Dieses Kochbuch ist für schwule Bären

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Kochbuch

Dieses Kochbuch ist für schwule Bären

Schwule Bären sind auf dem Vormarsch: Sie gelten als die am schnellsten wachsende Gruppe innerhalb der schwulen Gemeinde. Und jetzt haben sie sogar ein eigenes Kochbuch. Und wir ein paar der tollen Fotos daraus. Kurzum: ein tierisches Vergnügen!

In den letzten Jahren wurde das schöne und stetig wachsende Meer an Kochbüchern durch so einige überflüssige Nischentitel verunreinigt. Bist du etwa auf der Suche nach Kochbüchern zu den Themen Butter mit Geschmack, Samen und Haylie Duff? Oder schlägt dein Herz mehr nach Rezepten für weiße Hipsterveganer aus L.A. in Gangsterpose? Null Problemo, du Glücklicher, denn die gibt es schon.

Aber jetzt kommt ein Kochbuch auf den Markt, das sich von all dem anderen Müll abhebt. Es wurde extra für die Subkultur von hypermännlichen Homos entwickelt, die mit einem niedlichen Bäuchlein sowie einer echten Pete-Sampras-Gedenk-Körperbehaarung ausgestattet sind. Ja, du liest richtig: Bären haben jetzt ihr eigenes Kochbuch.

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Angelo Sindacos Rezeptsammlung Cooking with the Bears: Healthy Recipes by Hairy Men ist all diesen extrahaarigen Burschen und ihren Lieblingsgerichten gewidmet. Ist das super oder super? Die 32 Rezepte in dem Buch—das so ziemlich alles von Tagliatelle alla Bolognese bis hin zu Chumbo Cupcakes abdeckt—stammen direttamente aus der Feder von echten italienischen Bären, die sich in der heimischen Küchen ablichten ließen.

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Und auch wenn für dieses Projekt viele der Bären nur äußerst spärlich bekleidet waren, ist Cooking with the Bears beileibe keine Fetischistenbibel. Mike Enders, der Gründer von AccidentalBear.com, schrieb dazu im Vorwort: „Durch eigene Beobachtungen kann ich sagen, dass Bären liebend gerne kochen und essen. Darum haben sie auch ihre so typischen erotischen, haarigen Kurven. Mit diesen Fotos sollen Bären mal auf eine angenehm unkonventionelle Weise gezeigt werden. Sie sollen demonstrieren, dass Bären viel mehr sind als nur Sex, Leder und Zigarren. Denn diese Themen wurden doch schon zur Genüge ausgeschlachtet."

Auch wenn in diesem Kochbuch reichlich Testosteron zur Schau gestellt wird (die bloße Größe ihrer Bizepse lässt mich schon vor Neid erblassen), haben die Burschen auch eine zärtliche Seite. Da wäre zum Beispiel Enzo. Der arbeitet für eine Fastfood-Kette und sammelt leidenschaftlich gern Barbie-Puppen. Mehr als 400 sind nach eigener Aussage schon zusammengekommen. Und dann wäre da auch noch Flavio, der sich selber nur „Queer Mountaineer" nennt. Er würde zwar niemals das Haus ohne seine Lederhosenträger verlassen, träumt gleichzeitig aber davon, eines Tages mal nackt und wie Mena Suvari in der berühmten Szene aus American Beauty fotografiert zu werden. Nur dass Tortellini—und nicht Rosenblätter—seinen Körper bedecken sollen.

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Weil ich mehr über diese liebenswerten Cubs erfahren will, treffe ich mich mit Sindaco. Ich will außerdem wissen, wie dieses Projekt überhaupt zustande kam und bei welchem der Bärenrezepte sein Magen besonders laut losknurrt.

MUNCHIES: Hey, Angelo. Warum also Bären?
Angelo Sindaco: Die Idee kam mir vor rund zwei Jahren. Ich wollte eine Welt erkunden, die für viele—vor allem für Heteros—noch weitgehend unbekannt ist. Und das wollte ich mithilfe eines Mediums machen, mit dem man so ziemlich jeden erreichen kann: Essen. Andrea Signori, einer meiner besten Freunde, hat mir sehr bei diesem Projekt geholfen. Wir haben Monate (und viele Abendessen) damit zugebracht, das Ganze auszuarbeiten und dabei gleichzeitig darauf zu achten, dass die Fotos am Ende nicht wieder den alten Erotikstereotypen von Schwulen entsprechen. Es ist lustig zu beobachten, wie Frauen auf der ganzen Welt das Buch kaufen und es mit viel Enthusiasmus unterstützen.

