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Der Mick Jagger des Whiskys rät: Trinkt ihn, wie ihr wollt!

Whisky ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Im Gespräch mit dem Manager einer bekannten schottischen Destillerie haben wir erfahren, dass sogar Whisky-Weise gerne mal panschen.
Oberes Foto: silkeybeto | Flickr | CC BY 2.0

Dafür dass Whisky nur zwei Hauptingredienzen hat—Quellwasser und Getreide—bietet er echt eine große Aromenvielfalt. Du bekommst ihn mit einer Vanillenote, mit einem warmen Aroma, das fast an weihnachtliche Gewürze erinnert, mit Anklängen von Kokosnuss oder so schön rauchig, dass du denkst, dein Sitznachbar hätte heimlich seine Zigarre darin versenkt.

Die verschiedenen Aromen hängen mit bestimmten Parametern beim Destillationsverfahren zusammen. Bei Whisky aus gemälzter Gerste muss die Gerste erst etliche Etappen durchlaufen, bevor sie zu dem uns bekannten köstlichen, bernsteinfarbenen Nektar wird. Also ist es mit dem Darren und Maischen (um den Gärungsprozess in Gang zu setzen) noch lange nicht getan. Wenn das Malz über Torffeuer gedarrt wird, entsteht ein ganz anderes Aroma als bei der Verwendung von ungetorftem Trockenfeuer, was sich schließlich in der Rauchigkeit bzw. Milde deines Whiskys niederschlägt.

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Unterschiede im Geschmack entstehen auch durch den Einsatz von unterschiedlichen Fässern. Auch die Lagerdauer wirkt sich auf das Aroma aus. Ein ungetorfter Whisky sollte beispielsweise eher in einem zuvor ausgebrannten Fass gelagert werden, um dem Whisky auf diese Weise eine rauchige Note zu verleihen, die jedoch subtiler ausfallen wird, als wenn die Gerste über Torffeuer getrocknet worden wäre. Wenn in dem Fass zuvor Sherry gelagert wurde, wird das neue Endprodukt eine süßliche Note haben—umso mehr im Fall längerer Lagerung. Als Faustregel gilt: Je länger ein Whisky gelagert wird, desto leichter, weicher und voller wird sein Aroma. Kurzum: Er wird leckerer. Andererseits kann das auch auf Kosten der geschmacklichen Individualität gehen, da die Fassnote zunehmend dominiert. Wie du also siehst, sind für die Vielfalt an Aromen sehr unterschiedliche Einflussfaktoren verantwortlich. Welche das im Einzelnen sind, ist aber weiterhin nicht vollständig erforscht. Zwei Flaschen Whisky derselben Marke werden deshalb nie ganz gleich sein.

Ein rekurrierendes Phänomen in der Welt der Whiskys ist Wichtigtuerei. Denn Meinungen zu Whisky sind wie Arschlöcher—jeder hat eins und manche machen echt viel Stunk. Whisky-Weise machen nichts lieber, als dich zu belehren, wie du einen großartigen Whisky zu trinken hast, und würden dich am liebsten mit einem Dudelsack verkloppen, wenn du es wagen solltest, einen Tropfen Wasser auch nur in die Nähe dieses erhabenen Gesöffs zu bewegen. Im Gespräch mit Andrew Brown (den die Einheimischen liebevoll „The Mick Jagger of Whisky" nennen), dem Manager der Bunnahabhain-Destillerie—eine vielfach ausgezeichnete Destillerie auf der schottischen Insel Islay—wurde deutlich, dass es nicht die Methode gibt, Whisky zu trinken.

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MUNCHIES: Also Andrew, wie trinkst du deinen Whisky? Andrew Brown: Zuerst einmal aus dem Glas. Manchmal gebe ich auch einen Tropfen Wasser dazu. Es soll auch Leute geben, die einen 2.000 Euro teuren Whisky mit Coca-Cola mischen, was viele Whisky-Experten voller Entrüstung aufschreien lässt. Aber was soll's: Das ist ihre persönliche Entscheidung, also lasst sie doch.

**Und wenn du siehst, wie jemand **Irn-Bru mit deinem Bunnahabhain mischt: Würdest du ihn nicht am liebsten umtackeln? Ich würde ihn einfach machen lassen. De gustibus non est disputandum, du weißt schon, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Persönlich trinke ich meinen Single Malt am liebsten mit einem Schluck Wasser. Andere Leute mischen ihren Whisky mit Ginger Beer oder eben Irn-Bru. Natürlich kommen bei Whisky schnell die Puristen auf den Plan. Schließlich kannst du für einen guten Tropfen enorm viel Geld lassen. Ich finde es persönlich schon ein bisschen fragwürdig, Coke in einen 40 Jahre alten Bunnahabhain reinzukippen. Aber OK, am Ende ist Whisky auch nur dazu da, um getrunken zu werden—auf welche Art auch immer.

