisch. Die globale Fleischproduktion ist im letzten halben Jahrhundert sprunghaft angestiegen: Während 1963 noch 78 Millionen Tonnen Fleisch produziert wurden, waren es 2013 bereits 308 Millionen. Im gleichen Jahr gab es 1.494 Millionen Rinder—54 Prozent mehr, als noch vor 50 Jahren. Die Zahl der Hühner stieg in der gleichen Zeit von 4,1 Milliarden auf 21,7 Milliarden.

Mehr Fleisch, mehr bakterienabtötende Medikamente—wo liegt das Problem?

Die Antibiotika, die in der Viehzucht zum Einsatz kommen, dienen einem doppelten Zweck. Sie halten die kostbaren Tiere nicht nur davon ab, sprichwörtlich ins Gras zu beißen, bevor sie zu profitablem, in Plastik verpacktem Fleisch verarbeitet werden können, sondern sorgen auch dafür, dass sie noch größer werden. Als gewiefte Bauern in den 1950er-Jahren bemerkten, dass ihre Tiere noch schneller zunahmen, wenn sie ihnen Antibiotika ins Essen mischten, dauerte es nicht lange, bis die Behörden die Verwendung von Medikamenten in der Viehzucht offiziell erlaubten.

Für uns Menschen kann Fleisch von gesunden Tieren, denen Antibiotika verabreicht wurden, ein Gesundheitsrisiko darstellen. Die Bakterien, die natürlich in ihren Körpern vorkommen, können sich zu antibiotikaresistenten Superbakterien entwickeln—die Art von Bakterien, die die USA versehentlich mit seinen Zwiebeln nach Australien schiffte—, die schwierig, wenn nicht unmöglich, zu behandeln sind, wenn sich Menschen damit infizieren. Manche Forscher befürchten, dass der Überkonsum von Antibiotika eine „postantibiotische Ära" einläuten könnte, in der unsere Medikamente schlichtweg nicht mehr gegen die Megabakterien wirken.

Für alle Vegetarier, die schon erleichtert aufgeatmet haben: Auch ihr könnt den Folgen von Antibiotika in Nutztieren nicht entkommen. Immerhin wird der Mist von Millionen von Nutztieren als Düngemittel für Obst- und Gemüsefelder verwendet, was zu einer Antibiotikaresistenz bei natürlich vorkommenden Bakterien im Erdboden führen kann.

Die Autoren der PNAS-Studie merken an, dass der Anstieg sehr wahrscheinlich mit dem Wachstum der industriellen Landwirtschaft und den groß angelegten Farmen zusammenhängt, wo die Verabreichung von Antibiotika Standard ist—wie beispielsweise in den USA. Wollen wir medikamentenresistente Superbakterien aus dem Weg gehen—die allein in den USA zwei Millionen Menschen infizieren—ist es höchste Zeit, etwas dagegen zu tun, dass gesunden Tieren Antibiotika gefüttert werden.