Laut einer Studie, die vor Kurzem in der Zeitschrift Basic and Clinical Andrology erschien, sind wir einer neuen Form der männlichen Empfängnisverhütung einen großen Schritt näher gekommen. Im Verlauf eines Versuchszeitraums von mehr als einem Jahr stellten die Forscher fest, dass das hormonfreie Verhütungsmittel Vasalgel bei den Affen des National Primate Research Center in Kalifornien eine effektive, empfängnisverhütende Wirkung hatte.
An der Entwicklung von Vasalgel wird bereits seit 2010 gearbeitet. Es soll nicht nur weniger invasiv, sondern auch leichter rückgängig zu machen sein als eine Vasektomie. Hierfür wird das gelartige Verhütungsmittel in die Samenleiter (über die das Sperma aus den Hoden transportiert wird) injiziert, wo es als Barriere dient, die das Austreten von Sperma verhindert. Flüssigkeiten können das Gel nach wie vor passieren, Spermien hingegen nicht – stattdessen werden sie vom Körper einfach wieder resorbiert. Bisherige Studien konnten die Wirksamkeit von Vasalgel bereits bei Kaninchen bestätigen. Dabei wurde gezeigt, dass der Spermienfluss wirksam unterbrochen, der Vorgang erfolgreich rückgängig gemacht und der Samenstrang wieder geöffnet werden konnte.
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Im Rahmen der aktuellen Studie haben die Forscher nun 16 männlichen Rhesusaffen Vasalgel injiziert. Nach einer einwöchigen Genesungsphase wurden die Primaten dann in ein Freiluftgehege gebracht, wo sie mindestens eine Paarungszeit – von Mitte September bis Mitte Mai – mit drei bis neun weiblichen Zuchttieren verbracht haben, die sich in der Vergangenheit bereits erfolgreich fortgepflanzt haben.
“Die voraussichtliche Trächtigkeitsrate unter den geschlechtsreifen Weibchen beträgt ungefähr 80 Prozent je Paarungszeit. Dieser Wert stammt aus unveröffentlichten Daten, die zum Zwecke des Populationsmanagements über die vergangenen 40 Jahre gesammelt wurden”, stellt die Studie fest. “Am Ende der Versuchsphase konnten dagegen keine Schwangerschaften bei den Weibchen festgestellt werden, obwohl die Forscher ein normales Paarungsverhalten unter den Männchen beobachten konnten.”
Linda Brent ist die Geschäftsführerin von Parsemus Foundation – der gemeinnützigen medizinischen Forschungsorganisation, die die Studie finanziert hat. Sie sagt, dass die Ergebnisse der Versuchsphase “im Hinblick auf den tatsächlichen Einsatz des Verhütungsmittels zuversichtlich stimmen.”
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“Es konnte gezeigt werden, dass Vasalgel auch bei Affen, die dem Menschen sehr ähnlich sind, wirksam ist”, sagt sie gegenüber Broadly. “Außerdem fand die Studie in einem naturnahen Umfeld statt und nutzte die Zahl der Schwangerschaften (beziehungsweise deren Ausbleiben) als Messgröße, anstatt nur die Zahl der Samenzellen im Sperma zu messen.”
Obwohl im Rahmen der Versuchsphase zwei Komplikationen beobachtet werden konnten – ein Fehler bei der Injektion des Gels und ein Spermagranulom –, bewertet Brent das Ergebnis der Studie als sehr positiv. “Spermagranulome treten bei Männern auch nach einer Vasektomie sehr häufig auf. Grund dafür sind winzige Mengen Sperma, die aus dem Samenleiter in das umliegende Gewebe austreten”, erklärt sie. “Die Inzidenzrate in unserer Studie war allerdings sehr viel geringer als bei Affen aus derselben Gruppe, bei denen eine Vasektomie vorgenommen worden war. Wir waren daher sehr zufrieden, dass die Studie zeigen konnte, dass Vasalgel nicht nur gut verträglich ist, sondern auch weniger Komplikationen zur Folge hat.”
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Nach der Veröffentlichung der Studie soll Vasalgel nun im Rahmen einer klinischen Studie an Männern weltweit getestet werden, sagt Brent. “Männern stehen bisher nur sehr wenige Verhütungsmethoden zur Verfügung (Kondome, Vasektomien). Ein langfristig wirksames, hormonfreies und potenziell reversibles Verhütungsmittel wie Vasalgel besäße das Potenzial, die Familienplanung von Grund auf zu revolutionieren”, merkt sie an, “und hoffentlich lässt sich dadurch auch die Zahl der ungeplanten Schwangerschaften reduzieren.”
Schon im Jahr 2016 nannte Aaron Hamlin, der Direktor der Male Contraception Initiative, Vasalgel “eine bahnbrechende Neuerung” – sowohl für Männer als auch für Frauen. Kondome werden zwar nach wie vor eine sehr wichtige Rolle dabei spielen, Geschlechtskrankheiten und ungeplante Schwangerschaften zu verhindern, schrieb er im Telegraph, allerdings sind sie aufgrund der Anwendungsfehler längst nicht so effektiv, wie sie sein sollten. Diese neue Option, sagt er, “würde die Bürde der Empfängnisverhütung hingegen tatsächlich zu einer gemeinsamen Verantwortung machen.”
Foto: shankar s. | Flickr | CC BY 2.0