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Was ist mit all den Twinks, Ottern und den anderen schwulen Subkulturen? Brauchen die nicht auch ihr eigenes Kochbuch?
Nicht unbedingt. Bei unserem Projekt haben ja schon eh verschiedene Bärtypen—Muscle bears genauso wie Otter—mitgewirkt. Für mich heißt Bär zu sein auch gleichzeitig, zu seinem eigenen Körper zu stehen und all den beschissenen Mainstream-Schönheitsidealen den Mittelfinger zu zeigen. Heutzutage sind Fotos doch zu 80 Prozent Photoshop. Wenn du also deinen behaarten Bauch in Richtung Kamera streckst, ist das endlich mal etwas Anderes. In den späten 80ern war ich ein Skin und kenne mich also ganz gut mit radikalen und von der Norm abweichenden Bewegungen aus. Außerdem kann ich Photoshop null bedienen. Darum lasse ich auch die Finger davon und retuschiere lieber gar nichts. Wenn das Foto scheiße ist, mache ich einfach noch eins.

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Wie hast du die Bären kennengelernt?
Das war einer der lustigsten Parts der Geschichte: Andrea und ich haben die Köche über Growlr und andere Apps angeschrieben. Einige von ihnen wollten sich aber lieber nicht fotografieren lassen, weil sie ein bisschen Angst vor ihren eifersüchtigen Freunden hatten. Andere dachten, das sei nur eine billige Anmache, um sie ins Bett zu kriegen. Auf jeden Fall hat's am Ende funktioniert! Sie haben wildfremde Personen in ihre Wohnungen reingelassen und haben für uns köstliche Gerichte gekocht.

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Arbeiten einige deiner Bären auch im echten Leben als Koch?
Wie haben mit sehr unterschiedlichen Leuten zusammengearbeitet: Es stand auch ein gestandener Multimillionär vor meiner Kamera, während wiederum ein anderer am liebsten von einer Schwulendisko in die nächste tingelt. Ein anderer Bär betreibt einen Essensstand vor dem Kolosseum in Rom. Und einige unserer Köche arbeiten auch in stadtbekannten Restaurants. Eine unserer wenigen Regeln lautete: Wenn du nicht kochen kannst, hast du in meinem Kochbuch nichts zu suchen.

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Findest du, dass Kochen eine erotische Erfahrung ist?
Absolut! Aber beim Essen will ich dann nicht gestört werden!

Ein paar deiner Fotos sind schon sehr erotisch, wie das eine, auf dem sich Enzo Basilikum auf seine eigene Brust reibt.
Enzo war echt der Lustigste von allen. Er arbeitet selber bei McDonalds! Während des Shootings konnte ich meine Kamera kaum gerade halten, weil wir so viel lachen mussten. Aber ehrlich gesagt finde ich dieses Foto überhaupt nicht erotisch.

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Oh! Dann muss ich wohl einen kleinen Basilikum-Fetisch haben. Wer war dein Lieblingsbär?
Das kann ich so nicht sagen. Ich habe echt viele tolle Kerle kennengelernt, was auch einer der schönsten Aspekte an der Arbeit zu diesem Buch war. Jeder von ihnen hatte eine spannende Geschichte zu erzählen. Sie haben mir von zerbrochenen Familien, von Verbitterung und Hass berichtet. In Italien schwul zu sein, ist noch immer ein hartes Los. Es war auf jeden Fall eine sehr intensive Erfahrung, mit all den Köchen in kürzester Zeit eine so enge Verbindung und eine so entspannte und intime Atmosphäre aufzubauen.

Nur mit einem von ihnen habe ich eine negative Erfahrung machen müssen. Er hatte extra für die Fotos eine schicke Wohnung angemietet, um sich in ein cooles Licht zu rücken. Nach dem Shooting hat er dann darauf bestanden, dass ich die Fotos noch einmal bearbeite und seine Falten wegretuschiere. Er ist ein sehr bekannter Modedesigner, aber das war mir ehrlich gesagt scheiß egal. Ich habe ihn einfach komplett aus dem Buch gekickt.

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Im Untertitel von deinem Buch ist von gesunden Rezepten die Rede. Aber sind Cupcakes, Käsekuchen und Pasta wirklich so gesund?
Das ganze Buch strotzt doch nur so vor Ironie, darum habe ich die Rezepte auch als gesund bezeichnet. In Italien sagen wir: „Wenn es dich nicht umbringt, macht es dich fetter." Solange es dir also schmeckt, ist alles super. Außerdem ist Pasta sehr gesund!

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Was ist dein Lieblingsrezept in dem Buch?
Ich halte mich für einen echten Profischlemmer. Wenn ich mich wirklich entscheiden müsste, würde wohl meine Wahl auf das sizilianische Lasagne-Gericht fallen. Ich hoffe aber, dass du alle Rezepte mal selber ausprobierst und so ein bisschen was über die italienische Küche lernst!

Wird gemacht, Angelo. Und danke für das Gespräch.