Überrascht deine Sicht der Dinge viele Leute nicht? Und wie. Vor einiger Zeit besuchte eine Mutter mit ihrem Sohn unsere Destillerie. Sie kamen aus Wales. Plötzlich meinte der Sohn: „Erzähl mal dem Herrn, wie du deinen Whisky trinkst." Ich erwiderte: „Wenn es darum geht, dass Ihre Mutter ihn mit Coca-Cola trinkt, dann sei Ihnen gesagt, dass dies total OK ist." Dem Sohn ist darauf gehörig die Kinnlade runtergefallen. „Aber Ihnen gehört doch die Destillerie—Sie müssen uns doch sagen, dass man ihn höchstens mit Wasser trinkt!" „Nein, nein", meinte ich. „Jeder soll ihn so trinken, wie es ihm am besten schmeckt."

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Aber rein „technisch", wie sollte er nun getrunken werden? Technisch? Whiskytrinken ist doch deine Wissenschaft. Du trinkst den Whisky richtig, wenn er dir schmeckt! In unserer Destillerie waren schon Leute aus Skandinavien zu Gast, die mittels einer Pipette genau einen Tropfen Wasser ins Glas gegeben haben. Genau einen. Verrückte Sache. Ich würde den Whisky immer erstmal pur kosten, um zu sehen, ob er überhaupt Wasser braucht. Im Hochsommer mische auch ich schon mal Whisky mit erfrischendem Ginger Beer. Wie du also Whisky trinkst, hängt davon hab, welche Jahreszeit gerade ist und wo du dich aufhältst.

Wie stehst du dazu, Whisky on the rocks zu trinken? Ich finde nämlich, Whisky mit Eis schmeckt vor allem nach meinem Gefrierschrank. Du solltest tunlichst niemals Eiswürfel in deinen Whisky geben. Wirklich. Wenn dein Gefrierschrank nach Fisch riecht, werden Eiswürfel aus diesem Gefrierschrank deinem Whisky eine ungewollte Fischnote verleihen. Meiner Meinung nach wird das natürliche Aroma von Whisky durch die Zugabe von Eis in seiner Entfaltung behindert. Im Gegensatz dazu setzt Wasser die Aromen erst richtig frei. Darum bin ich persönlich auch kein Fan von Eis. Du wirst es bei mir in keinem Getränk finden—nicht mal in einem Glas Limo.

Wenn ich vorher noch nie Whisky getrunken hätte, worauf sollte ich dann achten? Dass es dir schmeckt, Punkt. Whisky ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Ich erzähle den Leuten oft, dass es mit Whisky so ähnlich ist wie mit der indischen Küche.

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OK. Manch einer bevorzugt ein mildes Korma-Gericht, wohingegen andere lieber feuriges Vindalho auf ihrem Teller sehen wollen. Du weißt nur dann, was dir schmeckt, wenn du verschiedene Variationen probiert hast.

Macht Sinn. Welche Whiskys gehören eher zur kräftigen Sorte? Die torfigen Whiskys haben aufgrund ihrer Herstellung ein volles und rauchiges Aroma, zu dem Ginger Beer besonders gut passt. Andere haben aufgrund ihrer Lagerung ein starkes Aroma von Sherry, zu dem sich Ginger Beer nicht so gut macht.

Kann man Whisky auch in der Küche anwenden? Ja, ich benutze ihn zum Beispiel, wenn ich selbst Vollkornbrot backe. Und auch bei meinem Whisky-Eis kommt er zum Einsatz, das ziemlich feucht ausfällt.

Feucht? Ja, weil der Alkohol verhindert, dass sich Eiskristalle bilden.

Ah, ich verstehe. Torfiger Whisky passt übrigens super zu Steak. Für eine schnelle, aber köstliche Steak-Sauce musst du nur eine Zwiebel und ein paar Pilze kleinschneiden, ein Stück Butter in die Pfanne hauen, ordentlich Whisky zugeben, und diesen dann mit einem Streichholz anzünden, um den Alkohol abzubrennen. Die Leute auf Islay verwenden Whisky in der Küche für verschiedenste Zwecke—sie schütten ihn pur auf ihre rohen Austern, kochen Muscheln darin, oder geben ihn auf Krabben. Manche mischen sich auch Whisky in ihren Haferbrei zum Frühstück.

Ich glaube, darunter würde meine Produktivität etwas leiden, aber danke für den Tipp!

Oberes Foto: silkeybeto | Flickr | CC BY 2.0